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geboren am 23. Mai 1908 in Paris
gestorben am 30. November 1934 bei Guyancourt
französische Fliegerin
90. Todestag am 30. November 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
„Alles läuft gut, macht euch keine Sorgen“, schrieb die Französin Hélène Boucher 1931 an ihre Eltern – die hatten Grund genug, beunruhigt zu sein. Ihre 22-jährige Tochter war gerade dabei, auf einer klapprigen, einsitzigen Gipsy Moth ihre PilotInnenprüfung zu absolvieren. Schon im folgenden Jahr kaufte sie sich ein eigenes Flugzeug, eine gebrauchte Avro. Ihre phantastische, kurze Karriere begann.
Im Februar 1933 nahm sie an der Rallye Paris - Saigon teil – die für sie mit einem Motorschaden in Bagdad endete. Im selben Jahr brach sie mit 5900 Metern den weiblichen Höhenrekord für Leichtflugzeuge. 100.000 ZuschauerInnen verfolgten atemlos ihre Loopings, Drehungen und einen langen Flug auf dem Rücken, als sie bei einem Schaufliegen gegen die ebenso virtuose deutsche Kunstfliegerin Vera von Bissing antrat.
Beim Wettbewerb von Angers (zwölf Stunden Flugzeit mit nur zweiminütigen Pausen zum Auftanken) im Juli 1934 belegte sie den zweiten Platz und erflog einen neuen Weltrekord in der 1000-km-Distanz für Leichtflugzeuge. Im August sprengte sie mit 412 km/h den Rekord auf der 100-km-Strecke, und kurz darauf flog sie entlang einer extra für sie gezogenen, schnurgeraden weißen Linie drei Kilometer mit 445 km/h – damit war sie „die schnellste Frau der Welt“.
Jung, attraktiv und furchtlos, wurde Hélène Boucher in Frankreich zum Medienstar. Renault engagierte sie als Werbeträgerin für ein neues Automodell, der Frauenbewegung galt sie als Symbolfigur. Im Oktober 1934 nahm sie in Bordeaux zusammen mit den Kolleginnen Adrienne Bolland und Maryse Bastié an einer öffentlichen Kampagne für das Frauenwahlrecht teil – ein feministisches Engagement, das von den Flugzeugproduzenten, auf deren Unterstützung die Fliegerinnen angewiesen waren, nicht gern gesehen wurde.
Da den Frauen, im Gegensatz zu männlichen Kollegen, weder die militärische noch die kommerzielle Fliegerei offenstanden, versuchten sie, bei immer gewagteren Wettbewerben, oft auf fast schon ausrangierten Maschinen, das nötige Geld für ihre teure Leidenschaft zu verdienen. Nur wenige konnten, wie Hélène Boucher, ihr Hobby zum Beruf machen. Die Flugzeugbauer René Caudron und Louis Renault stellten sie als Testfliegerin ein, doch im November 1934 stürzte sie, erst 26 Jahre alt, bei der Erprobung eines neuen Prototyps in der Nähe von Versailles in den Wald und war sofort tot.
Die Nation ehrte die tollkühne Fliegerin – als erste Frau überhaupt wurde sie zwei Tage lang im Pariser Invalidendom öffentlich aufgebahrt; bis heute tragen französische Schulen, Straßen, Jugendzentren und Pfadfinderinnengruppen ihren Namen.
(Text von 2007)
Verfasserin: Andrea Schweers
Literatur & Quellen
Chambe, René. 1937. Hélène Boucher, pilote de France. Paris. Impr. La Technique du livre: Baudinière.
Große Frauen der Weltgeschichte: Tausend berühmte Frauen in Wort und Bild. o.J. Wiesbaden. R. Löwit.
Montreynaud, Florence. 1989. Le XXe siècle des femmes. Paris. Nathan.
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