geboren am 25. Oktober 1977 in Frankfurt am Main
deutsche Fußballerin und Sportpsychologin
40. Geburtstag am 25. Oktober 2017
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
„Die Frauen-Fußballnationalmannschaft ist ja schon Weltmeister, und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das gleiche leisten können wie Frauen“, machte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2006 der Männer-Fußballnationalmannschaft vor der Weltmeisterschaft Mut. Die deutschen Fußballerinnen hatten bei der WM 2003 im Finale gegen die Schwedinnen in der Verlängerung durch ein Golden Goal von „Kopfball-Ungeheuer“ Nia Künzer gewonnen. Deutschland war – nach 1954, 1974 und 1990 – wieder einmal Weltmeister geworden. Aber dieses Mal waren es die Frauen, die die Nation begeisterten. Das Team um Birgit Prinz, die zur besten Spielerin des Turniers gewählt wurde, zeigte während des Turniers mitreißende Vorstellungen und wurde weltweit bejubelt. (Die deutschen Männer belegten bei der WM 2006 den dritten Platz). Frauenfußball war spätestens jetzt gesellschaftsfähig geworden.
Es war ein langer Weg bis dahin. „Fußball ist nichts für Mädchen“, war die landläufige Meinung, als Birgit Prinz mit den Jungs Fußball spielte und feststellte: „Sie sind auch nicht besser als ich“. 1955 noch sprach der DFB ein Verbot des Frauenfußballs aus, und erst 1970 wurde der „Damenfußball“ durch den DFB wieder offiziell zugelassen. 1990 kam es zur Einführung der Frauen-Bundesliga. 1991 zur ersten offiziellen Frauen-WM in China, und ab 1993 durften die Fußballerinnen – wie ihre Kollegen – endlich auch zweimal 45 statt 30 Minuten aufs Feld.
Birgit Prinz hat schon früh eine beachtliche Karriere aufgebaut. 1992 spielt die 15jährige zum ersten Mal mit einer Sondergenehmigung für den FSV Frankfurt in der Bundesliga. Als 16jährige debütiert sie in der deutschen Nationalmannschaft – und schießt prompt ein Tor.
Sie ist, bis heute, amtierende Rekord-Nationalspielerin (214 Spiele) und Rekordtorschützin der Nationalmannschaft (128 Tore). In 269 Bundesligaspielen hat sie 267 Tore geschossen. Sie war neunmal Deutsche Meisterin, zehnmal Deutsche Pokalsiegerin, dreimal UEF-Cup-Gewinnerin, nahm viermal an Olympischen Spielen teil, war fünfmal Europameisterin, zweimal Weltmeisterin, bei der WM 2003 gar Torschützenkönigin. Neunmalige Fußballerin des Jahres, dreimalige Weltfußballerin. Birgit Prinz, die Pionierin des Frauenfußballs, weltweit, war ein Star, ohne ein Star sein zu wollen. Dass die amerikanische Spielwarenfirma Mantell ihr eine Birgit Prinz-Barbiepuppe dedizierte, auch wenn es nur ein Unikat war, es mag sie eher unangenehm berührt haben. „Ich bin früher nicht darauf vorbereitet worden, Birgit Prinz zu sein“, hat sie einmal gesagt. Sie war der Albtraum jedes Reporters, denn sie beantwortete Fragen entweder gar nicht oder nur wortkarg, denn „ich wollte nie mein Leben mit den Medien teilen. Mich hat als Spielerin immer gestört, dass der Fokus fast ausschließlich bei mir lag. Das Interesse hat sich fast darauf beschränkt, ob Birgit Prinz ein Tor schießt.“
Bei der Weltmeisterschaft 2011, die in Deutschland stattfand, lag der Fokus nicht mehr auf ihr. Und dabei sollte diese Weltmeisterschaft den krönenden Abschluss ihrer Karriere bilden. Aber plötzlich schienen ihr Dynamik, Präsenz und Willensstärke abhanden gekommen zu sein. Lira Bajramaj und Co. – perfekt geschminkte und frisierte Spielerinnen erschienen auf dem Spielfeld, die auch gut spielten, gleichzeitig aber ironisch und kess über ihre „tussifarbigen“ Schuhe reden konnten und ganz offensichtlich Spaß hatten. „Das sind dufte Typen, die kommen bei der Jugend an“, sagte Theo Zwanziger. Plötzlich sprachen Spielerinnen über ihr Privatleben, wie zum Beispiel Nadine Angerer, die sich öffentlich zu ihrer Bisexualität äußerte oder die Ersatztorhüterin Ursula Holl, die in einem Interview auf die Frage, warum sie ihre Lebensgefährtin Carina heiratete, überrascht antwortete: „Warum wohl? Aus Liebe.“
Nach der Weltmeisterschaft – in der die deutsche Mannschaft bereits im Viertelfinale ausschied - beendete Birgit Prinz ihre Karriere. „Ich denke, ich war Teil einer Zeit im Frauenfußball, in der sich unheimlich viel entwickelt hat, und daran hatte ich meinen Anteil. Auch wenn ich nicht immer so funktionierte, wie man es sich wünschte.“
Heute arbeitet die Ausnahmesportlerin und Diplom-Psychologin erfolgreich als Sportpsychologin, bereitet in Hoffenheim junge Fußballer auf ihre Karriere vor. Sie hat etwas gelernt, wenn sie sagt: „Der Mensch ist bei unserer Arbeit entscheidend, nicht der Fußball.“ Auch Birgit Prinz hat einen Weg in ein Leben nach dem Fußball gefunden. Und dann sagt sie, die wie keine andere den Frauenfußball der letzten Jahrzehnte geprägt hat: „Der Rest ist privat.“
Verfasserin: Susanne Gretter
Links
Website von Birgit Prinz. Leer bis auf die Startseite (27.08.2017).
Online verfügbar unter https://www.birgit-prinz.com/, abgerufen am 27.08.2017.
DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V.: Birgit Prinz – Die Frau der Rekorde.
Online verfügbar unter https://www.dfb.de/historie/ehrenspielfuehrer-innen/birgit-prinz/, abgerufen am 27.08.2017.
DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V.: Birgit Prinz Personenprofil.
Online verfügbar unter https://datencenter.dfb.de/profil/404, abgerufen am 27.08.2017.
FIFA.com: FIFA-Turniere Spieler & Trainer - Birgit PRINZ.
Online verfügbar unter http://de.fifa.com/fifa-tournaments/players-coaches/people=105/index.html, abgerufen am 27.08.2017.
Juchem, Markus (2014): Birgit Prinz wird Forschungsleiterin bei FIFA-Projekt.
Online verfügbar unter http://www.womensoccer.de/2014/08/29/birgit-prinz-wird-forschungsleiterin-bei-fifa-projekt/, abgerufen am 27.08.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6t2Q9w2au.
LinkedIn: Birgit Prinz | Berufsprofil.
Online verfügbar unter https://de.linkedin.com/in/birgit-prinz-53025a65, abgerufen am 27.08.2017.
Meurer, Daniel (2015): Ex-Nationalspielerin Prinz: In der Nachspielzeit. In: FAZ, 30.06.2015.
Online verfügbar unter http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/was-fussball-legende-birgit-prinz-heute-macht-13675239.html, abgerufen am 27.08.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6t1bS4Hzt.
SR/Olympic Sports: Birgit Prinz Bio, Stats, and Results.
Online verfügbar unter https://www.sports-reference.com/olympics/athletes/pr/birgit-prinz-1.html, abgerufen am 27.08.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6t2OhZNCd.
Steinbichler, Kathrin (2012): Die Psychologin verlässt den Strafraum. In: Süddeutsche Zeitung, 27.ß3.2012.
Online verfügbar unter http://www.sueddeutsche.de/sport/abschiedsspiel-von-birgit-prinz-die-psychologin-verlaesst-den-strafraum-1.1319079, abgerufen am 27.08.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6t1bxwoKu.
Literatur & Quellen
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Bausenwein, Christoph (2013): Das große Buch vom Frauenfußball. Göttingen. Verl. Die Werkstatt. (Bücher für Fußball-Kids) ISBN 978-3-7307-0005-1.
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Galczynski, Ronny (2010): Frauenfußball von A - Z. Das Lexikon des deutschen Frauenfußballs ; Spielerinnen, Vereine und Rekorde ; viele Hintergrundgeschichten. Orig.-Ausg. Hannover. humboldt. (Freizeit & Hobby) ISBN 978-3-86910-169-9.
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Gundel, Okka (2011): 11 Freundinnen müsst ihr sein. Warum Frauenfußball begeistert. Originalausg. München. Knaur. (Knaur, 78449) ISBN 9783426784495.
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Neumann, Tom (2016): Die Saison 2002/2003 Ein Jahr im Fußball - Spiele, Statistiken, Tore und Legenden des Weltfußballs. Was Zinédine Zidane, David Beckham, Birgit Prinz und der AC Mailand mit der Bundesliga und der Frauen WM 2003 zu tun haben. Norderstedt. Books on Demand. ISBN 9783739244716.
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Prinz, Birgit (2006): Das ist mein Spiel. Wie ich Fussball-Weltmeisterin wurde. 1. Aufl. München. Droemer Knaur. ISBN 3426778610.
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Prinz, Birgit (Hg.) (2010): Südafrika 2010. Das Buch zur Fußball-WM. Berlin. Das Neue Berlin. ISBN 978-3-360-01995-0.
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Wernecke, Rosa; Hertel, Stine (2014): 111 Gründe, Frauenfussball zu lieben. Eine Liebeserklärung an den großartigsten Sport der Welt. Berlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf. ISBN 3862654052.
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Wollsching-Strobel, Peter und Prinz, Birgit (Hg.) (2012): Talentmanagement mit System. Von Top-Performern lernen : Leistungsträger im Unternehmen wirksam unterstützen : Der PWS-Ansatz. Wiesbaden. Springer Gabler. ISBN 9783834932808.
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