Fembio Specials Pionierinnen der Frauenbewegung Alice Paul
Fembio Special: Pionierinnen der Frauenbewegung
Alice Paul
(Alice Stokes Paul)
geboren am 11. Januar 1885 in Moorestown, New Jersey
gestorben am 9. Juli 1977 in Moorestown, New Jersey
US-amerikanische Frauenrechtlerin
45. Todestag am 9. Juli 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Alice Paul, die schüchterne Tochter einer wohlhabenden, liberalen Quakerfamilie aus Pennsylvanien, ging bei den englischen Suffragetten Emmeline und Christabel Pankhurst in die Lehre und entwickelte sich zur “einzigen wirklich charismatischen” Führerin der US-amerikanischen Frauen-Stimmrechtsbewegung im 20. Jahrhundert. Mit der 1916 von ihr gegründeten Frauenpartei (Woman's Party) brachte Paul neues Leben in die etwas müde gewordene Frauenbewegung. Mit ihren radikalen Methoden wurde die kühne und brilliante Strategin, die ihr ganzes Leben der Sache der Frauen widmete, zur Pionierin des “zivilen Ungehorsams”.
Alice Paul besaß eine für ihre Zeit ungewöhnlich eindrucksvolle Bildung: 1905 machte sie ihren ersten Abschluß am Swarthmore College, studierte weiter an der Columbia-Universität und der Universität Birmingham (England) und bekam den Dr. phil. von der Universität von Pennsylvania. Dann begann sie ein Jurastudium, das sie 1928 mit einem zweiten Doktortitel von der American University abschloß. Während dieser Jahre war sie auch als Sozialarbeiterin tätig und engagierte sich, zuerst als Mitglied und bald als Führungsfigur, im militanten Flügel der Frauenbewegung.
In England wurde sie wegen ihrer öffentlichen Aktionen für das Frauenwahlrecht siebenmal verhaftet und kam dreimal ins Gefängnis, wo sie mit Hungerstreiks weiterprotestierte und -agitierte.
1910 in die USA zurückgekehrt, trat Paul der National American Woman Suffrage Association (NAWSA) bei, aber von Anfang an gab es Differenzen mit der Führungsriege. Während die NAWSA versuchte, mit gemäßigten Methoden die Gesetze in den einzelnen Bundesstaaten zu ändern, plädierte Paul für eine militante Strategie und für die Änderung des Grundgesetzes.
Sie setzte ihre Ideen in die Tat um, indem sie 1913 in Washington einen riesigen Umzug organisierte, der mit zehn Blaskapellen, fünf Gruppen Berittener, 26 Wagen mit kostümierten Suffragetten und über 8.000 marschierenden Frauen aus allen Schichten an 500.000 ZuschauerInnen vorbeidefilierte. Die Ausschreitungen vieler Gegner aus der Menge und das Nichteingreifen der Polizei verursachten einen hochwillkommenen Skandal, der der Stimmrechts-Kampagne ungeheure Publizität bescherte. Später demonstrierten Paul und ihre Anhängerinnen täglich mit Plakaten vor dem Weißen Haus und wurden wiederholt verhaftet.
Als 1920 das Wahlrecht endlich errungen war, mobilisierte Alice Paul ihre Frauenpartei, um für eine Änderung des Grundgesetzes zu kämpfen, die das Recht auf volle Gleichheit garantieren sollte (das “Equal Rights Amendment”, kurz ERA). Den Rest ihres langen Lebens widmete sie diesem einen Ziel. Sie hat nie geheiratet, denn am wichtigsten waren ihr die Frauen, mit denen sie ihre politische Arbeit teilte, vor allem ihre engste Freundin und Mitarbeiterin Elsie Hill, mit der sie jahrelang zusammenlebte. Die ERA wurde zwar 1972 vom Congress gebilligt, konnte aber die nötige Zahl der Bundesstaaten bis zum endgültigen Termin 1982 nicht mehr für sich gewinnen. Zum Glück hat Alice Paul diese Niederlage nicht mehr erleben müssen.
Verfasserin: Joey Horsley
Zitate
Wenn wir die Freiheit für Frauen bekommen, werden sie damit wahrscheinlich viele Dinge anstellen, die sie nach meinem Dafürhalten besser nicht täten. Aber ich denke, es ist nicht unsere Aufgabe, ihnen zu sagen, was sie mit der Freiheit anfangen sollen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß sie sie bekommen.
(Alice Paul)
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ERA - Zwei Fassungen:
Men and women shall have equal rights throughout the United States and every place subject to its jurisdiction (Männer und Frauen sollen in den USA und überall, wo US-Recht gilt, gleiche Rechte haben). - (Equal Rights Amendment, geschrieben und eingeführt von Alice Paul, 1923)
Equality of rights under the law shall not be denied or abridged by the United States or by any State on account of sex (Gleichheit der Rechte vor dem Gesetz darf weder durch die Vereinigten Staaten noch durch irgendeinen Bundesstaat aufgrund des Geschlechts vorenthalten oder beeinträchtigt werden). - (Equal Rights Amendment in der Fassung, die Alice Paul schrieb und dem Rechtsausschuss des Senats 1943 vorlegte).
Links
Alice Paul biography. Ausführliche Biografie (engl.) mit Fotos auf der Seite des Alice-Paul-Institutes, mit Links und Bibliografie. (Link aufrufen)
Equal Rights Amendment (Link aufrufen)
Katja von Garnier - Film »Iron Jawed Angels« (»Alice Paul - Der Weg ins Licht«) (Link aufrufen)
Sewall-Belmont House and Museum. The museum is the headquarters of the historic National Woman's Party and was the Washington home of its founder and Equal Rights Amendment author Alice Paul. (Link aufrufen)
Conversations with Alice Paul. Woman Suffrage and the Equal Rights Amendment. An Interview Conducted by Amelia R. Fry (1976)Suffragists Oral History Project. (Link aufrufen)
The Alice Paul Memorial March, Washington, D.C. 1977 (Link aufrufen)
Votes for Women: Selections from the National American Woman Suffrage Association Collection, 1848-1921 (Link aufrufen)
Wikipedia: Alice Paul (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Adams, Katherine H.; Keene, Michael L. (2008): Alice Paul and the American suffrage campaign. Urbana. Univ. of Illinois Press. ISBN 9780252032202. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Butler, Amy E; Butler, Amy E. (2002): Two paths to equality. Alice Paul and Ethel M. Smith in the ERA debate, 1921 - 1929. Albany, NY. State Univ. of New York Press. ISBN 0791453200. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Dumbeck, Kristina (2001): Leaders of women's suffrage. San Diego. Lucent Books. (History makers) ISBN 156006367X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ford, Linda (1991): Iron-Jawed Angels. The suffrage militancy of the National Woman's Party, 1912-1920. Lanham Md. University Press of America. ISBN 0819182060. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gillmore, Inez Haynes (1921): The story of the Woman's Party. New York. Harcourt Brace. (WorldCat-Suche)
Hayes Irwin, Inez (1977): The story of Alice Paul and The National Woman's Party. Fairfax. Denlinger's Publ. ISBN 0877140588. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lunardini, Christine A. (1986): From equal suffrage to equal rights. Alice Paul and the National Woman's Party, 1910 - 1928. New York. New York Univ. Pr. (The American social experience series, 5) ISBN 0814750222. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Raum, Elizabeth (2004): Alice Paul. Chicago. Heinemann Library. (American lives) ISBN 1403449961. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Spender, Dale (Hg.) (1983): Feminist theorists. Three centuries of key women thinkers. New York. Pantheon Books. ISBN 0394721977. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Stevens, Doris (1920): Jailed for freedom. New York. Boni and Liveright. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walton, Mary (2010): A woman's crusade. Alice Paul and the battle for the ballot. New York. Palgrave Macmillan. ISBN 9780230611757. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
- Alice Paul Institute
- Wikipedia
- Women in History
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