Biographien Ruth Landshoff-Yorck Kurzbiografie zu Ruth Landshoff-Yorck von Swantje Koch-Kanz aus dem Kalender "Berühmte Frauen 1989"
Kurzbiografie zu Ruth Landshoff-Yorck von Swantje Koch-Kanz aus dem Kalender "Berühmte Frauen 1989"
Sie muss eine faszinierende Frau gewesen sein. Durch Samuel Fischer und den Dirigenten Ludwig Landshoff, ihre Onkel, sowie durch ihre Mutter und zwei Tanten, die Sängerinnen waren, sind für das Kind Ruth Literatur und Musik, Theater und Kunst ganz selbstverständlich. Murnau entdeckt die Zwölfjährige 1921 für seinen Film Nosferatu; in Berlin tanzt sie Verwegenes mit Josephine Baker und spielt Theater unter Max Reinhardt; sie untertitelt Goldrausch für Chaplin, schreibt für das Theater, einen Roman und Gedichte; sie arbeitet für die Ufa und macht Interviews, setzt sich für unbekannte Schriftstellerinnen und neu entdeckte Künstler ein, feiert die tollen Feste mit und begeistert Kokoschka und andere Maler - “wild und wach”.
1930 heiratet sie, nach der Liaison mit dem fast 30 Jahre älteren Karl Vollmöller, David Yorck von Wartenburg (die Ehe wird 1937 in Berlin geschieden), und zwei Jahre später muss sie, 23-jährig, emigrieren. Ab 1937 in New York, entwickelt sie sich zur Dichterin englischer Sprache. Noch während des Krieges sammelt sie Gedichte aus der Résistance, um sie in einer Anthologie zu bewahren.
Für die ihren SchriftstellerInnen von Greenwich Village ist sie die poet lady und wird natürlich auch deshalb verehrt, weil sie durch die Bekanntschaft mit Berühmtheiten wie Cocteau (ihre von ihm autorisierte Übertragung der Voix humaine wird ab circa 1930 in England und den USA gespielt), Brecht, Toscanini oder Weill die lebendige Verkörperung des European background darstellt.
Drei Jahre vor ihrem Tod erscheinen in Deutschland die Biographischen Impressionen: Hinter den 32 lebhaften und auch witzigen, oft ironisch, aber immer liebevoll gezeichneten klugen Skizzen, die Ruth Landshoff über Menschen schrieb, die sie kannte und die in ihrer Zeit oder für sie wichtig waren, zeigt sich in vielen Facetten ihre eigene Biografie.
(Text von 1988)
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