(Margaretha Börcherts)
geboren am 11. Juli 1909 in Spetzerfehn, Kreis Aurich, Ostfriesland
gestorben am 7. März 1991 in Leer, Ostfriesland
niederdeutsche Lyrikerin
115. Geburtstag am 11. Juli 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
In den Kirschbaum des elterlichen Gartens flüchtet sich das Mädchen, wenn es mit seinen Träumen allein sein möchte. Den Vater hat ihr der erste Weltkrieg genommen. Die Mutter hat ihre liebe Not, vier Kinder durch die Zeit zu bringen. Mit der niederdeutschen Sprache aufgewachsen, fällt es dem Mädchen anfangs schwer, sich im Unterricht der weiterführenden Schule zurechtzufinden. Eine junge Deutschlehrerin gibt den entscheidenden Anstoß. Sie öffnet ihr das Herz für die Schönheit der Bilder, die in der Dichtung lebendig werden. Mir war, sagt Greta Schoon von sich, als wenn sich vor mir eine Pforte aufgetan hätte. Erste Schreibversuche in der Hochsprache folgen.
1934 geht sie, die Bodenständige, selbst verwundert über ihren Mut, als ausgebildete Kindergärtnerin zwei Jahre nach Brasilien. Nein, sagt sie im Rückblick, für meine Lyrik hat mir Brasilien nichts gegeben.
Zwanzig Jahre später findet sie in der norddeutschen Stadt Emden im Kindergarten in einem Hafenvorort ein Umfeld, das für ihre literarische Entwicklung bedeutungsvoll werden soll. Sie hat sich im Laufe der Jahre schreibend ihrer Muttersprache wieder zugewandt. Jetzt entstehen, neben der von ihr bevorzugten Lyrik, Kinderreime und -lieder von anrührender Einfachheit.
Maßstäbe für ihre Lyrik sucht sie bei Marieluise Kaschnitz, Hilde Domin und Rose Ausländer. Sie schreibt und verwirft selbstkritisch jedes Wort, das ihr zuviel erscheint: “Wat ik mit een Woord seggen kann dor hett en twede nix to söken.” (Wo ich etwas mit einem Wort sagen kann, dort hat ein zweites nichts zu suchen.) Doch die Autorin bleibt sich selbst treu, findet ihren eigenen Stil. - Greta Schoon hat die niederdeutsche Sprache aus dem Ghetto der Heimatdichtung herausgeführt und ihre Schönheit und Bildhaftigkeit über die Grenzen des platten Landes hinaus bis in den Bereich der Hochsprache hinein bekannt gemacht. Dies bestätigt die Verleihung der Roswitha-von-Gandersheim-Medaille, die Greta Schoon in eine Reihe stellt mit herausragenden Autorinnen des hochdeutschsprachigen Raumes.
Drei kleine Bände, überwiegend Lyrik, machen das Werk dieser Dichterin aus: “Kuckuckssömmer”, “Dat wi överleven” und “Dat Bladenhuus”. Ihre Lesungen sind ein Erlebnis, ihre Ausstrahlung zieht die Menschen in ihren Bann. Störungen läßt sie nicht zu. Ehrungen und Preise, die Übertragung des “Kuckuckssömmer” in eine alte italienische Sprache durch Giovanni Nadiani zeichnen das letzte Jahrzehnt ihres Lebens. Nach ihrem Auftrag befragt, sagt sie:
Wat blifft
is
en Stück Für
dat noch
brannen sall
wenn dien Hand
de dat
schreven hett
al lang
kolt is.
(Was bleibt
ist
ein Stück Feuer
das noch
brennen soll
wenn deine Hand
die dies
geschrieben hat
schon lange
kalt ist.)
Am 7. März 1991 stirbt Greta Schoon nach schwerer Krankheit und wird in Spetzerfehn im Familiengrab Schoon unter dem Namen Margaretha Börcherts bestattet.
Verfasserin: Marianne Brückmann
Zitate
Greta Schoons Lyrik geht sehr sparsam mit Bildern und Vergleichen um. Für Idyllen ist in dieser Lyrik kein Platz, weil auch die Wirklichkeit, der sie entspringt und die sie kritisiert, keine Fluchtpunkte bereithält.
(Vorwort von Gerd Spiekermann in “Dat wi överleven”
(davids drucke Göttingen)
Literatur & Quellen
Lange, Rudolf. 1991.“Worte, die bleiben: Zum Tode der plattdeutschen Lyrikerin Greta Schoon”, Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 16.3.1991.
Schoon, Greta. 1977. Kuckuckssömmer. Leer. Schuster.
Schoon, Greta. 1983. Dat wi överleven. Göttingen. davids drucke.
Schoon, Greta. 1990. Dat Bladenhuus. Leer. Schuster.
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