
Johanna Kirchner Foto: AdsD/Friedrich-Ebert-Stiftung Signatur: 6/FOTA007180
(Johanna Kirchner)
geboren am 24. April 1889 in Frankfurt am Main
hingerichtet am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee
deutsche Widerstandskämpferin; Sozialdemokratin
75. Todestag am 9. Juni 2019
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Aufgewachsen in einer alten sozialdemokratischen Familie, schloss sich Johanna (Hanna) Stuntz als Vierzehnjährige der sozialistischen Arbeiterjugend an; mit 18 Jahren trat sie der SPD bei.
Während des Ersten Weltkrieges und in den Jahren danach engagierte sich Kirchner, inzwischen verheiratet und Mutter zweier Töchter, zunächst sozialpolitisch: in der kommunalen Wohlfahrtspflege, in der Arbeiterwohlfahrt (die sie 1919 zusammen mit Marie Juchacs gründete) und in der SPD-Frauenpolitik.
Johanna Kirchner leistete von Anfang an aktiven Widerstand gegen die Nazis. Schon 1933 musste sie emigrieren, denn ihre Mithilfe bei der geplanten Befreiung eines inhaftierten Nazi-Gegners lieferte den Anlass für einen Haftbefehl.
Die Flucht vor der Gestapo führte Johanna Kirchner nach Saarbrücken, Forbach, Metz und Paris, Stationen, von denen aus sie – stark belastet durch die Trennung von ihrer Familie – den antifaschistischen Widerstand in Deutschland unterstützt. Sie übernimmt die Leitung des Saarflüchtlingskomitees, schreibt Berichte und Pläne für den SPD-Exilvorstand, beteiligt sich an der Produktion und Verbreitung illegaler Parteimaterialien und Flugblätter; sie betreut antifaschistische SpanienkämpferInnen und verhilft ihnen zur Flucht.
Johanna Kirchner wird verhaftet; 1942 liefert die Vichy-Regierung sie an die Gestapo aus. Auch ihre Tochter wird inhaftiert. Die Mutter wird wegen Hoch- und Landesverrat zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Anfang 1944 nimmt der Volksgerichtshof das Verfahren erneut auf. Johanna Kirchner stirbt, wie Liselotte Herrmann, Liane Berkowitz und 2913 weitere Frauen und Männer in der Zeit von 1933-45, in Berlin-Plötzensee unter dem Fallbeil der nationalsozialistischen Henker.
Zum Gedenken an Johanna Kirchner wurde im Rathaus St. Johann in Saarbrücken die hier abgebildete Bronze-Skulptur aufgestellt.
(Text von 1988)
Verfasserin: Marion Kremer
Literatur & Quellen
Dertinger, Antje. 1980. Die bessere Hälfte kämpft um ihr Recht. Köln. Bund.
Kraushaar, Luise. Hg. 1970. Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945. Bd 1. Berlin. Dietz.
Oppenheimer, Max. 1974. Das kämpferische Leben der Johanna Kirchner. Frankfurt/M. Röderberg.
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