Fembio Specials Berühmte Lyrikerinnen Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt
Fembio Special: Berühmte Lyrikerinnen
Aemilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt
(Ämilie Juliane, Reichsgräfin von Schwarzburg-Rudolstadt, geborene Gräfin zu Barby-Mühlingen)
geb. 19. August 1637 auf Schloß Heidecksburg in Rudolstadt
gest. 3. Dezember 1706 auf Schloß Heidecksburg in Rudolstadt
deutsche Kirchenlieddichterin
385. Geburtstag am 19. August 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Bis hierher hat mich Gott gebracht
durch seine große Güte,
bis hierher hat er Tag und Nacht
bewahrt Herz und Gemüte,
bis hierher hat er mich geleit',
bis hierher hat er mich erfreut,
bis hierher mir geholfen.
Dieser Text, den Ämilie Juliane 1699 schrieb und der wie viele andere vertont wurde, wird heute noch im Gottesdienst gesungen (erste Strophe von Nr. 329 im Evangelischen Gesangbuch). Ämilie Juliane war mit ihren fast 600 Liedern die produktivste unter den deutschen Kirchenlied-Dichterinnen. Die Lieder zeugen von tiefer Liebe zu ihrem Heiland. Zu ihren Lebzeiten veröffentlichte sie folgende Sammlungen: Geistliche Lieder (1683); Kuhlwasser in grosser Hitze des Creutzes (1685), Tägliches Morgen- Mittags- und Abendopfer (1685). Dadurch, daß Bach sie in seinen Kantaten verwendete, wurden ihre Texte in aller Welt bekannt.
Während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges floh das Grafenpaar von Barby-Mühlingen zu ihren Verwandten ins Schloß Heidecksburg, wo ihre Tochter geboren wurde. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern kehrte Ämilie Juliane dorthin zurück. Sie wurde mit den vier Kindern (drei Töchter, ein Sohn) des Rudolstädter Grafen liebevoll aufgezogen. Schon früh fielen ihre Klugheit und Ernsthaftigkeit auf. Sie ermahnte die “Schwestern”, fleißiger zu lernen, damit “… alle diejenigen sollten widerleget werden, die da meinten, daß Weibsbilder zum Studiren keineswegs tüchtig seien.” Bereits mit 14 Jahren schrieb sie Gedichte in deutscher und lateinischer Sprache.
Als der junge Graf ins heiratsfähige Alter kam und schon Brautwerber nach Braunschweig-Wolfenbüttel geschickt werden sollten, beharrte er darauf, nur seine Cousine heiraten zu wollen. So fand die Hochzeit, an der viele fürstliche und gräfliche Herrschaften teilnahmen, im Juni 1665 im großen Saal der Heidecksburg statt. Das Paar führte eine harmonische und liebevolle Ehe, besonders nach der Geburt eines Sohnes.
Wenn ihr Mann auf Reisen oder zur Jagd war, hatte Ämilie Juliane Angst um ihn und war “… immer so in Schrecken und betete, daß der Herr Jesus meinen Gnädigen Herrn glücklich wieder hehr bringet darnach habe ich wils Gott keine Angst mehr.”
1668 gebar Ämilie Juliane eine Tochter, die nur wenige Tage lebte. Ämilie Julianes ohnehin angeschlagene Gesundheit verschlechterte sich. Nachdem 1672 alle drei “Schwestern” innerhalb eines Monats an Masern starben, fand Ämile Juliane nur Trost in der Hinwendung zu Gott, und so entstanden in der zweiten Hälfte ihres Lebens ihre 587 Kirchenlieder.
Auch setzte sie sich für die Armen ein. Sie spendete nicht nur Lebensmittel und Almosen, sondern ließ auch Heilmittel austeilen. Sie war eine beliebte und verehrte Landesmutter.
Aber sie kränkelte viele Jahre und konnte oft nicht an der Tafel oder bei Festlichkeiten teilnehmen: “Wir leben Gottlob! Sämbte wohl, und seynd einmahl der frembten los…” schreibt sie über die anstrengende Gastfreundlichkeit des Hofes.
In ihren letzten Jahren hielt sie täglich eine Sterbegebetsstunde ab. Sie erlebte nicht mehr, wie ihr Sohn zum Fürsten erhoben wurde.
Nach ihrem Tod schrieb ihr tieftrauriger Mann: “In Dero 42jährigen Ehestand hätten Dieselbe auch nicht ein einzigesmahl Ihme zu wieder gelebet, noch zu einiger Uneinigkeit Anlaß gegeben; wohl aber sich alle mahl als eine treue Gefehrtin, welche alle Last und Kummer gerne tragen helffen, erwiesen.”
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Literatur & Quellen
Quellen
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 1. 1990. Begr. und hrsg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgef. von Traugott Bautz. Nordhausen. Bautz.
Die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt. Hg. Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt. 2000.
Erb, Jörg. 1951. Die Wolke der Zeugen: Lesebuch zu einem evangelischen Namenskalender; zugleich eine Kirchengeschichte in Lebensbildern. 4 Bde. Kassel. Johannes Stauda.
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