22 oder 28 Prozent Unterschied? Der richtige Equal Pay Day ist der 15. April
Am heutigen 21. März wird bundesweit der Equal Pay Day begangen. Bis zum 21. März musste die Frau angeblich arbeiten, um denselben Lohn zu verdienen, den der Mann bereits zum 31. Dezember 2013 eingesackt hatte. Quellen: Hier und hier.
In Wirklichkeit muss sie allerdings noch viel länger arbeiten, genau gesagt noch 17 Tage lang, bis zum 15. April.
Laut offizieller Verlautbarung des Statistischen Bundesamts hat sich der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern leider nur unerheblich verringert, er beträgt noch immer 22 Prozent, also ein gutes Fünftel.
Ich behaupte schon seit 2011, der Unterschied sei wesentlich höher; in diesem Jahr beträgt er nicht 22, sondern 28 Prozent - also weit über ein Viertel. Dieser „kleine Unterschied“ ist ja nicht grade unerheblich. Bezogen auf 22 Prozent wären 28 Prozent ein knappes Drittel mehr Differenz!
Des Rätsels Lösung: Es kommt auf die Bezugsgröße an - welchen Wert setze ich an als 100 Prozent? Den Männerlohn oder den Frauenlohn? In meinen Seminaren behandle ich solche Fragen unter der Überschrift „Frauenzentriertes Denken“. Das fällt uns Frauen noch schwerer als Mathematik ;-). Es ist keine Fertigkeit, sondern eine Kunst, aber sie lässt sich lernen.
Sagen wir mal, die Männer verdienen pro Stunde im Schnitt 20 EUR und die Frauen 15. Dann verdienen die Frauen ein Viertel oder 25 Prozent weniger als die Männer; der Lohnunterschied beträgt 25 Prozent. Genau so wahr ist aber, dass die Männer ein ganzes Drittel, also 33 Prozent mehr verdienen als die Frauen, der Lohnunterschied beträgt also satte 33 Prozent. Und damit die Frau dasselbe bekommt wie der Mann in einer Stunde, muss sie nicht nur eine Viertelstunde, sondern 20 Minuten länger arbeiten. Für das Jahr gilt entsprechend: Nicht nur ein Vierteljahr, sondern 4 Monate länger!
Ich rechne mal vor, wie die unterschiedlichen Zahlen für das Jahr 2013 zustande kommen:
Statistisches Bundesamt:
15,56 (Frauenlohn) + 4,28 = 19,84 (Männerlohn)
15,56 : 19,84% = 78,42.
M.a.W.: 15,56 (Frauenlohn) sind 78,42 Prozent von 19,84 (Männerlohn)
100%-78,42% = 21,58% Differenz:
Frauen verdienen im Schnitt rund 22 Prozent weniger als Männer.
Frauenzentrierte Rechnung von Luise F. Pusch:
19,84: 15,56% = 127,50 .
M.a.W. 19,84 EUR Männerlohn sind 127,5 Prozent von 15,56 EUR Frauenlohn
127,5%-100% = 27,50% Differenz:
Männer verdienen im Schnitt rund 28 Prozent mehr als Frauen.
Setzen wir unseren Lohn als Vergleichsgröße von 100 Prozent an (denken wir frauenzentriert!), so ergibt sich der stattliche Lohnunterschied von weit mehr als einem Viertel: 27,5 Prozent!
Auf Wikipedia ist zu lesen:
Der erste Equal Pay Day in Deutschland fand am 15. April 2008 auf Initiative des BPW statt. Das Berufs-Frauennetzwerk übernahm damit zunächst das in Amerika festgelegte Datum für den Aktionstag. 2009 entschied man sich dafür, den Tag anhand der aktuellen Zahlen zum Entgeltunterschied von Frauen und Männern zu errechnen. In Deutschland errechnet sich das Datum des Equal Pay Day seit 2009 nach folgender Formel: 52 Wochen/Jahr mal 5 Arbeitstage/Woche = 260 Arbeitstage/Jahr mal statistisch aktuell ermitteltem Entgeltunterschied in Prozent.. 2009 fand der Equal Pay Day am 20. März, 2010 am 26. März, 2011 am 25. März und 2012 am 23. März statt. 2013 fiel der Termin auf den 21. März, auch im Jahr 2014 wird der Equal Pay Day wieder am 21. März begangen.
Ich fasse zusammen: Der Entgeltunterschied zwischen den Geschlechtern, kurz Gender Pay Gap, mag dies Jahr mit 22 oder 28 Prozent beziffert werden. Beide Zahlen sind korrekt: Aus Männerperspektive verdienen Frauen 22 Prozent weniger als Männer, und aus Frauenperspektive verdienen Männer 28 Prozent mehr als Frauen.
Aber warum sollten wir Frauen ausgerechnet in so einer wichtigen Frage die Männerperspektive einnehmen, die uns das Statistische Bundesamt vorgibt?
Was aber definitiv nicht stimmt, ist das Datum des 21. März. Um so viel wie der Mann zu bekommen, muss die Frau 28 Prozent länger arbeiten als er, also bis zum 15. April (falls der 21. März richtig errechnet wurde; ich habe auch da meine Zweifel).
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
Mehr Glossen von Luise F. Pusch gibt es hier. Jeder Band enthält rund 50 Glossen und kostet 9,90 EUR:
Kommentieren für diesen Channel-Eintrag nicht möglich
2 Kommentare
Nächster Eintrag: Bläblä
Vorheriger Eintrag: Jeder Dritte ein Frauenquäler oder Die Europaschänder
25.03.2014 um 19:08 Uhr Stine
Vielen Dank für die viele Hintergrundinformation zum Equal Pay Day!
24.03.2014 um 20:05 Uhr Katja
Ein Lohnunterschied sagt noch nichts aus.
Als Beispiel:
Ich hatte einen männlichen Kollegen, wir wurden beide nach der Ausbildung übernommen, ich habe ca. 1300 € bekommen und er 1700€.
Ich bin allerdings immer um 4 Uhr heimgefahren während er fast jeden Tag bis mindestens 6 Uhr dort geblieben ist und mit den Chefs noch den Ablauf für den nächsten Tag geplant hat.
Mir stand das ebenfalls offen zu gleichem Lohn, aber ich persönlich habe meine Zeit wichtiger als Geld erachtet.
Ihre Sicht ist zu einseitig und ihre gesamte Seite hier wirft ein schlechtes Licht, aber auf Frauen.
Bedenken sie das eigentlich oder gönnen sie uns heterosexuellen Frauen nicht unsere Beziehungen, die nicht so einseitig sind wie sie es hier darstellen??
Sie sind wenig frauensolidarisch.
Ich habe nichts gegen Lesben oder Schwule aber ich bin heterosexuell und verspüre nunmal die Lust auf einen Mann, sexuell wie auch beziehungsmäßig und auch freundschaftlich. Beziehungen zu Frauen stehen bei mir nunmal nicht zur Debatte.
Ihre Sicht hier wirft aber auch kein gutes Licht auf lesbische Frauen deren Männerhass ist doch hier nicht mehr normal.
Hass hat noch nie niemanden glücklich gemacht.
Ich bin echt schockiert hier über diese Internetseite und dachte erst das wäre ein Fake um Feministinnen oder Lesben schlecht da stehen zu lassen….unglaublich!