Fembio Specials Frauen aus Wien Ida Orloff
Fembio Special: Frauen aus Wien
Ida Orloff
(Ida Margaretha Siegler von Eberswald, geborene Weißbeck, genannt Iduschka)
geboren am 16. Februar 1889 in St. Petersburg, Rußland
gestorben am 9. April 1945 in Tullnerbach bei Wien
russisch-österreichische Schauspielerin
135. Geburtstag am 16. Februar 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Schon mit 16 tritt die zierliche Blondine in einer Privatvostellung von Wedekinds Büchse der Pandora auf. Daraufhin wird sie für Hauptmanns Hanneles Himmelfahrt ans Berliner Lessing-Theater engagiert. Die Kritik schwärmt: »Die kindliche Klarheit ihrer Züge nahm uns gefangen, ihr Adel und ihre durchgeistigte Jugend.« Ihr ganzes Wesen fesselte Hauptmann; Orloff stand Modell für seine Heldin in Und Pippa tanzt, eine Rolle, die sie berühmt machte. »Du bist mein Dichter«, schreibt sie ihm, »Du gehörst also zu mir, ich bin ein Stück von Deinem Geist und muß um Dich sein im Leben, fühlst Du das nicht?« Als die einjährige leidenschaftliche Freundschaft sich 1907 auflöst, heiratet Orloff ihren Jugendfreund Karl Satter, dem sie 1910 nach Wien folgt. Ein Engagement am Burgtheater endet aber 1913 mit einem Skandal und Entlassung. Praktisch ist ihre Laufbahn damit am Ende.
Nach der Ehescheidung 1919 kann Orloff sich nur noch notdürftig mit Gastspielen an zweitrangigen Theatern durchbringen. Nur ihre klare, helle Stimme erinnert noch an die Gestalt und ›den Schmetterlingsglanz‹ der Jugend. Von 1923 bis 1933 ist sie am Berliner Rundfunk fest angestellt; nebenbei verdient sie mit literarischen Übersetzungen aus dem Russischen. Sie geht mit ihrem zweiten Mann ins Exil, zuerst nach Florenz, dann nach London, wo sie die Familie mit Nähen und Bügeln ernährt. Diese Existenz wird ihr unerträglich; sie kehrt nach Deutschland zurück und läßt sich scheiden.
In den Kriegsjahren trat sie in Vorstellungen für die Wehrmacht und wieder im Theater auf. Wegen der Bombardierung Berlins zog sie 1944 nach Wien. Wie so viele Frauen wurde sie von den einrückenden russischen Truppen “mißhandelt” (wahrscheinlich vergewaltigt). Tief verzweifelt nahm sie eine Überdosis Schlaftabletten und wurde im Garten des Dorfhauses begraben, wo sie in diesen letzten Kriegswochen gehaust hatte.
Verfasserin: Margaret E. Ward
Zitate
Sie soll mir sein, was Beatrice dem Dante, trotz allem. Ich halte mich an das Fleckenlose, Unsterbliche.
(Aus Gerhart Hauptmanns Tagebuch 10. April 1906)
Ich liebe den offenen geraden Weg, ich weiß auch immer, was ich will und kann, um das ›darf‹ habe ich mich allerdings nie gekümmert. … Ich kann nicht mit selig-geschlossenen Augen herumschweben, ich brauche festen Boden unter meinen Füßen. …
Deine Idinka
(Brief Ida Orloffs an Hauptmann [April 1906])
Links
Österreichisches Biographisches Lexikon ÖBL
Literatur & Quellen
Bakos, Eva. 1999. Wilde Wienerinnen; Leben zwischen Tabu und Freiheit. Wien: Ueberreuter.
Gerhart Hauptmann und Ida Orloff: Dokumentation einer dichterischen Leidenschaft. Frankfurt/M. Ullstein. 1969.
Heuser, Friedrich W. J. 1961. “Das Leben Ida Orloffs und ihre Beziehungen zu Hauptmann,” in: Gerhart Hauptmann: Zu seinem Leben und Schaffen. Tübingen. Niemeyer. S. 100-154.
Satter, Heinrich. 1967. Weder Engel noch Teufel: Ida Orloff. München. Scherz.
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