Fembio Specials Frauen aus München Agnes Sapper
Fembio Special: Frauen aus München
Agnes Sapper
(Agnes Brater [Geburtsname])
geboren am 12. April 1852 in München
gestorben am 19. März 1929 in Würzburg
deutsche Schriftstellerin
95. Todestag am 19. März 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
1875: In Gotha wird die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands gegründet. In England werden Streiks legalisiert und Fahrräder mit Freilauf und Rücktritt gebaut. An Berliner Mädchenschulen wird das Turnen eingeführt. Im Seminar zu Blaubeuren, wo der württembergische Theologen-Nachwuchs ausgebildet wird, turnt man schon seit den Anfängen der Turnerbewegung. Die Blaubeurer Bauern sind jetzt, im Frühherbst, mit Mosten und Kartoffeln-Ernten beschäftigt. Und in Ulm sorgt sich die Nadelmacherswitwe Sapper, ob denn die Braut ihres Eduard auch eine brauchbare Hausfrau abgebe. Die 23-jährige Agnes Brater ist ein zartes, kleines Ding mit feinem Gesicht und feinen Fingerchen, die sich wunderbar zum Klavierspielen und zum Bücher-Umblättern eignen. Französisch spricht sie nach einem Aufenthalt in Südfrankreich so gut, dass sie es unterrichten kann – aber Kochen, Einmachen, der Hausputz, die große Wäsche?
Auch die Blaubeurer nehmen die Frau ihres Stadtschultheißen Eduard Sapper als etwas Feines, Besonderes wahr. Aber dass sie einmal eine berühmte Jugendschriftstellerin werden würde, dass ihre Geschichten vom kleinen Dummerle, von Lieschens Streichen, von Gretchen Reinwald, vor allem aber von der Familie Pfäffling einmal viele Kindergenerationen unterhalten würden, das ahnt damals noch niemand, nicht einmal die junge Frau Sapper selbst.
Werden und Wachsen
Agnes Sapper wird am 12. April 1852 in München geboren. Ihr Vater, der Jurist Karl Brater, stammt aus Franken und hat es als Verfechter einer Reichseinigung unter preußischer Führung so schwer im bayerischen Staatsdienst, dass er den Dienst quittiert. Als liberaler Politiker und Publizist steht er dem, was man damals „die Frauenfrage“ nennt, aufgeschlossen gegenüber. In seinem Nachlass findet Agnes Sapper später sogar einen Artikel zur ersten Frauenkonferenz 1865 in Leipzig.
Die bürgerliche Frauenbewegung forderte das Recht auf Ausbildung und eine nützliche Tätigkeit, wenn nicht als Ehefrau und Mutter, dann in einem anderen ‚weiblichen’ Beruf. „So ein junges, gesundes Menschenkind (…) kann doch nicht befriedigt sein, wenn es nicht etwas Tüchtiges leistet“, heißt es in Werden und Wachsen, dem Folgeband der Familie Pfäffling. Und: „Wenn ein Mädchen (…) fest in seiner Arbeit steht mit dem Gedanken: kommt das Liebesglück, so ist's gut, kommt es nicht, so ist mein Leben doch von Wert, so bleibt es fröhlich, geht sicher seinen Weg und wird dadurch nur liebenswerter.“
Agnes und Anna Brater erhalten eine für die damalige Zeit solide Ausbildung. Agnes ist 18, als Frau Brater nach dem frühen Tod ihres Mannes mit ihren beiden Töchtern nach Erlangen zieht, um ihrem verwitweten Bruder den Haushalt zu führen. Dort ist das Geld zwar knapp, dafür gibt es jede Menge Geist, Kultur und anregende Unterhaltung im weitverzweigten Verwandten- und Freundeskreis. Und bei den Gesprächsrunden reden auch die Frauen mit, was damals alles andere als selbstverständlich ist.
Erzählerin für den Hausgebrauch
Dass die kinderreiche, lebhafte Familie Pfaff das Vorbild zu den Pfäfflings abgab, hat Agnes Sapper stets bestritten. Aber ihre Begabung zum Erzählen hat sie dort entdeckt. Eines Tages verhalten sich die Pfaffschen Kinder dank der Geschichten ihrer Kusine ganz ungewöhnlich gesittet beim Sonntagsspaziergang. Eine Tante erkundigt sich, wie denn die Geschichten hießen, sie wolle sie gerne kaufen. Und Agnes gesteht, sie habe sie sich „bloß ausgedacht“. Der unauffällige Beginn einer Autorinnenkarriere als Erzählerin für den Hausgebrauch.
Auch ihren eigenen Kindern erzählt sie Geschichten. Nur: zum Schreiben kommt sie erst viel später. Fünf Kinder – das heißt Windeln, durchwachte Nächte, Kinds- und Ammennöte. Zwei Söhne sterben. Der Älteste, Karl, und die beiden Töchter bleiben am Leben. Sie heißen Anna und Agnes, nach ihrer Mutter und deren Schwester. Die jüngere, Agnes Herding-Sapper, wird später die Biografie ihrer Mutter schreiben.
Ermuntert von ihrem Mann, beteiligt sich Agnes Sapper 1883 an einem Wettbewerb und gewinnt den ersten Preis. Ihre Erzählung In Wasserfluten wird veröffentlicht. Dann veröffentlicht Agnes Sapper viele Jahre nichts mehr, aber eines Tages stehen die Kinder überrascht vor einem gedruckten Büchlein, in dem sie die Helden aus Mutters Erzählungen wieder erkennen.
Eduard Sapper ist Beamter und wird oft versetzt: als Notar nach Neckartailfingen, Esslingen, Calw. Dortselbst – in der Salzgasse – wohnt die Familie im Obergeschoss des Gasthauses „Zur Kanne“. Das alte Gemäuer inspiriert Frau Sapper zur einzigen historischen Erzählung in ihrem Werk: Kuni und ihr Pate Valentin Andreä. Sie spielt im 30-jährigen Krieg und handelt von der Besetzung Calws durch kaiserliche Soldaten, von Flucht und Tod. Und von einem couragierten kleinen Mädchen, das seinen Mut beinahe mit dem Leben bezahlt hätte.
„Heda“, rief einer, „was ist das für eine Dirn?“ und im Augenblick war sie von Soldaten umringt. „Da wird, weiß Gott, geplündert“, rief ein junger Offizier, „es ist eine von der Bande da drunten auf dem Markt. Niederreiten hätte man sie sollen, die frechen Weibsleute, die noch in die Häuser kommen und stehlen.“ „Ich stehle nicht“, sagte jetzt Kuni, die ihren ganzen Mut zusammen nahm, „ich will nur aus unserer Truhe ein Hemd und ein Tragkissen holen für mein Brüderlein, das im Wald geboren ist. O lassen Sie mich doch etwas mitnehmen für das Kleine, es stirbt sonst vor Kälte und es ist mein einziges, meine zwei andern sind totgeschossen worden!“ „So, und du kommst zu uns? Meinst du, wir hätten alle Kugeln verschossen? Für dich ist immer noch eine übrig!“ Kuni wurde totenblaß. „Die ist keine Kugel wert, so ein elendes Ding zertritt unsereins mit dem Fuß“, rief ein anderer mit rohem Lachen.
Das findet man bei Agnes Sapper immer wieder: beherzte kleine Mädchen, die sich – und anderen – zu helfen wissen, die nicht auf den Mund gefallen sind, die viel Eigeninitiative entwickeln und sich damit in gefährliche Situation bringen. Und lernen müssen, dass sie nichts, aber auch gar nichts ohne Wissen und Erlaubnis der Eltern unternehmen sollen.
Die Pfäfflinge
Seit dem Tod ihres Mannes im Jahr 1898 lebt Agnes Sapper mit ihrer Mutter in Würzburg. Dort bleibt sie wohnen, bis sie am 19. März 1929 stirbt. Nach vielen Umzügen – zuerst als Politikertochter, dann als Beamtenfrau – ist sie schließlich sesshaft geworden. Der Sohn hat fertig studiert, die beiden Töchter befinden sich in der Ausbildung zur Krankenschwester und zur Sprachlehrerin. Jetzt hat Agnes Sapper Zeit und Ruhe zum Schreiben. Und das berühmte Zimmer für sich allein, sichtbares Zeichen der Emanzipation vom Küchentisch als Frauen-Schreibort. Jetzt kann sie sich an ein größeres Projekt wagen.
Als im Jahr 1907 Die Familie Pfäffling erscheint, ist Agnes Sapper Mitte Fünfzig. Das Buch handelt vom bewegten Alltag einer kinderreichen Musiklehrer-Familie in einer süddeutschen Kleinstadt. Es bringt Agnes Sapper, die zuvor zahlreiche Erzählungen und einen Erziehungsratgeber veröffentlicht hat, den literarischen Durchbruch und macht sie zu einer der erfolgreichsten Jugendschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Die Episoden aus dem bürgerlichen Familienleben, denen 1910 der Band Werden und Wachsen folgt, bringen es auf eine Gesamtauflage von über 800 000 Exemplaren. Zahlreiche Übersetzungen gibt es, sogar ins Japanische. Dort heißt die Familie Pfäffling „Das Haus der Liebe“.
Allen, die sich an die ‚Pfäfflinge’ erinnern, fällt als erstes immer der kleine Frieder ein, der auch der Titelhelden einer früheren Erzählung Das kleine Dummerle gewesen ist. Diesen Spitznamen trägt er natürlich zu Unrecht. Gewiss, er ist anders als die anderen, klein und verträumt. Er redet wenig. Aber er beobachtet genauer und bemerkt vieles, was seine aufgeweckten Geschwister übersehen. Die Art und Weise, wie er seiner Familie zu einer neuen Wohnung verhilft, könnte in einem Lehrbuch für kreative Problemlösung stehen.
Mit Frieder, dem selbstvergessenen Geiger, hat Vater Pfäffling die ärgsten Schwierigkeiten, schließlich soll er einmal einen Platz im Leben finden und seinen Mann stehen. Frieder aber lebt nur für seine Musik und kann seine Geige nicht weglegen, wenn die erlaubten zwei Stunden verstrichen sind. Da bekommt er Geigenverbot und soll seinem Vater das Instrument zur Verwahrung geben. Aber Frieder, der sanfte, fügsame Frieder weigert sich.
Von allen Seiten, laut und leise, wurde ihm von den Geschwistern zugeredet: „Gib sie her!“ Und als Frau Pfäffling sah, wie er das Instrument leidenschaftlich an sich presste, fragte sie schmerzlich: „Frieder, ist dir deine Geige lieber als Vater und Mutter?“ Der Kleine beharrte in seiner Stellung.
„So behalte du deine Geige!“ rief nun lebhaft der Vater, „hier hast du auch den Bogen dazu, du kannst spielen, so lange du magst. Aber unser Kind bist du erst wieder, wenn du sie uns gibst“, und indem er die Türe zum Vorplatz weit aufmachte, rief er laut und drohend: „Geh hinaus, du fremdes Kind!“ Da verließ Frieder das Zimmer.Draußen stand er regungslos in einer Ecke des Vorplatzes, innen schluchzten die Schwestern, ergriffen waren alle von dem Vorfall. Herr Pfäffling ging erregt hin und her und dann hinaus in den Vorplatz, wo er Walburg (…) zurief: „Das Kind da soll gehalten werden wie ein armes Bettelkind. Es darf hier außen im Vorplatz bleiben, es kann da auch essen und man kann ihm nachts ein Kissen hinlegen zum Schlafen. Geben Sie ihm den Küchenschemel, dass es sich setzen kann. Es dauert mich, weil es keinen Vater und Mutter mehr hat.“ Hierauf ging er hinüber in sein Zimmer. Frau Pfäffling zog Elschen an sich, die sich nicht zu fassen vermochte. „Sei jetzt still, Kind“, sagte sie, „Frieder wird bald einsehen, dass er folgen muss. Wir lassen ihn jetzt allein, dass er sich besinnen kann. Er wird dem Vater die Geige bringen, dann ist alles wieder gut.“
Frau Sappers Tugendkatalog heißt: Pflichtbewusstsein, Fleiß, Aufrichtigkeit, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit, Anstand und gutes Benehmen. Und immer wieder: Gehorsam. Es ist durchaus programmatisch zu verstehen, wenn in ihrer Erzählung Das erste Schuljahr am ersten Schultag erst einmal das Ja-Sagen geübt wird.
„Sie macht das Nest zur Welt“
„Es ist ein puritanisches Buch. Es singt nicht. Es belehrt ständig.“ So urteilt James Krüss, dessen Lust am Skurrilen und Fantastischen in den 1950er Jahren einen neuen Ton in die Kinderliteratur brachte. Nun ja: Agnes Sapper singt das Loblied der geordneten Familie und wird dabei ziemlich staatstragend. Der Bruder von Frau Pfäffling lobt:
„… ich sehe ordentlich, wie aus solcher Familie heraus tüchtige Staatsbürger hervorgehen. Wie die Starken sich da um die Schwachen annehmen, wie sie ihr eigenes Ich dem allgemeinen Ganzen unterordnen, und welche Liebe und welchen Gehorsam sie den Eltern entgegenbringen, wohl in dem Gefühl, dass sonst das ganze Gefüge in Unordnung geriete. Dazu kommt auch noch, dass dein Mann ein so leutseliger Herrscher ist, und du bist sein verantwortlicher Minister.“
Von wegen “Minister” möchte frau da einwenden. Cäcilie Pfäffling ist die Seele des Ganzen, getreu dem Schiller-Wort herrschet sie weise im häuslichen Kreise. Ihr leises Familien-Management, ihre stille Diplomatie ringen auch der kritischen Leserin von heute Bewunderung ab: eine veraltete Rolle zwar, aber nichtsdestoweniger eine Leistung. Frau Sapper macht hier sichtbar, wie das Walten der züchtigen Hausfrau den emotionalen Raum der Familie gestaltet. Eine Apotheose der bürgerlichen Hausfrau und Mutter.
„Sie macht das Nest zur Welt“, meint James Krüss, spricht von Gluckenphilosophie und der Sehnsucht des deutschen Spießers nach der falschen Idylle. Aber wie steht es wirklich um die angeblich heile Welt der Agnes Sapper? Aus ihrem Engagement für strafgefangene Frauen entsteht die Geschichte von Regine Lenz, in der sich die Tochter einer Strafgefangen gegen Anfeindungen und Verdächtigungen behaupten muss, was ihr mit Hilfe eines wohlwollenden Pfarrers auch gelingt. Auch die Erzählung Im Thüringer Wald weist beträchtlichen sozialkritischen Gehalt auf. Agnes Sapper schildert darin die Not der Spielzeugmacher-Familien in Thüringen und ihrer Kinder, die bis zur Erschöpfung Puppen herstellen müssen, mit denen andere Kinder spielen. Aber was wie eine gut recherchierte Sozialreportage beginnt, endet mit einem Ausweg, für den ein gütiges Schicksal, Gottes Hilfe und ein glücklicher Zufall verantwortlich sind.
Im August 1914 beginnt der Krieg und Agnes Sappers Bücher finden sich plötzlich neben Rilkes Sonetten als Erbauungsliteratur im Marschgepäck. „Echte kernige deutsche Art lebt in den geschilderten Menschen“, heißt es in einem Dankesschreiben aus dem Schützengraben. In ganz untypischer Geschwindigkeit entstehen zwei Kriegsbüchlein für Kinder, deutsch-national bis zum Chauvinismus, wie die meisten Druck-Erzeugnisse dieser Zeit. Sogar das vierte Gebot wird vorübergehend außer Kraft gesetzt. Einem Kriegsblinden, der sein Leiden als Strafe dafür ansieht, dass er ohne die Einwilligung seiner Eltern in den Krieg zog, schreibt sie tröstend, man brauche jetzt Soldaten, denen das Vaterland höher stehe als die Familie.
„Frau Sapper kann erzählen“
„Frau Sapper kann erzählen. Sie kann Situationen erfinden. Sie hat sogar Talent für das Komische.“ Das muss ihr selbst ihr Kritiker James Krüss zugestehen. Literaturhistoriker nennen Agnes Sapper oft zusammen mit Ottilie Wildermuth und Johanna Spyri. Vor allem Ottilie Wildermuth könnte Agnes Sappers Vorbild gewesen sein. Mit ihr hat sie den Sinn für Lokalkolorit, Humor und realistische Alltagsschilderung gemeinsam, ebenso die christliche Ausrichtung. Agnes Sappers eigene Entwicklung geht von erziehlicher Töchterliteratur zu handfestem Alltagsrealismus. Sie kommt ganz ohne Findelkinder, Feuersbrünste, Fieberphantasien, dramatische Lebensrettungen und andere zeitgemäße Melodramenbausteine aus. Ihre Erzählungen unterscheiden sich wohltuend von süßlichen Backfischromanen à la Trotzkopf, auch von den „bluttriefenden Hurraskribenten“ und den „frömmelnden Poesietanten“ der wilhelminischen Ära. So nämlich stempelt der Literaturpädagoge Heinrich Joachim Wolgast das Gros der Jugendbuchautoren seiner Zeit ab. In seiner Kampfschrift Das Elend der Jugendliteratur plädiert er 1896 für das Kinderbuch als Kunstwerk, frei von religiösen, politischen und pädagogischen Tendenzen. Die Lektüre raubt Frau Sapper die Lust am Schreiben, aber nicht für lange. Und auf die pädagogische Nutzanwendung will sie auch künftig nicht verzichten.
Kinderbuchexperten von heute würdigen ihre Sensibilität für soziale Probleme, ihr einfühlendes Verständnis für das, was in einer Kinderpsyche vorgeht. Eine Anwältin des Kindes ist sie bei aller Liebe dennoch nicht. Ihre Erzählungen stärken die Autorität der Eltern. Auf kindliche Bedürfnisse und Erfahrungen eingehend, bringt sie ihren Lesern den Elternstandpunkt nahe. Die Parteinahme fürs Kind ist nachfolgenden Autorengenerationen vorbehalten. Doch anders als die wilhelminische Rohrstockpädagogik will Agnes Sapper Gehorsam aus Einsicht und aus Liebe erreichen. All die kleinen und größeren Alltagskrisen werden mit einem Maximum an gutem Willen von Seiten aller Beteiligten gelöst.
Die Parteinahme fürs Kind bleibt nachfolgenden Autorengenerationen vorbehalten. Im Jahr vor Agnes Sappers Tod erscheint Erich Kästners erstes Kinderbuch Emil und die Detektive. Mit Emil, aber auch mit Pünktchen und Anton, kreiert Kästner einen ganz neuen ‚Helden’-Typ: selbstbewusst und unabhängig, zupackend und voller Initiative. Kästner nimmt vorbehaltlos Partei für „seine“ Kinder. Und Astrid Lindgren stärkt das Selbstbewusstsein ihrer LeserInnen, indem sie ihnen souveräne Kinder-Persönlichkeiten schenkt, allen voran das Superkind Pipi Langstrumpf, das über alle pädagogischen Stränge schlägt.
Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein sind Agnes Sappers Werke im Buchhandel erhältlich. Etwa zur gleichen Zeit tritt eine Jugendliteratur auf den Plan, die sich mit der sozialen Realität von Kindern und Jugendlichen beschäftigt, die sich aktueller Probleme aus der Welt der Kinder und Jugendlichen annimmt. Die Probleme sind andere als zur Zeit von Agnes Sapper und die Lösungen auch, aber das dahinter stehende sozialpädagogische Engagement wäre ganz in ihrem Sinn gewesen.
(Text von 2012)
Verfasserin: Dorothea Keuler
Links
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Sapper, Agnes, 1852-1929.
Project Gutenberg: Agnes Sapper. (Mit deutscher IP nicht mehr erreichbar!)
Links geprüft und korrigiert am 17. März 2019 (AN)
Literatur & Quellen
Franz, Kurt (Hg.) (19XX): Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon. Autoren, Illustratoren, Verlage, Begriffe. Begründet von Alfred Clemens Baumgärtner. Loseblattausgabe. Darin: „Agnes Sapper” von Barbara Asper. Meitingen. Corian-Verlag Wimmer.
Herding-Sapper, Agnes (1931): Agnes Sapper. Ihr Weg und ihr Wirken. Stuttgart. Gundert.
Krüss, James (1992): Naivität und Kunstverstand. Gedanken zur Kinderliteratur. Darin: “Die Familie Pfäffling Oder Wenn die Moral die Kunst besiegt.” Seite 194-198. Weinheim. Beltz (Beltz grüne Reihe).
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