Fembio Specials Frauenbeziehungen Marguerite Yourcenar
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Marguerite Yourcenar

(Marguerite de Crayencour [eigentlicher Name])
geboren am 8. Juni 1903 in Brüssel
gestorben am 17. Dezember 1987 in Bar Harbor, Mount Desert Island, Maine/USA
französische Schriftstellerin
35. Todestag am 17. Dezember 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Als Marguerite Yourcenar 1980 in die Académie Française einzog, war sie die erste Frau in dieser 350 jahre alten Runde “unsterblicher” Männer. Schon vorher hatte sie viele wichtige Literaturpreise erhalten, und ihr bekanntestes Buch, die fiktiven Memoiren des römischen Kaisers Hadrian (1951; dt. Ich zähmte die Wölfin) wurde ein Welterfolg. Trotzdem gehört sie nicht zu den populären Gestalten der französischen Gegenwartsliteratur. Ihre Bücher gelten als ernst bzw. schwierig; sie hat nie den Erfolg bei den Medien gesucht.
Ihr Werk ist außerordentlich vielseitig – Romane, Novellen, Gedichte, Essays, Theaterstücke, Übersetzungen – und führt die LeserInnen in ferne Länder und Zeiten. Dabei geht es ihr um unterschiedliche Reaktionen auf die großen Fragen der menschlichen Existenz – Liebe, Sexualität, Tod, spirituelle Suche, Freiheit des/r Einzelnen. Auffällig ist das weitgehende Fehlen großer Frauengestalten; meist stehen Männer im Mittelpunkt, deren Homo- bzw. Bisexualität als selbstverständlicher Teil ihrer Persönlichkeit gezeichnet wird.
Kennzeichnend für Yourcenars Bücher, selbst die dreibändige Chronik ihrer Familie, ist die auffallende Distanz zu ihrer eigenen Person: “Das Publikum, das persönliche Bekenntnisse im Werk einer Schriftstellerin sucht, ist ein Publikum, das nicht zu lesen versteht.” (Marguerite Yourcenar in Les yeux ouverts)
Mit aktuellen Themen ihrer Zeit – Frauenbewegung, Atomenergie – hat Yourcenar sich in Essays auseinandergesetzt; besonders engagierte sie sich für die Befreiung der Schwarzen und den Naturschutz. Ihre umfassende klassische Bildung hat sie sich überwiegend selbst erarbeitet. Sie wurde von ihrem Vater, einem wohlhabenden adeligen “Lebemann” auf Bildungsreisen quer durch Europa mitgenommen und besuchte nie eine öffentliche Schule. Ihre Mutter war bei der Geburt gestorben.
Auch als Erwachsene reiste Yourcenar viel, plante, sich in Griechenland niederzulassen, übersiedelte dann aber in die USA, nachdem sie 1937 die US-Amerikanerin Grace Frick kennengelernt hatte, die ihre Lebensgefährtin und Übersetzerin wurde. Die beiden kauften sich ein Bauernhaus auf Mount Desert Island vor der Küste von Maine und führten ein einfaches, naturverbundenes Leben. Grace Frick starb dort 1979, 76jährig; Yourcenar acht Jahre später.
(Text von 1991)
Verfasserin: Andrea Schweers
Links
Marguerite Yourcenar in der Deutschen Nationalbibliothek
Literatur & Quellen
Savigneau, Josyane. 1993 [1990]. Marguerite Yourcenar: Die Erfindung eines Lebens [=Marguerite Yourcenar: L'invention d'une vie]. Aus d. Frz. von Rolf & Hedda Soellner. München: Wien. Hanser.
Yourcenar, Marguerite. 1980. Les yeux ouverts. Entretiens avec Matthieu Galey. Paris. Le Centurion; danach Livre de poche Nr. 5577.
Yourcenar, Marguerite. 1985. Lebensquellen: Eine Familiengeschichte [= Archives du nord]. Aus dem Frz. von Rolf Soellner & Hedda Soellner. Frankfurt/M. Fischer TB 5473.
Yourcenar, Marguerite. 1991. Liebesläufe: Eine Familiengeschichte. Aus dem Frz. von Rolf Soellner & Hedda Soellner. München. Hanser.
Yourcenar, Marguerite. 1991 [1951]. Ich zähmte die Wölfin: Die Erinnerungen des Kaisers Hadrian. Aus dem Frz. von Fritz Jaffé. München. dtv.
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