(Tony (eigentlich Antoinette oder Antonie) Werntgen)
geboren am 25. April 1875 in Duisburg
gestorben am 5. Januar 1954 in Johannisberg (Rheingau)
deutsche Flugpionierin; erste Frau, die Flugzeuge herstellte
70. Todestag am 5. Januar 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die geschiedene Tony Werntgen arbeitete als Immobilienmaklerin in Frankfurt am Mai, womit sie den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn Bruno, geboren 1893, bestritt. Ihre wahre Liebe aber gehörte dem Fliegen. Nach einem Besuch der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung (ILA) in Frankfurt ist auch Bruno von dem Wunsch beseelt, fliegen zu können.
Mutter und Sohn zogen von Frankfurt in den Taunus, ins Städtchen Köppern, und gründeten dort 1909 das „Deutsche Flugtechnische Institut“. Tony Werntgen entwickelte einen Ein- sowie einen Doppeldecker und war somit die erste Frau, die Flugzeuge herstellte. Neben der Produktion gehörte zum Institut eine Flugschule, die explizit Kurse für Damen anbot. Die Werntgens testeten ihre selbst konstruierten Flugapparte auf einem Acker außerhalb ihres Instituts. Ihre Maschinen schafften Flüge von mehr als 600 m in 10 m Höhe und landeten danach oft in den benachbarten Feldern der Bauern.
„Wir waren glückselig über die Erfolge, aber den Taunusbauern bedeutete das nichts“, schrieb Tony Werntgen. Der entstandene Flurschaden musste vom Institut bezahlt werden. 1910 ist das Unternehmen der Werntgens finanziell ruiniert. Tony und Bruno ziehen mit ihren Flugmaschinen an den Rhein und gründen erst in Köln und anschließend in Bonn-Hangelar eine neue Flugschule. Bruno war der jüngste Pilot der Welt und erlangte mit Schauflügen in einem Dorner-Eindecker Popularität im Rheinland und Westfalen. Er baute sein eigenes Flugzeug, die PK 102, mit der er am 25. Februar 1913 mit 20 Jahren tödlich verunglückte. Die Flugschule hatte damit ihre finanzielle Basis verloren und wurde zwangsversteigert. Tony Werntgen heiratete 1916 zum zweiten Mal und ließ sich 1928 erneut scheiden. Danach lebte sie unter ärmlichen Verhältnissen in Johannisberg/Rheingau in der Nähe ihres Bruders Wilhelm.
Die Flugpionierin erhielt 1945 einen Ehrensold für ihre Verdienste in der Luftfahrtechnik und 1953 das Bundesverdienskreuz. Danach geriet sie in Vergessenheit. Der Verein „Lebendiges Köppern“ entdeckte bei seinen Heimatforschungen, dass in Köppern Fluggeschichte geschrieben wurde und setzte 2009, zum hundertjährigen Jubiläum des „Deutschen Flugtechnischen Instituts“, an seinem ehemaligen Standort einen Gedenkstein für Tony und Bruno Werntgen.
Verfasserin: Karin Müller
Links
http://tony-und-bruno-werntgen-blog.blogspot.com (26.07.2011)
Links geprüft am 18. April 2020 (AN)
Literatur & Quellen
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