Fembio Specials Widerstandskämpferinnen Sophie Scholl
Fembio Special: Widerstandskämpferinnen
Sophie Scholl

(Sophia Magdalena Scholl [eigentlicher Name])
geboren 9. Mai 1921 in Forchtenberg
hingerichtet am 22. Februar 1943 in München
deutsche Widerstandskämpferin
75. Todestag am 22. Februar 2018
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Die fünf Geschwister Scholl, Kinder einer ehemaligen Diakonisse und eines Steuerberaters, bekommen eine für damalige Verhältnisse sehr moderne Erziehung: Sie sollen diskutieren und hinterfragen lernen, auch Sexualität ist kein Tabu. Die begabte Sophie musiziert, schreibt und zeichnet hervorragend. Schon in der Schule zeigt sich ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Auch starke Religiosität und Liebe zur Natur sind ihr eigen.
Zuerst von der Hitlerjugend begeistert, wenden sich die älteren Geschwister bald wieder davon ab. 1937 wird Hans verhaftet, weil er einer verbotenen Jugendgruppe angehört. Drei Jahre später besteht Sophie ihr Abitur. Um dem Reichsarbeitsdienst zu entgehen, verpflichtet sie sich zur Kindergärtnerinnen-Ausbildung in Ulm, muss danach aber dennoch ein halbes Jahr zur Feldarbeit. Die belesene junge Frau wird als »hochgestochen« abgelehnt und sieht sich Geschwätz und Schikanen ausgesetzt.
1942 endlich darf sie in München, wo ihr Bruder Hans sie schon erwartet, das Studium der Biologie und Philosophie aufnehmen (auch dies nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der es heißt: »Mädchen heiraten ja doch!«).
Nachdem Hans, zeitweise zur Russlandfront abkommandiert, von dortigen Gräueln berichtet und Sophie zwangsweise in der Rüstungsindustrie gearbeitet hat, schließen sich beide der gewaltfreien Widerstandsgruppe Weiße Rose an, die heimlich Flugblätter gegen die Nazis druckt und verteilt: »Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern! [...] Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehasste und ausgestoßene Volk sein? Nein!«
Im Januar 1943 ist Sophie erstmals an der Herstellung eines solchen Flugblatts beteiligt. Die u.a. auch in Köln, Stuttgart, Berlin und Wien verteilten Schriften erregen Aufsehen und führen zu einer intensiven Fahndung nach den Urhebern. Mitte Februar wird das 6. Blatt fertiggestellt, es ruft dazu auf, das NS-Regime zu stürzen und ein »neues geistiges Europa« zu errichten.
Am 18. Februar werden Sophie und Hans vom Hausmeister der Münchner Universität bei ihrer Verteilungsaktion beobachtet. Der Rektor – Inhaber eines Lehrstuhls für »Arische Kultur und Sprachwissenschaft« – übergibt sie der Gestapo, in den folgenden Tagen werden weitere Mitglieder der Weißen Rose festgenommen.
Der berüchtige Richter Roland Freisler verurteilt sechs der jungen Leute zum Tod unterm Fallbeil. Mutig und gefasst bis zuletzt opfert Sophie ihr Leben. Sie und ihr Bruder Hans liegen auf dem Perlacher Friedhof, neben dem Gefängnis Stadelheim, begraben.
(Frühjahr 1990)
Verfasserin: Anna Eunike Röhrig
Zitate
Manchmal graut mir vor dem Krieg, und alle Hoffnung will mir vergehen. Ich mag gar nicht dran denken, aber es gibt ja bald nichts anderes mehr als Politik, und solange sie so verworren ist und böse, ist es feige, sich von ihr abzuwenden.
(Sophie Scholl in einem Brief an Fritz Hartnagel, 9. April 1940)
Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland verloren ist, und dass jedes Menschenleben, das für diesen verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist.
(Sophie Scholl im Verhör)
Links
Weiße Rose Stiftung e.V.
Online verfügbar unter http://www.weisse-rose-stiftung.de/, zuletzt geprüft am 07.02.2018.
Bundeszentrale für politische Bildung: Sophie Scholl und die Weiße Rose – Dossier.
Online verfügbar unter http://www.bpb.de/themen/HKQ6B3,0,0,Sophie_Scholl_und_die_Wei%DFe_Rose.html, zuletzt geprüft am 07.02.2018.
Internet Movie Database: Sophie Scholl. Filme.
Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm1659603/, zuletzt geprüft am 07.02.2018.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Scholl, Sophie. Bücher und Medien.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118610317, zuletzt geprüft am 07.02.2018.
Kleinhans, Bernd: Die Weiße Rose.
Online verfügbar unter http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/die-weisse-rose/, zuletzt geprüft am 07.02.2018.
Köster, Freimut: Gedenkseite für Karlrobert Kreiten. Freisler – Der Prozess gegen Hans und Sophie Scholl.
Online verfügbar unter http://www.fkoester.de/kreiten/freisler/seite7.php, zuletzt geprüft am 07.02.2018.
Wikiquote: Sophie Scholl. Zitate von und über Sophie Scholl.
Online verfügbar unter http://de.wikiquote.org/wiki/Sophie_Scholl, zuletzt geprüft am 07.02.2018.
Literatur & Quellen
Quellen
Aicher-Scholl, Inge (Hg.) (1993): Sippenhaft. Nachrichten und Botschaften der Familie in der Gestapo-Haft nach der Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl. Frankfurt am Main. Fischer. ISBN 3-10-000409-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Aicher-Scholl, Inge (1996): Überleben, Weiterleben: Inge Aicher-Scholl zum 80. Geburtstag. Direktverlag.
Dumbach, Annette; Newborn, Jud (1994): Die Geschichte der Weißen Rose. (=Shattering the German night) Aus dem am. Engl. von Annerose Gierlichs. Vorwort Richard von Weizsäcker. 4. Aufl. Freiburg im Breisgau. Herder. (Herder-Spektrum, 4269) ISBN 345104269X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hanser, Richard (1980): Deutschland zuliebe. Leben und Sterben der Geschwister Scholl ; die Geschichte der Weißen Rose. (=A noble treason) München. Kindler. ISBN 3463007940. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Oldfield, Sybil (1992): Frauen gegen den Krieg. Alternativen zum Militarismus ; 1900-1990. (=Women against the iron fist) Aus dem Englischen von Heidi Fehlhaber. Frankfurt am Main. S. Fischer. ISBN 3-10-055203-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Scholl, Inge (1952): Die weiße Rose. Frankfurt am Main. Verl. der Frankfurter Hefte.
Scholl, Inge (1977): Die weiße Rose. Frankfurt am Main. Fischer-Taschenbuch-Verl. (Fischer-Taschenbücher, 88) ISBN 3-596-20088-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Vinke, Hermann (1980): Das kurze Leben der Sophie Scholl. Ravensburg. O. Maier. ISBN 3-473-35222-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Bald, Detlef; Huber, Wolfgang (2005): »Wider die Kriegsmaschinerie«. Kriegserfahrungen und Motive zum Widerstand der »Weissen Rose«. 1. Aufl. Essen. Klartext-Verl. ISBN 3-89861-488-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Beuys, Barbara (2010): Sophie Scholl. Biografie. München. Hanser. ISBN 978-3-446-23505-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Breinersdorfer, Fred; Chaussy, Ulrich (2005): Sophie Scholl - die letzten Tage ; [das Buch zum Film]. Orig.Ausg., 4. Aufl. Frankfurt am Main. Fischer-Taschenbuch-Verl. (Fischer, 16609) ISBN 3-596-16609-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fürst-Ramdohr, Lilo (1995): Freundschaften in der Weißen Rose. München. Verl. Geschichtswerkstatt Neuhausen. ISBN 3-931231-00-3. (WorldCat-Suche)
Leisner, Barbara (2005): Sophie Scholl. »Ich würde es genauso wieder machen«. 7. Aufl. München. Ullstein. (List-Taschenbuch, 60191) ISBN 3-548-60191-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Milstein, Werner (2004): Mut zum Widerstand. Sophie Scholl - ein Porträt. 2., durchges. Neukirchen-Vluyn. Neukirchener Verl.-Haus. ISBN 3-7975-0056-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Scholl, Hans; Scholl, Sophie (2005): Briefe und Aufzeichnungen. Herausgegeben von Inge Jens. Frankfurt am Main. Fischer-Taschenbuch-Verl. (Fischer-Taschenbücher, 5681) ISBN 3-596-25681-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Scholl, Inge (2009): Die weiße Rose. Erw. Neuausg., 13. Frankfurt am Main. Fischer. (Fischer-Taschenbücher, 11802) ISBN 978-3-596-11802-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Scholl, Sophie; Hartnagel, Fritz et al. (2006): Damit wir uns nicht verlieren. Briefwechsel 1937 - 1943. 3. Aufl. Frankfurt am Main. Fischer. ISBN 3-10-000425-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Selg, Peter (2007): Der geistige Weg von Hans und Sophie Scholl. 2. korr. u. erw. Dornach. Verl. am Goetheanum. ISBN 3-7235-1275-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Steffahn, Harald (2007): Die Weiße Rose. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 8. Aufl., Orig.-Ausg. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. (Rowohlts Monographien, 50498) ISBN 3-499-50498-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Vinke, Hermann (2006): Hoffentlich schreibst Du recht bald. Sophie Scholl und Fritz Hartnagel ; eine Freundschaft 1937 - 1943. Ravensburg. Ravensburger Buchverl. Maier. ISBN 3-473-35253-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Vinke, Hermann; Hartnagel, Fritz (2005): Fritz Hartnagel. Der Freund von Sophie Scholl. Zürich. Arche-Verl. ISBN 3-7160-2341-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
- Wikimedia Commons
- Tangente – Schülerzeitung des Max-Planck-Gymnasiums Ludwigshafen
- holocaust-history.org
- Marieable of F▲shion
- helmut-zenz.de
(Original-URLs, unabhängig vom jetzigen Stand)
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