Fembio Specials Frauen aus Nord- und Südtirol und dem Trentino Monika Hauser
Fembio Special: Frauen aus Nord- und Südtirol und dem Trentino
Monika Hauser
(Dr. Monika Hauser)
geboren am 24. Mai 1959 in Thal (Schweiz)
deutsche Ärztin italienischer Abstammung, Frauenrechtlerin, Gründerin von medica mondiale
65. Geburtstag am 24. Mai 2024
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Biografie
Wie finden Menschen zu dem Thema, das sie vielleicht ein Leben lang begleitet? Bei Monika Hauser, 1959 als Tochter Südtiroler Eltern in der Schweiz geboren, waren es Gespräche und Bücher – Gespräche mit der Großmutter über Gewalterfahrungen von Frauen und Mädchen in den Südtiroler Dörfern, Gespräche mit den Eltern über den Zweiten Weltkrieg, bei denen sie auf viel Schweigen und auf Verständnis für Hitler stößt, Bücher über den Nationalsozialismus und die Shoa und die Erkenntnis, dass ihr Großvater ein Mitläufer war. Mitleid mit Verfolgten und Empörung über Unrecht werden zu dem Motor, der Monika Hauser zum Handeln (oft über ihre eigenen Grenzen hinaus) antreibt.
Siebzehn Jahre alt ist sie, als sie während eines sechswöchigen Aufenthalts in einem israelischen Kibbuz Überlebende der deutschen Konzentrationslager kennen lernt und immer wieder den Austausch mit ihnen sucht. Nach dem Abitur – sie besucht das Gymnasium in St. Gallen -, will sie die Schweiz verlassen, Medizin studieren und anschließend in der Dritten Welt arbeiten.
Sie geht zum Studium nach Innsbruck. Drei Monate Famulatur (ein von der Approbationsordnung für MedizinstudentInnen vorgeschriebenes Praktikum) am Regionalkrankenhaus Trincomalee in Sri Lanka 1981 sind eine harte Erfahrung. Es herrschen katastrophale hygienische Zustände, Operationen ohne Narkose sind an der Tagesordnung. Auch berührt es sie unangenehm, als Weiße bevorzugt zu werden. Sie beginnt, über den Sinn von Entwicklungshilfe nachzudenken: Viele Projekte machen sich selber unentbehrlich, anstatt Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten.
1984 promoviert Monika Hauser, 1985 arbeitet sie ein halbes Jahr lang als Assistenzärztin für Gynäkologie und Allgemeinchirurgie im Regionalkrankenhaus von Schlanders in Südtirol, wo sie sich bei Ärzten und Ehemännern unbeliebt macht (»Rote Hexe«), weil sie immer wieder eine sensiblere Behandlung der Patientinnen einfordert. Ende 1985 macht sie ihr Staatsexamen an der Universität Bologna, und fünf Monate später erhält sie die deutsche Approbation. Sie zieht zu ihrem damaligen Freund nach Köln und bewirbt sich lange um eine Assistenzarztstelle, 1988 endlich erfolgreich.
Vier Jahre lang arbeitet Monika Hauser als Assistenzärztin in der Frauenabteilung einer nordrheinwestfälischen Klinik. In dieser Zeit wird ihr immer deutlicher, in welch starkem Maße die Krankheiten der Frauen ihre Lebenserfahrungen spiegeln. Dass die gynäkologischen Untersuchungen oft selber Missbrauchssituationen ähneln, indem über die Köpfe der Frauen hinweg gesprochen und behandelt wird, erfüllt sie mit Zorn. Mit ihrer feministischen Kritik an der Schulmedizin hält sie auch hier nicht zurück.
Allmählich gelingt ihr in Zusammenarbeit mit einer Psychologin, das Klima für die Patientinnen zu verbessern. Sie erreichen, dass Opfer sexueller Gewalt besser vor Retraumatisierungen geschützt werden und bauen Selbsthilfegruppen für Frauen auf, die Totgeburten oder Abbrüche erlebt haben. Die Klinikerfahrungen machen ihr jedoch so zu schaffen, dass sie im Sommer 1992, völlig ausgebrannt, die Ausbildung unterbricht und kündigt. Sie begreift, dass sie sich selber schützen und auf ihre Grenzen achten muss.
Am 26. November 1992 erscheint im »Stern« ein Artikel über die Massenvergewaltigungen im Bosnienkrieg. Monika Hauser ist entsetzt und wütend über den neuerlichen Missbrauch der Opfer durch Fotografien und drastische Sprache. Es folgt ein unglaublicher Medienrummel, Gelder werden gesammelt, Hilfsangebote entstehen. Bei all dem werden die vergewaltigten Frauen jedoch für nationalistische Stimmungsmache instrumentalisiert. Dagegen schreibt im Dezember 1992 die Kölner Historikerin Gabi Mischkowski in der Berliner tageszeitung an. Sie fordert, die gespendeten Gelder unabhängig von Nationalität und Volkszugehörigkeit in allen Republiken des ehemaligen Jugoslawien einzusetzen, damit die Gewaltopfer nicht für nationalistische Kriegspropaganda missbraucht werden können.
Monika Hauser nimmt (nach vergeblichen Anfragen bei verschiedenen Hilfsorganisationen) Kontakt zu Mischkowski auf, informiert sich über die Gegebenheiten im ehemaligen Jugoslawien und reist nach Zagreb, wo sie u. a. die Zagreber Frauenlobby besucht, ein Bündnis verschiedener Frauengruppen und -projekten, das gerade dabei ist, ein »Zentrum für weibliche Kriegsopfer« zu gründen.
Bei der Vergabe von Spendengeldern läuft vieles falsch: Die Gelder landen vor allem bei Regierungsinstitutionen, Gesundheitsministerien und (männlichen) Gynäkologen. Nicht genug damit, dass die Vergewaltigungen für politische Propaganda herhalten müssen, gibt es auch Hinweise, dass mit den Organen abgetriebener Föten sehr viel Geld verdient werden kann (und wohl auch wird).
In Zagreb spricht Hauser eine Woche lang mit vielen Flüchtlingsfrauen. Sie will gynäkologische und psychologische Hilfen zusammenführen und einen geschützten Raum schaffen für die Frauen und ihre Kinder. Internationale Hilfe gibt es bisher nur in Kroatien, deshalb will sie nach Bosnien gehen. Ihre Wahl fällt auf Zenica in Zentralbosnien – in der Stadt und ihrem Umkreis halten sich zu dieser Zeit etwa 120.000 Flüchtlinge aus den serbisch besetzten Gebieten Bosniens auf. 70 Prozent davon sind Frauen, sehr viele von ihnen sind vergewaltigt worden, manche in Lagern wochen- oder monatelang. Trotz Suizidgefahr und Schwangerschaften gibt es bis dahin in Zentralbosnien keine Betreuung für diese Frauen.
Weihnachten 1992, zurück in Deutschland, schreibt sie gemeinsam mit einem langjährigen Freund, dem WDR-Tontechniker Klaus-Peter Klauner, in Köln die erste Projektbeschreibung, um Hilfsgelder beantragen zu können: In Zusammenarbeit mit dem Zagreber Zentrum für weibliche Kriegsopfer soll das Projekt im Umkreis von Zenica arbeiten, und zwar »autonom, feministisch, politisch unabhängig, dezentral und nicht nationalistisch«. Gabi Mischkowski sagt ihre Unterstützung zu.
Silvester 1992 trifft Hauser in Zenica ein und beginnt, Kontakte aufzubauen, ein Gebäude zu suchen, die Medien zu informieren. Eine Million DM von der Caritas schlägt sie aus, weil die katholische Kirche Abtreibungen (auch nach Vergewaltigungen) ablehnt. Ein leerstehender Kindergarten wird angemietet, dort entstehen im Erdgeschoss Ambulanz und Operationssaal und oben Wohnräume für zwanzig Frauen. Ein Team von Ärztinnen, Krankenschwestern, Psychologinnen, Psychiaterinnen, einer Sekretärin und einer Hausleiterin wird zusammengestellt. Währenddessen rückt die Front immer näher und ist schließlich nur noch 30 Kilometer entfernt.
In Köln kümmern sich Klaus-Peter Klauner und eine Handvoll Freundinnen derweil um die Logistik. Weil potentielle GeldgeberInnen Monika Hauser erst kennen lernen wollen, bevor sie Unterstützung zusagen, und Materialien für die Ausstattung des Therapiezentrums beschafft werden müssen, macht sie sich auf die gefährliche Rückreise nach Deutschland. 250.000 DM erhält das nun Scheherazade/Medica genannte Projekt vom Spendenkonto des von der Arbeiterwohlfahrt verwalteten »Hilfsfonds«. Es werden Aufgaben an die Unterstützerinnen in Deutschland verteilt und Nahrungsmittel, Sanitärartikel, Operations- und Laborbedarf, Möbel und Computertechnik angeschafft – am Ende sind es 25 Tonnen Material, die nach Bosnien gebracht werden müssen. Der Deutsche Ärztinnenbund organisiert die Erstausstattung mit Medikamenten. In all der Hektik und dem Chaos wird Monika Hauser plötzlich bewusst, dass sie Klaus-Peter Klauner liebt …
Während Hauser wieder in Bosnien ist, dort die Räume eingerichtet werden, steht das Team in Köln unter Stress. Alle sind überlastet, es gibt Geldsorgen und Klaus-Peter fühlt sich in den Reihen der feministischen Mitkoordinatorinnen als Mann isoliert.
Am 4. April 1993 wird Medica Zenica offiziell eröffnet. Immer mehr Frauen werden im Laufe der Zeit medizinisch und psychologisch betreut. Das Operieren im reinen Frauenteam ist eine schöne Erfahrung für Monika Hauser. Islamische Autoritäten befürworten Schwangerschaftsabbrüche nach Vergewaltigungen, das erleichtert die Arbeit. Eine islamische Theologin erhält einen eigenen Raum, in dem sie mit den Frauen sprechen und beten kann – das sichert dem Projekt das Wohlwollen islamischer Würdenträger.
Schwierig ist es, die Flüchtlingsfrauen von jenseits der Frontlinie zu Medica zu bringen, außer der Erlaubnis des kroatischen Verteidigungsrates (HVO) ist dafür ein geländegängiges Fahrzeug nötig. Die Frauen haben Morde und unsägliche Folterungen gesehen, sind immer wieder vergewaltigt worden und haben oft monatelange Fußmärsche hinter sich. Auch die Kinder sind schwer traumatisiert. Was die Helferinnen zu hören bekommen, traumatisiert sie selber, aber eine (dringend nötige) Aufarbeitung wird erst viel später möglich. Auch Konflikte zwischen Ärztinnen und Psychologinnen müssen geklärt werden.
Mitte April 1993: Der Krieg kommt immer näher, viele Menschen fliehen nach Massakern nach Zenica, die Stadt wird beschossen, Menschen aus anderen Ländern reisen ab, zeitweise ist Hauser die einzige Internationale, die sich weiterhin in Zenica aufhält. Allmählich gewöhnt sie sich so an die Granateinschläge, dass sie manchmal nicht einmal mehr den Schutzraum aufsucht. Am 22. April wird Medica Zenica als bosnischer Verein registriert. Endlich führt Monikas Bemühen um eine Blue Card der UNHCR zum Erfolg, dadurch wird Medica Zenica zu einer Partnerorganisation der UNO und hat Anspruch auf Unterstützung wie Nahrungsmittel, Kraftstoff und die Erlaubnis, künftig in gepanzerten Fahrzeugen mitfahren zu dürfen..
Im Mai fährt Monika Hauser zurück nach Deutschland. Mit einem gebraucht gekauften Jeep und einer vom Auswärtigen Amt bezahlten Satellitentelefonanlage kommt Hauser zurück nach Zenica. Dort unternehmen Medica-Mitarbeiterinnen immer wieder lebensgefährliche Fahrten, um vergewaltigte Frauen (diesmal Opfer der Kroaten!) zu Medica zu bringen. Ab Juni 1993 sind die Zufahrtsstraßen in die Stadt blockiert, Lebensmittel und Wasser werden knapp, es gibt keinen Strom mehr, Infektionskrankheiten breiten sich aus.
In Köln wird der Verein Medica e. V. gegründet. In Zenica sorgt Monika Hauser immer wieder für Unmut, weil sie ihre Kritik an ungenügender Hilfe oft und direkt äußert. Die Zusammenarbeit mit der UNHCR ist schwierig. Medica Zenica jedoch wächst: Medica 2, ein betreutes Wohnprojekt am Stadtrand, arbeitet ab Juli 1993, Medica 3 in Visoko ist geplant. Supervisorinnen kommen aus Deutschland, es gibt Weiterbildungen für die Psychologinnen. Auch die Kindergärtnerinnen werden psychologisch geschult.
Die Mitarbeiterinnen und Monika legen großen Wert auf eine multiethnische Zusammensetzung des Teams. Je härter der Krieg zwischen den beteiligten Parteien wird, desto häufiger kommt es zu Spannungen im Team. Am Schulterschluss der Frauen können diese letztlich jedoch nichts ändern.
Monika Hauser, immer »unter Dampf« und im Einsatz trotz Schwangerschaft, konfrontiert mit den furchtbaren Erlebnissen der Frauen, bemerkt die körperlichen Warnsignale nicht rechtzeitig und verliert am 24. Dezember 1993 ihr Kind – am gleichen Tag, an dem sie »Frau des Jahres« der ARD-Tagesthemen wird. Am 30. Dezember gibt sie, sichtlich am Ende ihrer Kräfte, noch ein ARD-Interview im BBC-Studio in Vitez, das 750.000 DM Spenden für das Projekt erbringt. Danach reist sie nach Deutschland zurück – von diesem Zeitpunkt an wird sie nicht mehr überwiegend in Bosnien arbeiten, es beginnt der schwierige Übergang von Medica Zenica in die Selbständigkeit.
Eine Deutschlandreise mit bosnischen Mitarbeiterinnen folgt: Konferenzen, Vorträge, Öffentlichkeitsarbeit. Immer wieder fährt sie für mehrere Wochen nach Zenica.
In einem Kölner Krankenhaus setzt sie ihre Fachärztinnenausbildung fort. Der Krankenhausalltag auf der gynäkologischen Abteilung und die Ignoranz in Deutschland setzen ihr sehr zu. Durch den unsensiblen Umgang von Ärzten mit Patientinnen fühlt sie sich persönlich getroffen.
Im Medica-Büro in Köln gibt es immer wieder Auseinandersetzungen , der basisdemokratische Ansatz ist nur sehr schwer durchzuhalten. Infolge eines Namensstreits mit der Düsseldorfer Messe Medica wird der Verein in medica mondiale umbenannt – damit wird das Ziel der weiteren Arbeit deutlich: Unterstützung von Frauenprojekten in Kriegs- und Krisengebieten nicht nur in Bosnien, sondern weltweit. Im Winter 1995/1996 fordern ständige Überlastung und fehlende Selbstreflexion ihren Tribut: Monika Hauser bricht zusammen und muss sich zurückziehen, um wieder gesund zu werden. Drei Monate lang bleibt sie zu Hause, sieht nur Klaus-Peter Klauner, geht nicht ans Telefon, gibt keine Interviews. Sie beginnt, Erlebtes aufzuarbeiten, nutzt Psychotherapie, Shiatsu, Homöopathie, erlernt Entspannungstechniken und nimmt einen ausgiebigen Urlaub.
Nach der Krise wird sie erneut schwanger, und am 26. August 1996 kommt Luca zur Welt. Ein halbes Jahr lang nimmt Hauser Erziehungsurlaub und genießt die Zeit in Familie sehr. Ihre Arbeit für medica mondiale führt sie dennoch weiter, und wenn sie zu Vorträgen reist, kommen Mann und Kind mit.
Im Oktober 1996 soll Monika Hauser das Bundesverdienstkreuz verliehen werden, doch sie lehnt ab, weil die deutsche Regierung trotz der katastrophalen Zustände im ehemaligen Jugoslawien beschlossen hat, mit der Rückführung der bosnischen Flüchtlinge nach Bosnien-Herzegowina zu beginnen. 1997 wird Medica Zenica offiziell unabhängig von medica mondiale, für wenigstens zwei Jahre kommt jedoch noch Geld aus Köln, aber inhaltlich wird medica mondiale keinen Einfluss mehr nehmen. Vorausgegangen war ein langwieriger, auch schmerzhafter Prozess, in dem die Verantwortung allmählich nach Bosnien übergeben wurde. Monika Hauser schließt 1998 ihre Ausbildung zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe ab und kündigt in der Klinik.
Gerade haben Monika Hauser und ihr Mann ein Haus in einem Kölner Vorort gekauft, da reist sie im April 1999 wegen des Kriegsausbruches in den Kosovo und nach Albanien – das Projekt medica mondiale Kosova beginnt. Ihr Mann kümmert sich um Umzug und Sohn.
Im Jahr 2000 übernimmt Monika Hauser die politische Geschäftsführung von medica mondiale. Sie ist vor allem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hält Vorträge, kümmert sich aber auch um die Ausbildung der Medica-Mitarbeiterinnen. Monika Hauser ist eine der tausend Frauen der Initiative »1000 PeaceWomen«, die 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert wurde. Im gleichen Jahr startete medica mondiale die Kampagne »Zeit zu sprechen«, die die Vergewaltigungen während des und nach dem Zweiten Weltkrieg und ihre Auswirkungen bis heute thematisiert.
2008: Die Ärztin Monika Hauser, Gründerin der Frauenrechtsorganisation medica mondiale, wird »für ihren unermüdlichen Einsatz für Frauen, die in Krisenregionen schrecklichste sexualisierte Gewalt erfahren haben« mit dem Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) geehrt.
Stand: 2. Oktober 2008 (sachliche Richtigkeit überprüft durch Monika Hauser und medica mondiale)
Verfasserin: Almut Nitzsche
Zitate
Am Anfang stand meine Wut: auf die Art, wie die Medien über die traumatisierten Frauen berichteten und sie so ein zweites Mal missbrauchten.
(Monika Hauser, Rede zur Verleihung des Gustav-Heinemann-Preises im Juni 1994)
Die Verbrechen gegen Frauen beeinflussen und prägen ihre individuelle Biographie in entscheidender Weise genauso wie diese Verbrechen gegen sie die Politik, die Geschichte und das soziale Gefüge einer Gesellschaft beeinflussen: was ist Geschichte, was ist Historie, was zählt? Die mit oder die ohne die Erfahrungen der Frauen? Was bedeutet es, wenn uns viele Frauen schreiben, dass sie »darüber noch nie zum jemand sprechen konnten«, was sind ihre Erinnerungen wert? Was bedeutet es für das Individuum und was für das Kollektiv, dass Frauen »darüber« nie sprechen konnten, die traumatischen Auswirkungen aber bis heute in dieser Gesellschaft wirken?
(Hauser, Monika: Thematische Einführung »Das ewige Tabu«. Vortrag (Berlin, FES, 10.8. 2006). S. 6-7)
Im Zentrum unserer Arbeit steht die Analyse dessen, was Frauen und Mädchen in Kriegen angetan wird, Unterstützungskonzepte für sie und mit ihnen aufzubauen und mit zu helfen, dass sie zumindest ein Stück Gerechtigkeit erfahren können. Ich verstehe unsere Arbeit immer auch präventiv, weil wir durch Aufklärung und Sensibilisierung dem Tabu und Schweigen Öffentlichkeit entgegensetzen und dadurch die Macht der Täter zurückgedrängt wird.
(Hauser, Monika: 60 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges. Referat (Pressekonferenz am 27. 6. 2005 im Roten Rathaus Berlin). S. 1)
Es gibt Dinge, die mir Frauen in Bosnien erzählt haben, die ich ganz tief in mir vergraben habe, über die ich mit niemandem reden kann. Das geht soweit, dass ich denke, das kann ich nicht einmal einer Therapeutin antun, ihr das zu erzählen. Die sind in mir vergraben – die stecken fest, irgendwo da drinnen.
(Monika Hauser, Quelle: Baumgarten, Katja (2001): Monika Hauser. »… berichten was ich gesehen hab«. In: Deutsche Hebammen-Zeitschrift, Heft 5/2001.)
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Links
medica mondiale e.V.
Online verfügbar unter http://www.medicamondiale.org/, zuletzt geprüft am 15.05.24.
3sat. Kultur. Kulturzeit. (2024, 23. Januar) Monika Hauser über Gewalt gegen Frauen im Krieg. [Reportage].
Online verfügbar unter https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/monika-hauser-medica-mondiale-zu-gewalt-gegen-frauen-im-krieg-100.html, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Mattay, Sabina. (2024, 10. Februar). Mattay fragt. Körper als Schlachtfeld: Monika Hauser über sexualisierte Gewalt im Krieg. Interviewpodcast. rbb 24 (Rundfunk Berlin Brandenburg).
Online verfügbar unter https://www.inforadio.de/rubriken/debatte/matthay-fragt/2024/02/sexualisierte-gewalt-krieg-medica-mondiale-monika-hauser.html, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Wegner, Jochen. Amend Christoph. (2023, 4. Dezember). Alles gesagt? Monika Hauser, wie helfen Sie Frauen im Krieg? Interviewpodast. Zeit Online.
Online verfügbar unter https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-12/monika-hauser-interviewpodcast-alles-gesagt, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Hönegger, Kathrin. (2023, 6. November). Focus. Monika Hauser, Gnäkologin: “Empörung ist mein Kompass”. SRF - Schweizer Radio und Fernsehen.
Online verfügbar unter https://www.srf.ch/audio/focus/monika-hauser-gynaekologin-empoerung-ist-mein-kompass?id=12483420, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Europaparlament. Dr. Monika Hauser, Gründerin von medica mondiale. Lebenslauf [Pdf], zuletzt geprüft am 15.05.24.
Oberkofler, Evi. Eisenstecken, Edith: Monika Hauser. Ein Portrait. [Dokumentarfilm] Deutschland: Thali Medien GmbH Produktion, 2016, 86 min. zuletzt geprüft am 15.05.24.
Thali Media GmbH (23.04.2018). Monika Hauser - ein Portrait. Trailer. YouTube. zuletzt geprüft am 15.05.24.
Online verfügbar unter https://youtu.be/xjkNoZkexM4, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Esmas Geheimnis. Grbavica. Spielfilm von Jasmila Žbanić.
Online verfügbar unter http://www.esmasgeheimnis.de/page/medicamondiale.htm, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Gonscherowski, Tobias (2005): Brühler Fragebogen … mit Dr. Monika Hauser. Interview. bilderbogen.net.
Online verfügbar unter https://www.inbruehl.com/index.php/bilderbogen/2005/111-bruehler-bilderbogen-oktober-2005/3935-bruehler-fragebogen-mit-dr-monika-hauser, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Korzilius, Heike (2003): medica mondiale: »Dem Wahnsinn etwas entgegensetzen« (10.08.2003). Deutsches Ärzteblatt.
Online verfügbar unter http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&id=37992, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Merten, Martina (2004): Kosovo: Vergessenes Elend. Medica Kosova: seit 1999 Einsatz für kriegstraumatisierte Frauen (10.11.2004). Deutsches Ärzteblatt.
Online verfügbar unter http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=44307, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Slavkovic, Filip (2004): Bundeswehrsoldaten bei Zwangsprostituierten? Beitrag vom 17.10.2004. Deutsche Welle (www.dw-world.de).
Online verfügbar unter http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1362580,00.html, zuletzt geprüft am 15.05.24.
The Right Livelihood Award: Monika Hauser (2008, Germany).
Online verfügbar unter https://www.rightlivelihoodaward.org/laureates/monika-hauser/, zuletzt geprüft am 15.05.24.
Literatur & Quellen
Quellen (Printmedien)
Böttinger, Bettina (1998): Als Frau erst recht. Zwölf Porträts. München. Econ. ISBN 3-430-11448-9. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Fischer, Erica (1997): Am Anfang war die Wut. Monika Hauser und Medica mondiale. Ein Frauenprojekt im Krieg. Köln. Kiepenheuer & Witsch. ISBN 3-462-02641-0. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Gafga, Hedwig (2006): Monika Hauser. Ärztin, geb. 1959. In: Kühne, Ulrich (Hg.): Mutige Menschen. Frauen und Männer mit Zivilcourage. München. Sandmann. ISBN 3-938045-13-2. S. 164–167. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Quellen (Internet)
Baumgarten, Katja (2001): Monika Hauser. »… berichten was ich gesehen hab«. In: Deutsche Hebammen-Zeitschrift, Heft 5/2001.
Weiterführende Literatur
Griese, Karin; Hauser, Monika (2001): Gewalt im Krieg. In: Junge Kirche, Heft 3. S. 20–23.
Hauser, Monika (2005): Sexualisierte Gewalt – Verdrängtes Verbrechen. In: psychosozial, Jg. 28, Heft II (Nr. 100). S. 57–63.
Kühne, Ulrich (Hg.) (2006): Mutige Menschen. Frauen und Männer mit Zivilcourage. München. Sandmann. ISBN 3-938045-13-2. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Louis, Chantal (Juni 2008): Monika Hauser – Nicht aufhören anzufangen. Eine Ärztin im Einsatz für kriegstraumatisierte Frauen. Zürich. Rüffer & Rub. ISBN 978-3-907625-41-5. (Suchen bei Amazon)
medica mondiale e.V.; Griese, Karin (2006): Sexualisierte Kriegsgewalt und ihre Folgen. Handbuch zur Unterstützung traumatisierter Frauen in verschiedenen Arbeitsfeldern. Frankfurt am Main. Mabuse-Verlag. ISBN 978-3-935964-48-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Bildquellen
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