Fembio Specials Kinder- und Jugendbuchautorinnen Frances Hodgson Burnett
Fembio Special: Kinder- und Jugendbuchautorinnen
Frances Hodgson Burnett
Wikimedia Commons
geboren am 24. November 1849 in Manchester, England
gestorben am 29. Oktober 1924 auf Long Island, New York
englisch-amerikanische Schriftstellerin
175. Todestag am 24. November 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Frances Hodgson stammte aus einer wohlhabenden Familie, die durch den Tod des Vaters und den wirtschaftlichen Niedergang von Manchester verarmte. Die Emigration nach Amerika verschlimmerte die Notlage der Mutter und ihrer fünf Kinder noch weiter. Aber der gesellschaftliche Abstieg und das Leben im ländlichen Tennessee waren für Frances auch ein Freiheitsgewinn: Jenseits der strengen Konventionen konnte sie Streifzüge durch die Natur unternehmen, die Sprache der „einfachen“ Leute lernen und Ideen zur Aufbesserung des Familienbudgets ausprobieren.
Die Literatur führt schließlich zum Erfolg: Schon immer eine passionierte Leserin und eifrige Geschichtenerzählerin, fasst Frances sich ein Herz und schickt der Zeitschrift Godey's Lady's Book ein Manuskript – heimlich, um dem Spott ihrer Brüder zu entgehen. Sie ist neunzehn Jahre alt, als ihre ersten zwei Geschichten veröffentlicht werden; es folgen Beiträge in allen wichtigen amerikanischen Literaturmagazinen. Die Liste ihrer – heute weitgehend vergessenen – Romane, die thematisch breit gestreut sind, ist beeindruckend.
Drei Bücher, in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt, wurden zu Klassikern der Kinderliteratur: Der kleine Lord, Prinzessin Sara und Der geheime Garten.
Frances Hodgson heiratet 1873 nach langem Zögern ihren Jugendfreund Swan Burnett, in den nächsten drei Jahren werden Lionel und Vivian geboren. Die Scheidung erfolgt zwar erst 25 Jahre später, aber innerlich verabschieden sie sich schon bald voneinander. Frances meidet den Familienwohnsitz in Washington und verbringt – immer schreibend – viel Zeit in England, Frankreich und Italien. Mit dem Bestseller Little Lord Fauntleroy (1886) wird sie international berühmt und reich. Die Trennung von Swan und ihre Beziehung zu einem jüngeren Engländer sorgen für Aufruhr in den Klatschkolumnen (sie gibt auch Ehemann Nr. 2 den Laufpass). Dinge, die bei einem männlichen Schriftsteller nichts Besonderes gewesen waren, wurden ausgiebig kommentiert: Sie führt und gewinnt Prozesse wegen Verstoß gegen das Copyright, kleidet sich extravagant, raucht, kauft Häuser und gibt viel Geld aus. Ihre Großzügigkeit, die Verwandten, FreundInnen und Organisationen zugutekam, wurde selten erwähnt. Das Publikum störte sich an der Negativpresse nicht, solange Burnett es regelmäßig mit neuem Lesestoff versorgte.
Der geheime Garten ist eine spannende Lektüre für Kinder und Erwachsene, auch die Verfilmung von Agnieszka Holland (1993) ist sehr zu empfehlen: Nach dem Tod ihrer Eltern in Indien wird Mary Lennox zu dem Anwesen ihres Onkels nach Yorkshire gebracht. Die junge Dienstbotin Martha lockt Mary mit ihrer freundlich-bestimmten Art aus der Reserve. Mary wird neugierig und aktiv, was zu zwei großen Entdeckungen führt: die eine ist ein verwilderter Garten, den sie mit Marthas Bruder Dickon heimlich in ein magisches Refugium verwandelt; die andere ist Colin, der kranke und aggressive Sohn des Grafen, der isoliert in einem abgelegenen Zimmer des Schlosses vegetiert. Colin wird in das Geheimnis eingeweiht und will erstmals nach Jahren wieder nach draußen. Unter Ausschluss der Erwachsenen setzt im geheimen Garten auch bei ihm ein Selbstheilungsprozess ein, den er Mary zu verdanken hat. Dieses Buch war Frances Burnetts letztes bedeutendes Werk. Nach einer 50 Jahre währenden literarischen Karriere starb sie im Alter von 74 Jahren in ihrem Haus auf Long Island.
(Text von 1998)
Verfasserin: Marion Kremer
Zitate
Was ist die Quelle Ihres Erfolgs? Antwort: Ich interessiere mich für alles auf der Welt – von Kaisern und Premierministern bis zu Schweinehirten, von Hunden und Katzen bis zu den dünnsten Grashalmen, die je wuchsen. Es ist alles miteinander verbunden. Ich versuche zu verstehen, warum wir bestimmte Dinge tun und auch, warum nicht. Das habe ich immer getan.
(Interview im St. Nicholas Magazine)
Literatur & Quellen
Carpenter, Angelica Shirley & Jean Shirley. 1990. Frances Hodgson Burnett: Beyond the Secret Garden. Minneapolis. Lerner.
Dictionary of Literary Biography. 1978ff. Detroit. Gale Research Company.
Foster, Shirley & Judy Simons. 1995. What Katy Read: Feminist Re-Readings of 'Classic' Stories for Girls. Iowa City. University of Iowa Press.
Notable American Women: A Biographical Dictionary. 1971. Hg. Edward T. James, Janet Wilson James & Paul S. Boyer. 3 Bde. Cambridge, MA. The Belknap Press of Harvard UP.
Thwaite, Ann. 1991 [1974]. Waiting for the Party: The Life of Frances Hodgson Burnett. Boston. Godine.
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