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(geb. Frenzel)
geboren am 23. Mai 1974 in Frankfurt/Oder
deutsche Politikerin (SPD); Ministerpräsidentin vobn Mecklenburg-Vorpommern seit 2017
50. Geburtstag am 23. Mai 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Manuela Schwesigs größter persönlicher Kampf ist der gegen den Brustkrebs im Jahr 2019. Sie hat ihn gut gemeistert und das Ruder in »ihrem« Mecklenburg-Vorpommern nicht aus der Hand gegeben. Seit 2017 ist Manuela Schwesig Vorsitzende der Landes-SPD und Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern, als sie die Diagnose erhält. Im Mai 2020 nimmt sie, genesen, die Geschäfte in MV wieder auf und fährt 2021 einen grandiosen Sieg bei der Landtagswahl ein. Erneut wird sie zur Ministerpräsidentin gewählt und führt dann eine rot-rote Koalition.
Manuela Frenzel wird 1974 in Frankfurt/Oder geboren und wächst im 6000-Einwohner-Städtchen Seelow in Brandenburg auf. Ihre Eltern sind beide berufstätig, wie das in der DDR üblich ist. Die Mutter arbeitet in der Verwaltung, ihr Vater ist Schlosser. Mit ihrem Bruder erlebt sie eine behütete Kindheit. Das Ende der DDR bringt der Familie erstmals existenzielle Sorgen, als der Vater seine Arbeitsstelle verliert. Auch Manuelas berufliche Pläne ändern sich, sie wird nach dem Abitur 1992 nicht Erzieherin, sondern studiert Steuerrecht in Königs Wusterhausen und schließt das Studium 1995 als Diplom-Finanzwirtin (FH) ab. Anschließend ist sie im Finanzamt in Schwerin tätig. 2000 zieht sie nach Schwerin und heiratet. 2002 wechselt sie ans Finanzministerium Mecklenburg-Vorpommerns.
Manuela Schwesig tritt 2003 in die SPD ein und macht zügig Karriere: Sie wird Stadtvertreterin der Landeshauptstadt Schwerin, kommt 2005 in den SPD-Landesvorstand und hat 2007 bis 2008 dort den Fraktionsvorsitz inne. 2007 wird sie Mutter eines Sohnes. Von Oktober 2008 an ist sie drei Jahre lang Ministerin für Soziales und Gesundheit des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Auch in der Bundes-SPD wird sie tätig, 2009 ist sie im Kompetenzteam des Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier, später, 2013, bei Peer Steinbrück, und ab November 2009 hat sie das Amt der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD inne.
2011 erringt Schwesig zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern ein Direktmandat. Sie wird Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales.
Nach der Bundestagswahl 2013 wird Manuela Schwesig im Dezember zur Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ernannt. Während ihrer Amtszeit beschließt man u. a. das Entgelttransparenzgesetz, das ihr sehr wichtig ist – Frauen sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, bei gleicher Tätigkeit ebenso viel Geld wie die Männer zu verdienen. 2016 kommt ihre Tochter zur Welt. Ihr Mann geht in Elternzeit, denn Ministerinnen steht nach dem Mutterschutz keine Elternzeit zu. Ohnehin leben die Schwesigs ein partnerschaftliches Familienmodell, bei dem beide sich an den anstehenden Aufgaben beteiligen.
2017 schließlich kehrt Schwesig zurück nach Mecklenburg-Vorpommern – der wegen Erkrankung zurückgetretene Ministerpräsident Erwin Sellering hatte sie als seine Nachfolgerin vorgeschlagen. Im Juli wird sie mit den Stimmen der rot-schwarzen Koalition zur Ministerpräsidentin gewählt.
Ende Januar 2020, Schwesig befindet sich noch in medizinischer Behandlung, treten in Deutschland die ersten Infektionen mit dem SARS-Cov2-Virus auf. Die nächsten Monate befindet sich das ganze Land im Corona-Ausnahmezustand. Um Ansteckungen zu verhindern, werden nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern strenge Maßnahmen verordnet, die man auch der Ministerpräsidentin zum Vorwurf macht.
Doch ihrer Beliebtheit schadet letztlich eine andere Sache erheblich mehr: ihr Engagement für die Stiftung Klima- und Umweltschutz MV. Viele behaupten, der Umweltschutz sei nur ein vorgeschobener Grund für die Errichtung der Stiftung im Januar 2021, die mit Landesmitteln und erheblichen Summen der russischen Firma Gazprom finanziert wurde. Es ist für Nichtbeteiligte schwierig nachzuvollziehen, inwieweit Russland und die Gazprom Einfluss auf das Geschehen und die mediale Präsentation genommen haben. Fest steht, dass mit Hilfe dieser Stiftung die Erdgasleitung Nord-Stream 2 vollendet wurde. Zweck der Stiftung sei es dabei gewesen, mögliche Boykotte der USA zu verhindern, indem die Stiftung als Zwischenhändler auftreten konnte. Die Bundespolitik unterstützte in dieser Zeit den Ausbau des Gasnetzes, um Kohle- und Atomstrom zurückdrängen zu können, und für das struktur- und bevölkerungsarme Mecklenburg-Vorpommern waren wirtschaftliche Argumente sicher ebenfalls wichtig. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 jedoch änderte sich die Situation erheblich. Kontakte zu Russland wurden nun abgelehnt, und auch Schwesig kritisierte die russische Invasion und distanzierte sich von Russland. Die Gasleitung ging letztlich nie in Betrieb, die Stiftung soll aufgelöst und die Gelder für humanitäre Zwecke verwendet werden, all das unter erheblichen rechtlichen und politischen Querelen.
Schwesig steht für eine pragmatische Politik, die Benachteiligte in den Blick nimmt, Gleichberechtigung ermöglichen will (Partnerschaftlichkeit, Familienarbeitszeit, Frauenquote, Finanzierung künstlicher Befruchtung auch für nicht Verheiratete), die Kinder schützen will (Kampf gegen Kinderpornografie, gegen Gewalt z. B. auch an Flüchtlingskindern) – generell für ein modernes Familienbild –, sowie für die wirtschaftliche Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns. Damit bleibt sie trotz aller Irritationen für viele eine Politikerin, der sie vertrauen und von der sie etwas erwarten.
(Text von 2023)
Verfasserin: Almut Nitzsche
Links
https://www.manuela-schwesig.de/. Manuela Schwesigs offizielle Webseite.
Literatur & Quellen
Brandes, Tanja. 2019. “Ostfrauen verändern die Republik: Wie Frauen aus der DDR die Politik prägen”. In: EMMA Sept./Okt. 2019, S. 82-85.
Gammelin, Cerstin. 2021. “Manuela Schwesig: Authentisch - Warum die Ministerpräsidentin so beliebt ist”. EMMA 6/2021 (Nov./Dez.), S. 10-11.
Medick, Veit & Anna Reimann. 2014. “Schwesig über DDR und Mauerfall: 'Für mich war das total surreal'”. In: DER SPIEGEL, 6.11.2014. Online verfügbar unter https://www.spiegel.de/politik/deutschland/25-jahre-mauerfall-manuela-schwesig-ueber-ihre-kindheit-in-der-ddr-a-1001189.html.
Regierungsportal M-V. 2022. Manuela Schwesig - Ministerpräsidentin. Online verfügbar unter https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/stk/Ministerpraesidentin/.
Schuler, Katharina. 2017. “Manuela Schwesig: Plötzlich Ministerpräsidentin”. In: Die Zeit, 30.05.2017. Online verfügbar unter https://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-05/manuela-schwesig-spd-ministerpraesidentin-mecklenburg-vorpommern/komplettansicht.
vorwärts. 2014. Schwesig: „Die Quote wird einen Kulturwandel einleiten“. Online verfügbar unter https://www.vorwaerts.de/artikel/schwesig-quote-kulturwandel-einleiten.
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