Fembio Specials FemBiografien von Adelheid Steinfeldt (1925-2014) Maria von Ungarn
Fembio Special: FemBiografien von Adelheid Steinfeldt (1925-2014)
Maria von Ungarn
(auch Maria von Habsburg, Maria von Kastilien, Maria von Österreich genannt)
geboren am 17. September 1505 in Brüssel
gestorben am 18. Oktober 1558 in Cigales, Spanien
Prinzessin von Kastilien, Österreich sowie Burgund; Königin von Ungarn und Böhmen, als Witwe Statthalterin der Niederlande
465. Todestag am 18. Oktober 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
»… tu felix Austria nube« (du, glückliches Österreich, heirate). Nach dieser Devise hatte Kaiser Maximilian I. (1459-1519) bereits durch seine eigene Heirat mit Maria, der Erbtochter von Burgund, dem Haus Habsburg große territoriale Gewinne einverleibt. Durch zwei bedeutende Doppelhochzeiten konnte er seinem Enkel, dem späteren Kaiser Karl V., ein Reich hinterlassen, »in dem die Sonne nie unterging«.
Er verheiratete seinen Sohn, Philipp den Schönen, mit [url=https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/johanna-die-wahnsinnige]Johanna (später »der Wahnsinnigen«) von Kastilien[/url], und seine Tochter Margarete mit dem Infanten von Aragon, Don Juan. Beide Männer starben unerwartet jung. Damit war die Erbfolge von Spanien gesichert, dazu Neapel und Sizilien sowie die überseeischen Kolonien.
Nun galt es, die sechs Kinder Philipps und Johannas politisch geschickt zu vermählen, d.h. sie bereits im Kindesalter zu verloben. So wurde Ferdinand der ungarischen Königstochter Anna und die noch nicht einjährige Maria dem noch ungeborenen nächsten ungarischen Königssohn versprochen.
Bis zu der berühmten Doppelhochzeit 1522 erhielt Maria eine sorgfältige Erziehung, die ihrer lebhaften Intelligenz entsprach. Aber bereits 1526 war Maria Witwe – ihr Gatte Lajos/Ludwig fiel bei der Schlacht von Mohacs gegen die Türken, die fast ganz Ungarn eroberten. Maria musste fliehen.
Da die Ehe kinderlos geblieben war und Maria sich strikt weigerte, eine neue einzugehen, berief ihr Bruder, Kaiser Karl V., sie nach dem Tod ihrer Tante Margarete als Nachfolgerin zur Statthalterin der Niederlande.
Der Aufstieg des Hauses Habsburg wurde für 25 Jahre ihr Lebensinhalt, jedoch konnte sie trotz ihres politischen und strategisches Scharfsinns und ihres Durchhaltevermögens die konfessionellen, äußeren und inneren Schwierigkeiten des ihr anvertrauten Landes nicht bewältigen. Mehrfach fielen die Franzosen verheerend in Flandern ein. Maria bat mehrmals um Ablösung, aber Karl V. befand, sie sei in den Niederlanden unentbehrlich. Selbst an Kämpfen nahm sie zu Pferd teil, geschützt durch einen Brustpanzer. Sie war ein herber Typ und wirkte oft herrisch und arrogant. Daher war sie im Volk unbeliebt; man sprach abschätzig über ihr männliches Verhalten.
Als Karl V., krank und erschöpft, 1555 seinen Rücktritt beschloss und sich nach San Jeronimo de Yuste in Spanien zurückzog, ging Maria mit ihm. Im Thronsaal zu Brüssel bedankte sie sich bei ihren Untertanen: »… Ich habe viele Fehler gemacht, bitte verzeihen Sie mir, es war nicht böser Wille, sondern menschliches Unvermögen.« Zum ersten Male spürten die Menschen, dass unter dem oft getragenen Panzer ein warmes Herz schlug.
Im September 1558 starb Karl V. – Maria schien gefasst, folgte aber ihrem Bruder vier Wochen später nach zwei Herzanfällen nach.
Text von 2004
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Links
Heiß, Gernot (1990): Maria, Erzherzogin von Österreich. In: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 207-209. Onlinefassung.
Online verfügbar unter http://www.deutsche-biographie.de/pnd119170531.html, zuletzt geprüft am 14.10.2023.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Maria, Ungarn, Königin, 1505-1558. Publikationen.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/119170531, zuletzt geprüft am 14.10.2023.
Maria von Ungarn: Mach ick vnglueck nicht wedderstaen. Liedtext (Original und Übertragung in späteres Deutsch). Sophie.
Online verfügbar unter http://scholarsarchive.byu.edu/sophpm_poetry/243, zuletzt geprüft am 14.10.2023.
Maurenbrecher, Wilhelm (1884): Maria (Königin von Ungarn und Böhmen). In: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 374–378. Digitale Volltextausgabe. Wikisource.
Online verfügbar unter https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Maria_(K%C3%B6nigin_von_Ungarn_und_B%C3%B6hmen), zuletzt geprüft am 14.10.2023.
Nerger, Klaus: Regenten 51. Biografie, Grabstätte und einige Bilder der Maria von Ungarn (scrollen!).
Online verfügbar unter http://www.knerger.de/html/regenten_51.html, zuletzt geprüft am 14.10.2023.
Wikisource (1861): Habsburg, Maria (Königin von Ungarn). In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 7 (1861), S. 18-19. Onlinefassung.
Online verfügbar unter https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Habsburg,_Maria_(K%C3%B6nigin_von_Ungarn), zuletzt geprüft am 14.10.2023.
Literatur & Quellen
Beck, Barbara (2013): Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart. 1. Aufl. Wiesbaden. marixverlag. ISBN 9783865399786. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fuchs, Martina und Réthelyi, Orsolya (Hg.) (2007): Maria von Ungarn (1505 - 1558). Eine Renaissancefürstin. Tagungsbegleitband. Münster. Aschendorff. (Geschichte in der Epoche Karls V, 8) ISBN 3402065770. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hamann, Brigitte (Hg.) (1988): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien, München. Amalthea. 1988. ISBN 3-85002-445-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Koldau, Linda Maria (2005): Frauen, Musik, Kultur. Ein Handbuch zum deutschen Sprachgebiet der Frühen Neuzeit. Univ., Habil.-Schr.—Frankfurt/Main, 2005. Köln. Böhlau. ISBN 3412245054. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Leitner, Thea (2009): Habsburgs verkaufte Töchter. 16. Aufl., ungekürzte Taschenbuchausg. München. Piper. (Piper, 1827) ISBN 3-492-21827-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Stracke, Wilhelm (1940): Die Anfänge der Königin Maria von Ungarn, späteren Statthalterin Karls V. in den Niederlanden. Phil. Diss. Göttingen. Universität. (WorldCat-Suche)
Tamussino, Ursula (1998): Maria von Ungarn. Ein Leben im Dienst der Casa de Austria. Graz, Wien, Köln. Verl. Styria. ISBN 3222126410. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Tischer, Sabine (1994): Tizian und Maria von Ungarn. Der Zyklus der »pene infernali« auf Schloss Binche (1549). Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1992. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien. Lang. (Europäische Hochschulschriften : Reihe 28, Kunstgeschichte, 196) ISBN 3631461909. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.