(Julie Frances Christie)
geboren am 14. April 1941 in Chukua, Assam, Indien
englische Schauspielerin
80. Geburtstag am 14. April 2021
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Sie gilt als Symbol der „Swinging Sixties“, als englische Brigitte Bardot. Ihr wird nachgesagt, die eigentliche Verbreiterin des Minirocks gewesen zu sein – und nicht etwa dessen Schöpferin Mary Quant: Nachdem Christie in ihrem Film Darling einen der kurzen Röcke getragen hatte, sind sie plötzlich überall zu sehen. Sie steht häufig im Rampenlicht und schafft es dennoch, ihr Privatleben weitgehend vor der Öffentlichkeit zu verbergen: Sie hasst – noch heute – Interviews und Auftritte in Talk-Shows.
Julie Frances Christie wird als älteres von zwei Kindern auf der Teeplantage ihrer Eltern in Assam geboren – im äußersten Nordosten der Kolonie Britisch-Indien. Ihre Eltern haben wenig Zeit; sie wird von einer „ayah“, einer einheimischen Kinderfrau, erzogen, die ihr auch einige Wörter der Landessprache beibringt. Julie ist gerade sieben Jahre alt, als die Eltern sich trennen, Indien unabhängig und geteilt wird. Die Mutter bringt das Mädchen im südenglischen Sussex bei Pflegeeltern unter. Julie ist trotz ihrer großen Schüchternheit nicht gerade das, was sich ihre Umgebung unter einer wohlerzogenen, jungen Lady vorstellt. Mehrmals muss sie die Schule wechseln. Ein einjähriger Aufenthalt bei einer exzentrischen Familie in der Gascogne bringt ihr nicht nur perfekte französische Sprachkenntnisse ein – so dass sie sich später in ihren Filmen selbst synchronisieren kann – sondern auch einen Zuwachs an Selbstbewusstsein. Als sie siebzehnjährig nach England zurückkehrt, hat sie nicht nur ein paar topmodische Kleider im Gepäck, sondern auch den Wunsch, ihre Schulausbildung zu beenden, um dann Geschichte zu studieren – oder Schauspielerin zu werden.
Mühelos erhält Julie Christie einen Platz an der Londoner Central School of Drama. Einen festen Wohnsitz hat sie zu jener Zeit nicht. Mit ihrer Luftmatratze lässt sie sich mal bei diesen Bekannten oder jenen FreundInnen nieder. Nebenbei arbeitet sie als Zimmermädchen, spült bei Schweppes Flaschen aus und lässt sich für Hochglanzmagazine als Pin-up-Girl fotografieren. Unmittelbar nach Abschluss der Schauspielschule gibt sie 1961 in der Science-Fiction-Serie A for Andromeda ihr Fernsehdebüt. Außerdem wird sie am Theater in Frinton-on-Sea engagiert. Gleich mit ihrem ersten größeren Film Darling gelingt ihr der internationale Durchbruch: Für ihre Rolle als egozentrisches, rücksichtsloses Fotomodell, das sich nach oben schläft und als frustrierte Ehefrau eines italienischen Adeligen endet, wird sie 1966 als beste Hauptdarstellerin mit dem Oscar ausgezeichnet.
Trotzdem ist dieser Film nicht ihr bekanntester. Weltruhm erntet sie vor allem als Lara in Doktor Schiwago, mit ihrer Doppelrolle als naiv-dümmliche Ehefrau bzw. subversiv agierende Lehrerin im Truffaut-Film Fahrenheit 451 sowie mit dem Psychothriller Wenn die Gondeln Trauer tragen. Die Rolle als Beauty in James Bond jagt Dr. No bleibt ihr allerdings verwehrt – den Produzenten ist ihre Oberweite nicht üppig genug.
Wie ein Weltstar gebärdet sie sich nicht. Sie kleidet sich unkonventionell, fährt mit dem Motorroller zum Set und liest in den Drehpausen Marx‘ Kommunistisches Manifest. Einerseits protestiert sie am „Tag der Menschenrechte“ öffentlichkeitswirksam in Handschellen vor der Kirche St. Martin-in-the-Fields, andererseits sucht sie Ruhe und Abgeschiedenheit, die sie in ihrem Haus in Wales findet. Nichts ist ihr wichtiger als Unabhängigkeit und größtmögliche Selbständigkeit. Heiraten, sagt sie immer wieder, komme daher für sie nicht in Frage.
Berühmt wird Julie Christie aber nicht nur wegen ihrer Filme, sondern auch wegen ihrer Beziehung mit dem Hollywood-Schönling Warren Beatty, mit dem sie drei Filme dreht und gemeinsam gegen den Vietnamkrieg demonstriert. Als er sich immer wieder an andere Frauen heranmacht, verlässt sie ihn nach sieben Jahren.
Ende der 1970er Jahre ist ihre Weltkarriere scheinbar zu Ende: Aber Julie Christie ist nicht von der Leinwand verschwunden. Seit sie es sich leisten kann, sucht sie sich ihre Rollen sorgfältig aus – auch in Filmen, die keine Kassenmagneten sind und keine Traumgagen einbringen. So spielt sie 1986 im deutschen Mehrteiler Väter und Söhne, 1996 die Gertrude im Film Hamlet und 2007 in An ihrer Seite eine Alzheimerkranke. Letzteres bringt ihr prompt den Golden Globe Award sowie eine Oscar-Nominierung ein. Während eines ihrer wenigen Interviews anlässlich der Oscar-Verleihung 2008 tritt sie mit der orangefarbenen Schleife der American Civil Liberties Union auf und plädiert für die Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo. Ferner engagiert sie sich seit langem u.a. gegen Tierversuche, für Umweltschutz, die Menschenrechtsorganisationen Oxfam und Survival International sowie für die Abschaffung von Nuklearwaffen.
Aber in einem ist sich Julie Christie doch noch untreu geworden: Im November 2007 heiratet sie ihren langjährigen Lebensgefährten, den schottischen Journalisten Duncan Campbell.
Verfasserin: Christine Schmidt
Zitate
Wenn man ein hübsches Gesicht für unwesentlich erklärt, dann steht einem eine große Erfahrungsbreite offen.
Literatur & Quellen
Callan, Michael Feeney. 1984. Julie Christie. Ihre Filme – ihr Leben. München. Heyne.
Ewbank, Tim & Stafford Hildred. 2000. Julie Christie – The Biography. London. André Deutsch.
Links geprüft und korrigiert am 9. April 2021 (AN)
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