geboren am 15. Februar 1820 bei Adams, Massachusetts
gestorben am 13. März 1906 in Rochester, New York
Pionierin der US-amerikanischen Frauenbewegung
205. Geburtstag am 15. Februar 2025
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Susan B. Anthony, »die Napoleon der Frauenbewegung«, wurde – zusammen mit Elizabeth Cady Stanton – durch ihren unermüdlichen, leidenschaftlichen und couragierten Einsatz zur national wie international anerkannten Führerin der Frauenstimmrechtsbewegung. Am Anfang wegen ihrer radikalen Ansichten und kompromisslosen Forderungen öffentlich geschmäht, wurde sie am Ende ihres Lebens als bewunderte und geliebte Symbolfigur einer mächtigen Bewegung gefeiert.
Anthony wuchs in einer kinderreichen Familie im liberalen Geist der QuäkerInnen auf, die Frauen als gleichberechtigt ansahen. Vater Daniel Anthony war überzeugt, dass Mädchen ebenso wertvoll sind seien wie Jungen, und gab seinen Töchtern eine für die Zeit relativ gute Ausbildung. Er ermutigte sie, selbstständig zu werden, sogar ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. (Gurko 109). Und ihre Mutter Lucy Read Anthony, eher still und von ihren häuslichen und familiären Pflichten überwältigt, gab Susan kein erfreuliches Beispiel für ein Leben als Hausfrau und Mutter. Also wurde Susan Lehrerin, damals praktisch der einzige Beruf, der Frauen offenstand. Dabei lernte sie aber schon bald die gesellschaftliche und finanzielle Ungerechtigkeit gegen Frauen kennen: Sie verdiente nur ein Viertel dessen, was die Männer bekamen.
1849 kehrte Anthony als Verwalterin der Familienfarm nach Rochester, New York, zurück, damals ein Zentrum der vielen Reformbewegungen der Zeit. Im Hause ihres fortschrittlichen Vaters lernte sie AktivistInnen wie den Sklaverei-Gegner William Lloyd Garrison kennen und engagierte sich bald selbst, zunächst in der Temperenz- und der Abolitionsbewegung. Empört darüber, dass sie als Frau in diesen Organisationen nur begrenzt mitreden durfte, interessierte sich Anthony zunehmend auch für die junge Frauenrechtsbewegung – Seneca Falls, wo 1848 der erste, revolutionäre Frauenrechtskongress 1848 stattgefunden hatte, war ja nicht weit weg. 1851 lernte sie die Frauenrechtsaktivistinnen Elizabeth Cady Stanton und Lucy Stone kennen und begann ihren legendären Kampf für die Rechte der Frauen.
In der lebenslangen innigen Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft zwischen Anthony und der brillanten, fünf Jahre älteren Stanton hatte die Frauenbewegung eine unbezwingbare Waffe. Und für Anthony, die nie heiratete, wie auch für Mrs. Stanton, war die Beziehung von zentraler Bedeutung: »Bald griff Herz an Herz mit Haken aus Stahl«, schrieb Stanton später über diese »perfekte Ehe«. Anthony und Stanton arbeiteten mehr als 40 Jahre an der Spitze der Bewegung für die Sache der Frau. Zunächst bekämpften sie im Bundesstaat New York die gesetzliche Diskriminierung der Frau und setzten 1860 für Ehefrauen das Recht auf Besitz durch, außerdem das Sorgerecht für Mütter und Rechte für Witwen. Da Stanton wegen ihrer Kinder anfangs ans Haus gebunden war, übernahm Anthony die organisatorische Arbeit, während ihre Freundin die Reden, Stellungnahmen und Artikel schrieb, die die Bewegung voranbrachten. Sie organisierten Konferenzen, hielten Vorträge im ganzen Land, entwarfen Initiativen, redeten vor den Landtagen und gaben ab 1869 eine radikale Zeitung (Die Revolution) heraus.
Während des Bürgerkriegs (1861–1865) gründeten Stanton und Anthony die erste bundesweite politische Frauenorganisation, die Women’s Loyal National League, die 5.000 Frauen mobilisierte, um 40.000 Unterschriften für eine schnelle Befreiung der SklavInnen zu sammeln. Nach dem Krieg aber mussten sie ihre größte Enttäuschung erleben: Ihre einstigen Verbündeten verlangten das Stimmrecht für männliche Schwarze; die Frauen, ob weiß oder schwarz, sollten sich gedulden: »Es ist die Stunde des Negers.«
1869 gründeten Stanton und Anthony dann die National Woman Suffrage Association, eine Organisation, die das Frauenstimmrecht mit Hilfe einer bundesweiten Verfassungsergänzung durchsetzen wollte. Stantons Änderungsvorschlag wurde 1878 dem US-Senat zum ersten Mal vorgelegt; über 40 Jahre lang wurde er in jeder Legislaturperiode aufs Neue vorgelegt, bis die Frauen Amerikas 1920 mit dem 19. Verfassungszusatz das Stimmrecht bekamen.
1872 wurde Anthony verhaftet, weil sie versucht hatte, zu wählen. Erst mit 80 trat sie als Präsidentin des nationalen Frauenstimmrechtsverbands zurück, und einen Monat vor ihrem Tode nahm sie noch an einer Frauenrechtstagung teil. Hier gab sie ihre lebenslange Überzeugung als Vermächtnis an die Bewegung weiter, mit den berühmten Worten: »Failure is impossible!« (Es kann nicht misslingen!). 14 Jahre später wurde das bundesweite Wahlrecht für Frauen in den USA endlich Wirklichkeit. (Text von 2019)
Verfasserin: Joey Horsley
Zitate
Tatsache ist, Frauen sind in Ketten, und ihre Versklavung ist umso erniedrigender, weil sie sie nicht erkennen. Ach, daß frau sie zwingen könnte zu sehen und zu fühlen, und ihnen den Mut und das Gewissen eingeben könnte, für ihre eigene Freiheit zu sprechen und zu handeln, auch wenn sie dafür den Spott und die Verachtung der ganzen Welt ernten! (Susan B. Anthony)
Links
Fundgrube der PBS (auch über Elizabeth Cady Stanton)
Collection Susan B. Anthony Papers at Library of congress
Multimedia (Audio/Video) zu Stanton & Anthony
Links geprüft und korrigiert am 8. Februar 2020 (AN)
Literatur & Quellen
Anthony, Katherine S. 1975 [1954]. Susan B. Anthony: Her Personal History and Her Era. Garden City, NY. Doubleday.
Baker, Jean H. 2005. Sisters: The Lives of America’s Suffragists. New York: Hill & Wang.
Barry, Kathleen. 1988. Susan B. Anthony: A Biography of a Singular Feminist. New York. New York Univ. Press
DuBois, Ellen C. Hg. 1992. The Elizabeth Cady Stanton - Susan B. Anthony Reader: Correspondence, Writing, Speeches. Vorwort Gerda Lerner. Boston. Northeastern UP.
Harper, Ida Husted. 1898-1908. The Life and Work of Susan B. Anthony. 3 Bde. Nachdr. 1969.
Hopkinson, Deborah. 2005. Susan B. Anthony: Fighter for women's rights. New York. Aladdin.
Lutz, Alma. 1976 [1959]. Susan B. Anthony: Rebel, Crusader, Humanitarian. Boston. Beacon Press.
Stanton, Elizabeth Cady, Susan B. Anthony & Matilda Joslyn Gage. Hg. 1985 (1881-1922). The History of Woman Suffrage. In 6 vols (Vol. 4 edited by S.B. Anthony and I.H. Harper; v. 5-6 edited by I.H. Harper.) Salem, NH: Ayer.
Stanton, Elizabeth Cady & Susan B. Anthony. 1997-2006. The Selected Papers of Elizabeth Cady Stanton and Susan B. Anthony. Ed. Ann D. Gordon. Vol. 1. In the School of Anti-Slavery, 1840 to 1866. Vol. 2. Against an Aristocracy of Sex, 1866 to 1873. Vol. 3. National Protection for National Citizens, 1873 to 1880. Vol. 4. When Clowns make laws for Queens, 1880-1887. New Brunswick, NJ. Rutgers University Press.
Ward, Geoffrey C. & Ken Burns. 2001. Not For Ourselves Alone: The Story of Elizabeth Cady Stanton and Susan B. Anthony. New York. Knopf.
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