Sprachliche Diskriminierung hat viele Gesichter - welches ist das schlimmste? Teil 2
Die sprachliche Diskriminierung der Frau, auch sprachlicher Sexismus genannt, ist die einzige sprachliche Diskriminierung, die sich tief in der Grammatik eingenistet hat - und deshalb ist sie am schwierigsten zu bekämpfen. Um dieser Diskriminierung Frau zu werden, müssen wir ans Eingemachte, an die Grammatik eben. Herrische Redewendungen wie „einer Sache Herr werden“ umzuwandeln in „einer Sache Frau werden“ - das genügt nicht, es kratzt nur am Wortschatz, d.h. bleibt (ziemlich) an der Oberfläche.
Es gibt im Deutschen nur einen grammatischen Prozess, der in etwa mit der sog. Movierung…
Sprachliche Diskriminierung hat viele Gesichter - welches ist das schlimmste? Teil 1
In der vergangenen Woche entrüsteten sich die Männermedien wieder mal über die feministische Sprachkritik und die sprachkritischen Anregungen der Gender-queer Community. Der SPIEGEL 17/2013 veröffentlichte am 22.4. einen Artikel von Ralf Neukirch, betitelt „Sein Name ist Sie“, und in der BILD-Zeitung empörte sich am 21.4. Hans-Jörg Vehlewald: „Mitarbeita“ „Doktox“ - So soll unsere Sprache entmännlicht werden“, Untertitel: „Wer denkt sich sowas aus?“
Ja wer nur? Ganz normale Mitmenschen wie du und ich. Die BILD-LeserInnen, von Vehlewald schön aufgehetzt, zweifeln allerdings in ihren…
Hiermit erkläre ich Sie zu Frau und Frau
Seit zwei Wochen dürfen in England und Wales lesbische und schwule Paare heiraten. Hetero- und homosexuelle Paare sind rechtlich vollkommen gleichgestellt. Über zwei frisch vermählte Herren meldete die Zeit aus diesem Anlass: "Das Paar ist seit sieben Jahren zusammen – und nun offiziell 'Mann und Mann'". Die Formel klingt komisch, und das ist wohl auch beabsichtigt. Auf Englisch sind sie nicht „man and man“, sondern „husband and husband“. Zwei miteinander verheiratete Frauen sind „wife and wife“. Auch das klingt recht ungewohnt.
Auf Deutsch wären die beiden vielleicht „Mann und Mann“ -…
Ein anderes Wort für “alleinerziehend”
Aus Wir machen uns unsere Sprache selber: Ein Feminar. Sechzigste Lektion.
Im März las ich an der Uni Leipzig aus meinem neuen Buch „Gerecht und Geschlecht“. In der anschließenden Diskussion fragte mich eine Zuhörerin nach meiner Meinung über das Wort „Alleinerziehende“, es hätte so negative Assoziationen. Ihr Verein SHIA (Selbsthilfe für Alleinerziehende) sei verzweifelt auf der Suche nach einer besseren Bezeichnung. Ich hatte mir dazu noch kaum Gedanken gemacht und konnte nur beisteuern, dass der Verband ja ursprünglich „Verband lediger Mütter“ hieß. Erst später nannten sich die…
Bläblä
Zwei ganze Seiten (124-5) widmet der Spiegel dieser Woche (13/2014) dem Thema geschlechtergerechte Sprache. Am Schluss werde ich als „Grande Dame der feministischen Linguistik“ vorgestellt, die angeblich folgendes Programm verfolgt:
Erst will sie die Männer mit dem generischen Femininum („Herr Ärztin“) so lange nerven, bis die ein Bewusstsein fürs Problem bekommen. Im nächsten Schritt soll die weibliche Endung -in ganz abgeschafft, und alle Personen sollen ins Neutrum gesetzt werden. Es hieße dann für alle: das Kanzler, das Professor. Was für Aussichten. Endlich wäre über allen…