Fembio Specials FemBiografien von Swantje Koch-Kanz (1939-2022) Lotte Lehmann
Fembio Special: FemBiografien von Swantje Koch-Kanz (1939-2022)
Lotte Lehmann
(Charlotte Sophie Pauline Lehmann [eigentlicher Name])
geboren am 27. Februar 1888 in Perleberg, Mark Brandenburg
gestorben am 26. August 1976 in Santa Barbara, Kalifornien
deutsch-US-amerikanische Sopranistin
135. Geburtstag am 27. Februar 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Kaum eine von uns wird Lotte Lehmann noch selber haben singen hören, vielleicht kennen wenige eine ihrer (wiederveröffentlichten, z.T. auch auf CD) zwischen 1914-49 aufgenommenen Lieder oder Opern. Doch immer noch gilt sie als eine der großen Sopranistinnen und Lehrerinnen des vorigen Jahrhunderts. Erst kürzlich bestätigte der Hinweis des hochqualifizierten Baritons Thomas Hampson, zuerst bei einer Schülerin von Lotte Lehmann unterrichtet worden zu sein, ihr generationenübergreifendes Weiterwirken.
Dabei: Weder hatte sie eine perfekte Stimmtechnik (Mozart sang sie sehr ungern ...), noch konnte oder wollte sie diese unterrichten; wichtiger war ihr die absolute Sorgfalt im Umgang mit dem Wort als Träger der Bedeutung musikalischer Phrasen: um sich in eine Rolle, eine Liedgestalt hineinzufinden, sich ihr anzuverwandeln und ihre Empfindungen nachgestaltend auszuleben, ein persönliches Schicksal darzustellen.
Was HörerInnen/Dirigenten und vor allem die Komponisten Strauß und Puccini aber besonders ansprach und Lernende inspirierte, war der völlig unglamouröse lyrische und menschlich berührende, durchaus sinnliche Charme ihrer Stimme, ihr Ausdrucksreichtum und ihre Farbigkeit im Dienste der Interpretation.
Wichtigste Stationen ihres Bühnenwirkens waren die Wiener Oper (1914-38), Salzburg, Dresden, Berlin, Stockholm, London, Paris, Südamerika, Australien, die USA und dort insbesondere die Met (1934 bis zum Bühnenabschied 1945); zu den bedeutendsten Partien (insgesamt 92 Rollen) gehören ihre unübertroffene Marschallin und Leonore, Mimi, Eva, Färbersfrau, Christine, Elisabeth und die ihr liebste, die Sieglinde.
Nach dem “Anschluss” Österreichs an Deutschland löste Lotte Lehmann vor allem wegen ihres jüdischen Mannes Otto Krause ihren Vertrag mit Wien und siedelte, wie viele deutsche EmigrantInnen, endgültig nach Kalifornien über. 1945 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin und widmete sich noch intensiver der Verbreitung des Liedgesangs (z.B. lehnte sie es ab, an Liederabenden Arien zu singen), vor allem aber auch der Arbeit an der von ihrer Freundin, Wohngefährtin und Übersetzerin Frances Holden angeregten Musikakademie in Santa Barbara, wo sie ab 1951 eigene Meisterklassen abhielt, zuerst als Lied-, dann auch als Opernkurse – vorwiegend zur Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Neu war zu jener Zeit, dass diese Unterrichtsveranstaltungen öffentlich und daher einem erweiterten Kreis von Interessierten zugänglich waren.
(Text von 2000, aktualisiert 2023)
Verfasserin: Swantje Koch-Kanz
Zitate
Was essen Sie am liebsten? – Filet mignon.
Können Sie das zubereiten? – Um Gottes willen!
Haben Sie im Sport schon einmal einen Preis gewonnen? – Selbstverständlich nicht.
Welche Filme mögen Sie? – Mein Geschmack ist vielseitig .
Wer ist Ihr Lieblingsstar? – Mickeymaus. Cleo, der Goldfisch.
Möchten Sie, dass Ihre Kinder in Ihre Fußstapfen treten? – Mein Hund mag Musik nicht.
Was mögen Sie nicht? – Fragebögen ...
Wieviel wiegen Sie? – Sind Sie übergeschnappt?(Lotte Lehmann 1940 in einem Interview)
Links
Lotte Lehmann League | Artistic achievement of Lotte Lehmann with examples in sound, photo and print documentation. Umfangreichste Sammlung (engl.) zu Leben und Wirken. (Link aufrufen)
D'heil, Stephanie: Lotte Lehmann. Biografie. (Link aufrufen)
Suhm-Binder, Andrea: Lehmann, Lotte. Bühnenfotos aus der Zeit bis ca. 1930. (Link aufrufen)
YouTube: Lotte Lehmann. Playlist von von dantitustimshu. (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Brown, Kathy Hinton; Budds, Michael J. (2013): Lotte Lehmann in America. Her legacy as artist teacher : with commentaries from her master classes. Missoula, Mont. College Music Society. (Monographs & bibliographies in American music, 23) ISBN 978-1-88191-360-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Glass, Beaumont (1988): Lotte Lehmann. A life in opera & song. Santa Barbara, Calif. Capra Press. ISBN 0-88496-277-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kater, Michael H. (2008): Never sang for Hitler. The life and times of Lotte Lehmann, 1888 - 1976. 1. Aufl. Cambridge. Cambridge University Press. ISBN 978-0-521-87392-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lehmann, Lotte (1923): Verse in Prosa. Wien. Verlag Hugo Heller-Bukum. (WorldCat-Suche)
Lehmann, Lotte (1937): Orplid, mein Land. Roman. Wien. Reichner. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lehmann, Lotte (1964): Singing with Richard Strauss. London. Hamilton. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lehmann, Lotte (1969): Gedichte. Salzburg. Reischl.
Lehmann, Lotte (1964): Five operas and Richard Strauss. Der Rosenkavalier, Ariadne auf Naxos, Arabella, Intermezzo, and Die Frau ohne Schatten. New York. Da Capo Press. 1982 (Da Capo Press music reprint series) ISBN 0306761505. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Quellen
Brown, Kathy Hinton (1992): Lotte Lehmann. Artist teacher. [=Unversity of Missouri, Kansas City, Dissertation. UMI Dissertation Information Service 5619.1990]. Ann Arbor, MI. University Microfilms International. (WorldCat-Suche)
Dick, Jutta (Hg.) (1993): Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. (rororo, 6344 : rororo-Handbuch) ISBN 3-499-16344-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Jefferson, Alan (1991): Lotte Lehmann. Eine Biographie. Aus dem Englischen von Ulrike und Manfred Halbe-Bauer. Zürich. Schweizer Verlagshaus. ISBN 3-7263-6632-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lehmann, Lotte (1937): Anfang und Aufstieg. Lebenserinnerungen. Wien, Leipzig, Zürich. Reichner. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lehmann, Lotte (1948): My many lives. Translated by Frances Holden. New York. Boosey & Hawkes. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lehmann, Lotte (1971): Eighteen song cycles. Studies in their interpretation. With a foreword by Neville Cardus. London. Cassell. ISBN 0-304-93842-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wessling, Berndt Wilhelm (1969): Lotte Lehmann … mehr als eine Sängerin. Salzburg. Residenz-Verlag. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wessling, Berndt Wilhelm (1995): Lotte Lehmann. »Sie sang, daß es Sterne rührte« ; eine Biographie. Köln-Rodenkirchen. Tonger. ISBN 3-920950-07-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
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