(Софья Алексеевна; Sophia/Sofia/Sophya/Sofya Alexejewna/Alexeevna/Alekseyevna Romanow/Romanov)
geboren am 27. September 1657 in Moskau
gestorben am 14. Juli 1704 im Moskauer Neu-Jungfrauen-Kloster
Regentin von Russland 1682-1689
320. Todestag am 14. Juli 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Zar Alexei Michailowitsch (1645-1676) hinterließ 16 Kinder aus zwei Ehen. Regierungsfähig waren aber nur Peter (später „der Große“) aus der zweiten und der kränkelnde Fjodor aus der ersten Ehe, der zunächst 15-jährig den Thron bestieg. Ihm blieben nur sechs Jahre zum Regieren, und er zeugte weder Nachkommen noch legte er eine Thronfolge fest. Das eröffnete seiner vier Jahre älteren Schwester Sofia einen ungewöhnlichen Lebensweg.
Sofia war wissensdurstig und vielseitig interessiert, energisch und machtbewusst. Da ihr Vater und ihr Bruder erste reformerische Schritte in die Neuzeit und vorsichtige Annäherungen in Richtung Westen begannen, gelang es ihr mit viel List und Skrupellosigkeit, aus dem „goldenen Käfig“, in dem alle weiblichen Mitglieder der Zarenfamilie zur Bedeutungslosigkeit verdammt waren, auszubrechen. Sie erhielt bei dem klugen Prinzenerzieher Simeon Polotzki sogar die gleiche Ausbildung wie ihre Brüder. Zar Fjodor liebte seine Schwester Sofia und ließ sich gern von ihr beraten. So bekam sie auch Einblicke in Politik und Diplomatie.
Als Fjodor 1682 starb, brachen die erbitterten Machtkämpfe zwischen den Anhängern der beiden Frauen/Familien Zar Alexeis erneut aus. Wer sollte auf den Thron folgen? Iwan V. aus der ersten Ehe? Er war schwachsinnig, ein „Narr in Christo“, denen man in Russland allgemeine Verehrung entgegenbrachte. Oder der vitale Peter aus der zweiten Ehe, der aber erst zehn Jahre alt war? Das war Sofias Stunde. Gestützt auf die Elitetruppe der Strelitzen forderte sie, dass Iwan und Peter sich den Thron teilen sollten. So geschah es am 23. Mai 1682. Drei Tage später wurde Sofia von der Bojarenduma (Parlament) als Regentin für beide Zaren eingesetzt.
Sofia umgab sich mit klugen und ihr treu ergebenen Männern, die die Geschicke des Landes leiten konnten, unter ihnen auch Wassili Golyzin, ihr Geliebter. Mit Ernsthaftigkeit und Energie widmete Sofia sich ihrer Aufgabe. Sie förderte die Eisen- und Textilherstellung und beseitigte die Zollschranken gegenüber der Ukraine, lud hugenottische Flüchtlinge ins Land ein und gründete die „Hellenisch-Slawische Akademie“. Mit dieser ersten Hochschule ging Sofia den von den Zaren Alexei und Fjodor eingeschlagenen Weg in die Frühaufklärung weiter. Durch Handelsverträge mit Polen und Schweden, England, den Niederlanden, Brandenburg und Sachsen öffnete sie das Land weiter nach Westen.
Als Zar Peter 1689 die Nachricht erreichte, es sei ein Anschlag auf sein Leben geplant, verbannte er seine Halbschwester Sofia in das Neu-Jungfrauen-Kloster und ließ sie zur Nonne scheren, obwohl selbst unter der Folter keiner ihrer Anhänger ihr eine Schuld gab. Man hatte ihr zur Flucht ins Ausland geraten, aber sie sagte: „Ich bin eine Zarentochter. Meinem Land jetzt zu entfliehen wäre nur das Eingeständnis der mir vorgeworfenen Schuld. Ich bleibe, wo ich bin und wohin ich mein Leben lang gehört habe.“ Sofia wurde nie wieder in der Öffentlichkeit gesehen.
Im Schatten Peters des Großen geriet Sofia Alexejewna in Vergessenheit, und bis heute gewähren ihr die Historiker nicht die Anerkennung, die ihr trotz mancher Fehler gebührt.
(Text von 2006)
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Links
Aschoff, Christian: Brockhaus' Konversationslexikon: Band 64, Seite 64: von Sooree bis Sophie Charlotte. Enthält Eintrag über Sofia Alexejewna.
Wikipedia: Sofia Alexejewna (Russland).
yawiki.org: Sophia Alekseyevna.
Пушкарева, Н. Л.: Знаменитые россиянки: Царевна Софья Алексеевна (Berühmte Russinnen: Zarin Sofia Alexejewna). Text über die Regentschaft Sofias und die politischen Geschehnisse dieser Zeit.
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Literatur & Quellen
Quellen
Fedorowski, Wladimir (2000): Die Zarinnen. Rußlands mächtige Frauen. (=Les Tsarines: Les femmes qui ont fait la Russie). Aus dem Frz. von Enrico Heinemann und Cäcilie Plieninger. München. Piper, 2001.
Jena, Detlef (1996): Die Zarinnen Russlands (1547 – 1918). Regensburg. Pustet, 1999.
Massie, Robert K. (1980): Peter der Große. Sein Leben und seine Zeit. (=Peter the Great: His Life and World). Aus dem am. Engl. von Johanna und Günter Woltmann-Zeitler. Frankfurt am Main. Fischer, 1984 (Fischer-Taschenbücher, 5632).
Weiterführende Literatur
Almedingen, Edith M. (1992): Die Romanows. Die Geschichte einer Dynastie. Russland 1613 – 1917. Frankfurt/M. Ullstein (Ullstein-Buch Geschichte, 34952).
Арсеньева, Елена (2004): Царица любит не шутя (Die Zarin zu lieben ist kein Spaß). Enthält: Имя свое. Правительница Софья Алексеевна. (Ihr Name. Regentin Sofia Alexejewna). Эксмо (Исторические новеллы о любви (Historische Novellen über die Liebe)).
Балязин, Вольдемар: Правительницы России (Russische Regentinnen). Enthält: Тяжкий жребий премудрой Софьи Алексеевны (Das schwere Los der klugen Sofia Alexejewna). Астрель (Великие женщины (Große Frauen)).
Hughes, Lindsey A. (1990): Sophia, Regent of Russia. 1657 – 1704. New Haven. Yale Univ. Press.
Лавров, Александр (1999): Регентство царевны Софьи Алексеевны (Die Herrschaft der Zarin Sofia Alexejewna). Археографический центр.
Молева, Нина (2000): Софья Алексеевна. Roman, von einer Historikerin verfasst. Астрель (Золотая библиотека исторического романа. Романовы. Династия в романах, 44).
Oncken, Hermann (Hg.) (1849): Von der Regentschaft der Großfürstin Sophia Alexejewna bis auf die Thronbesteigung der Kaiserin Elisabeth Petrowna. (1682 – 1741). Gotha. Perthes (Geschichte des russischen Staates / von Ph. Strahl, Bd. 4).
Torke, Hans-Joachim (1999): Die russischen Zaren. 1547 – 1917. München. Beck (Beck'sche Reihe, 1305).
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