Fembio Specials FemBiografien von Brigitte Warkus (1944-2005) Gloria Swanson
Fembio Special: FemBiografien von Brigitte Warkus (1944-2005)
Gloria Swanson
Commons.Wikimedia.org
geboren am 27. März 1899 in Chicago
gestorben am 4. April 1983 in New York
US-amerikanische Schauspielerin
125. Geburtstag am 27. März 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Brokat und verschwenderisch bestickte Seide umhüllen ihren Körper, in den dunklen Haaren über den großen hellen Augen, dem schmalen Mund glitzern Diademe, türmen sich bizarre Federn, pelzverbrämte Capes gleiten von ihren Schultern – mit Gloria Swanson erscheint die Mondäne auf der Leinwand der 20er Jahre. Sie hat einmal gesagt: „Ein Niemand war ich lange genug. Wenn ich ein Star bin, werde ich es von Kopf bis Fuß, zu jeder Minute sein. Jeder, angefangen beim Wachmann des Studios bis hinauf zum höchsten Boss, wird das erkennen.“
Der Regisseur Cecil B. DeMille hat das als erster erkannt: Diese winzige Person konnte mehr als in Slapstick-Komödien das herzige Draufgängermädchen oder – der Erste Weltkrieg geht gerade in sein letztes Jahr – in wirren, schnell heruntergekurbelten Filmen die deutsche Spionin zu spielen. 1919 gab er ihr die Hauptrolle in Don't change your Husband. Und schon in diesem ersten Film (sechs Filme drehten sie bis 1921 zusammen, darunter Male and Female, Why Change Your Wife? und The Affairs of Anatol, allesamt erotikparfümierte Salonromanzen), in einer der berühmten “Visionen” des Regisseurs, Rückblicke in vergangene Zeiten, glänzt Gloria in allem Glanz: exzentrisch kostümiert, hingegossen auf die Rücken schwarzer Sklaven, lässt sie den Inhalt einer eines Nabobs würdigen Schatztruhe genießerisch durch die Finger gleiten …
„Das Publikum wollte die Wirklichkeit nicht sehen, und ich hütete mich, sie ihnen zu zeigen. Damals sollten wir leben wie Könige und Königinnen. Also taten wir es, warum auch nicht? Wir waren verliebt in das Leben. Wir verdienten mehr Geld, als wir es uns je erträumt hatten, und wir hatten keinen Grund anzunehmen, dass das jemals aufhören würde.” – Gloria Swansons Publikum sollte luxuriöse Boudoirs, goldene Wannen in schwarzen Marmorbädern nicht nur in ihren Filmen bestaunen. Sie ließ Leinwandimage und reales Leben miteinander verschmelzen wie kaum eine andere … Von Kopf bis Fuß ein Star telegrafierte sie vor der Rückkehr von Dreharbeiten zu Madame Sans-Gêne (mit einem frisch angetrauten Marquis, einem ihrer sechs Ehemänner, im Reisegepäck) 1925 aus Frankreich an ihr Studio: „Sorgt für Ovationen.“ Von Kopf bis Fuß ein Star glitt sie in ihrem Auto mit den echten Tigerfellsitzen über den Sunset Boulevard wie durch einen Film, wie durch einen Traum.
Kein Traum währt ewig – Ende der 1920er Jahre ist nicht mehr jeder ihrer Filme ein Erfolg, zu sehr gleichen sich die Geschichten, zu viel Luxus ist langweilig geworden. Die barocke Pracht des Stummfilms war ihre Welt; mit dem Tonfilm verschwand die Mondäne langsam von der Leinwand, opulente Seidenroben und schleifende Silberfüchse kommen durch die Flappers und Jazz-Babies der 1930er Jahre aus der Mode.
Verfasserin: Brigitte Warkus
Literatur & Quellen
Heinzlmeier, Adolf, Berndt Schulz & Karsten Witte. 1982. Die Unsterblichen des Kinos: Stummfilmzeit und die goldenen 30er Jahre. Frankfurt/M. Fischer TB 3666.
Quirk, Lawrence J.. 1984. The Films of Gloria Swanson. Secaucus, NY. Citadel.
Vinson, James, Christopher Lyon & Greg S. Faller. Hg. 1986. The International Dictionary of Films and Filmmakers. Bd. 3: Actors and Actresses. London. St. James Press.
Walker, Alexander. 1966. Sex in the Movies: The Celluloid Sacrifice. 3. Aufl. Baltimore. Penguin Books.
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