(Doris Mary Anne Kappelhoff)
geboren am 3. April 1922 in Cincinnati, Ohio
gestorben am 13. Mai 2019 in Carmel Valley Village, Monterey County, Kalifornien
US-amerikanische Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin; Tierschützerin
5. Todestag am 13. Mai 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Doris Day wurde am 3. April 1922 in Cincinnati, Ohio geboren, zwei Monate vor jener anderen großen US-amerikanischen Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin, Judy Garland, mit der sie befreundet war und deren Leben so gänzlich anders verlief.
Judy Garland starb 50 Jahre vor Doris Day. Das lag vermutlich an den Drogen. Doris Day, in Deutschland gerne als „Sauberfrau“ Hollywoods geschmäht, nahm im Gegensatz zu Judy Garland weder Drogen noch trank sie.
Doris Days Eltern entstammten deutschen Einwandererfamilien, die sich, wie so viele Deutsche, in Cincinnati angesiedelt hatten. Der Vater, William Kappelhoff, war ein angesehener Chorleiter; er unterrichtete auch Klavier und Geige. Ihre Mutter, Alma Kappelhoff geb. Welz, hatte selbst Sängerin und Schauspielerin werden wollen, musste dieses Ziel aber wegen der Ehe aufgeben. So hoffte sie nun für ihre Tochter auf Bühnen- und Leinwandruhm.
Vater Kappelhoff verließ seine Familie früh um einer anderen willen, und so konnte Mutter Alma mit Doris nach Hollywood ziehen, um ihrem Ziel näherzukommen. Doris bekam Tanz- und Gesangsunterricht und erwies sich als äußerst begabt und auftrittsfreudig. Sie zeigte kaum Lampenfieber.
Mit 15 allerdings hatte sie einen Autounfall und erlitt einen komplizierten Beinbruch. Nachdem der ausgeheilt war, brach sie sich das Bein umgehend noch einmal - der Berufstraum Tänzerin war zunächst ausgeträumt, und Doris konzentrierte sich während der langen Genesungszeit auf das Singen. Sie ging danach mit einer kleinen Band auf Tournee und trat jeden Abend als Frontfrau auf. Sie verliebte sich in den Posaunisten Al Jorden und heiratete ihn. Bald gebar sie - sie war knapp 20 Jahre alt - einen Sohn, Terry. Die Ehe mit Jorden währte nicht lange, denn der Gatte war - grundlos - eifersüchtig und terrorisierte und schlug sie. Kaum seiner Gewalt entronnen, heiratete Doris Day den nächsten Musiker, George Weidler - auch diese Ehe währte nur kurz. Ehemann Nummer 3 wurde Marty Melcher, ihr Manager. Er adoptierte Doris’ Sohn aus der ersten Ehe, der nun Terry Melcher hieß und seiner Mutter ein zuverlässiger Beistand werden sollte, besonders als 1968 nach dem Tod Martys herauskam, dass er ihr gesamtes Vermögen, etwa 20 Millionen Dollar, durchgebracht und noch dazu Schulden hinterlassen hatte, die Doris nun abarbeiten musste. Marty Melcher hatte nicht nur Doris Days Vermögen veruntreut, sondern sie auch zunehmend an Projekte verhökert, die ihm Geld einbrachten, aber weit unter ihrem Niveau waren.
Doris Day pflegte zu sagen, sie habe eigentlich vom Leben nichts anderes gewollt als eine gute Ehe mit einem liebevollen Mann und netten Kindern in einem hübschen Häuschen. Stattdessen wurde sie das, was wohl die meisten Frauen sich damals eher erträumten: ein Hollywood-Superstar mit einer einmalig erfolgreichen Doppelkarriere als Sängerin und Schauspielerin. Hin und wieder tanzte sie auch (trotz der zurückliegenden Unfälle), genau so perfekt und scheinbar mühelos wie sie sang und spielte. Sie drehte 39 Filme mit Hollywoodstars wie James Stewart, Clark Gable, Rock Hudson u.a., darunter die Klassiker „Der Mann, der zu viel wusste“ und „Bettgeflüster“.
Ihre größten Film-Triumphe feierte Doris Day zwischen 1955 und 1965, also zwischen ihrem 33. und 43. Lebensjahr. Damit die „amerikanische Sauberfrau“ in Deutschland nicht so steril rüberkam, wurden die Titel ihrer Filme auf zweideutig bis schlüpfrig getrimmt: Aus „Pillow Talk“ (Kopfkissengeplauder) wurde „Bettgeflüster“, „Lover come back“ wurde zu „Ein Pyjama für zwei“, aus „The Glass Bottom Boat“ drechselte mann „Spion in Spitzenhöschen“, und „Move over darling“ wurde „Eine zuviel im Bett“. Ohne eindeutige Hinweise auf Bett oder Reizwäsche war Doris Day in Deutschland nicht zugelassen.
In meiner Glosse „Die Stimme Amerikas“ untersuche ich die Frage, warum Frank Sinatra als „Stimme Amerikas“ gilt und nicht Doris Day. Die beiden lebten gleichzeitig - Frankieboy nur 6 Jahre älter als Day - und lange im selben Milieu, aber meist strikt aneinander vorbei. Nur einmal sind sie zusammen aufgetreten, 1954, in dem Film Young at Heart. Sinatra und Day waren darin und auch sonst wie Night and Day.
Days Gesangskarriere entfaltete sich in der Big-Band-Zeit der dreißiger und vierziger Jahre; in den fünfziger Jahren hatte sie Erfolge in Hollywood, Anfang der sechziger Jahre war sie weltberühmt und verdiente Unsummen mit ihren Platten. Aber mit dem Aufkommen der Beatles, der Stones und anderer Boy Groups, Aretha Franklins, Diana Ross’ und anderer schwarzer Sängerinnen waren ihre Musik und ihr Gesangsstil passé. Doris Day arbeitete noch einen Fünfjahresvertrag für die Doris-Day-TV-Show ab, den ihr verstorbener Gatte und Manager für sie abgeschlossen hatte, Frank Sinatra zog sich aus dem Showgeschäft zurück, um bald darauf wieder aufzutauchen und als „the Voice (of America)“ ganze Stadien zu füllen und zog sich dann aus dem Showbusiness zurück.
Beide besaßen eine phantastische Stimme, große Musikalität und große schauspielerische Begabung. Warum also verließ Day die Welt des ShowBiz, während Sinatra sich (immerhin erfolgreich) daran klammerte? Warum gilt Sinatra als „Stimme Amerikas“ und nicht Day? Wohl jede Doris-Day-Biographie beteuert: Die Frauen wollten so sein wie Doris Day, und die Männer begehrten Doris Day nicht nur, sondern wollten sie sogar ihrer Mutter vorstellen.
Aber eine von Männern noch so sehr begehrte Filmschauspielerin hatte im Hollywood der sechziger Jahre spätestens mit 45 Jahren ausgedient – selbst eine Schönheit wie Elizabeth Taylor traf es schon mit 35. In der Mitte ihres langen Lebens machte Doris Day mit dem Tierschutz eines ihrer wichtigsten Anliegen zu ihrem neuen Beruf. 50 Jahre lang setzte die „Sauberfrau“ sich unermüdlich für Tiere ein und rettete mit ihren Stiftungen Millionen von ihnen das Leben. Zwar wurden ihre enormen schauspielerischen, sängerischen und tänzerischen Fähigkeiten für ihren vierten und längsten Job nicht gebraucht, wohl aber ihr Weltruhm. Und die Liebe ihrer Fans.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Links
https://www.dorisday.net/
https://www.dorisdayanimalfoundation.org/
Literatur & Quellen
Day, Doris & A.E. Hotchner. 1976 [1975]. Doris Day: Her Own Story. Bantam.
Haskell, Molly. 1987. From Reverence to Rape: The Treatment of Women in the Movies. 2nd edition. [First Ed. 1973]. Chicago; London. Univ. of Chicago Press.
Kaufman, David. 2008. Doris Day: The Untold Story of the Girl Next Door. Virgin Books.
Santopietro, Tom. 2007. Considering Doris Day. Thomas Dunne books.
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