Gender
Die Fernseherin und ihr Fernseher
Ich bin eine bekennende Fernseherin. Die meisten Menschen, denen ich es frischweg oder mehr nebenbei bekenne, sehen mich verwundert an oder sprechen es sogar aus: „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“
Doch, es darf. In meiner Jugend, die mich geprägt hat wie sie uns alle prägt, war das Fernsehen etwa eine so große Sache wie heute Facebook oder die Social Media überhaupt. Meine allein erziehende Mutter (früher hieß das noch „geschieden mit drei Kindern“) konnte sich weder ein Radio noch gar einen Fernseher leisten, und so mietete ich mir denn selbst einen, wenn sie mit meinen Geschwistern…
Brauchen wir den Unterstrich? Feministische Linguistik und Queer Theory, Teil 1
Seit einiger Zeit benutzen manche SchreiberInnen, die sich um sprachliche Gerechtigkeit bemühen, nicht mehr das große I, auch Binnen-I genannt, sondern den Unterstrich, auch Gender_Gap genannt. Statt „SchreiberInnen“, „KollegInnen“ also „Schreiber_innen“, „Kolleg_innen“, undsofort. (Mehr dazu hier)
Die Schreibweise mit dem Unterstrich entstand im Diskurs der Queer Theory; sie wurde vorgeschlagen von Steffen Kitty Herrmann in dem Artikel „Performing the Gap - Queere Gestalten und geschlechtliche Aneignung“, nachzulesen hier.
Ich werde oft gefragt, was ich von dem Unterstrich halte. Hier…
Friends/Freunde: Facebookspeak & Gender, Teil 2
Facebook ist ein „Tool“, das „Freunde“ miteinander verbindet und vernetzt. Wie schön! Aber da gibt es zwei Probleme: 1) Was ist mit den Freundinnen? 2) Wird die Bedeutung von „Freund“ nicht völlig verwässert, wenn jedeR Hunderte davon haben kann?
Zu 1) Ich bin erst gut drei Wochen bei Facebook und habe schon 144 "Freunde" gefunden. D.h., die meisten von ihnen haben mich gefunden. Ich bekam laufend Emails von Facebook: „xy möchte mit dir auf Facebook befreundet sein“ bzw. „xy wants to be friends on Facebook“. Ich klickte jeweils hin zum Profil der Anfragenden, und wenn ich feststellte,…
Share/Teilen: Facebookspeak & Gender, Teil 1
Unter jeder Facebook-Nachricht finde ich drei Schaltflächen, die ich anklicken kann: „Gefällt mir“, „Kommentieren“ und „Teilen“ - auf Englisch: „like“, „comment“ und „share“.
Wenn ich dergestalt eine Nachricht, Fotos oder Web-Fundstücke mit anderen „teile“, geht mir nicht die Hälfte davon flöten, anders als einst dem heiligen Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Er schnitt ihn mit seinem Schwert in zwei Teile, so die Sage, und gab dem Bettler die eine Hälfte und behielt die andere. Nicht besonders selbstlos, und nicht mal praktisch gedacht, was soll ein halber Mantel schon…
Follower: Twitterspeak und Gender, Teil 1
Aus Wir machen uns unsere Sprache selber: Ein Feminar. Sechsundfünfzigste Lektion.
Vorgestern habe ich meine zweite Twitter-Seite (nach @luisepusch) eröffnet. Sie heißt @Hexikon und soll ein Sammelbecken für Wortschöpfungen, Wortspiele und Neudefinitionen der Frauenbewegung werden. Gerade habe ich meine 97. Tweet (Zwitsch?, Nachricht, Eintrag) getweetet: Mary Dalys Wortspiel dicktionary (von dick „Penis“ und dictionary „Wörterbuch“). Frauenbild
Das Hexikon hat auch schon 29 Follower. Für diejenigen unter euch, die keinen Twitter-Account haben: Follower sind Leute, die sich für eine…