Fembio Specials Künstlerinnen - Eine Ausstellung von Almut Nitzsche Eileen Gray
Fembio Special: Künstlerinnen - Eine Ausstellung von Almut Nitzsche
Eileen Gray
(Eileen Kathleen Moray Smith [Geburtsname])
geboren am 9. August 1878 in Enniscorthy/Irland
gestorben am 31. Oktober 1976 in Paris
Irische Designerin und Architektin
145. Geburtstag am 9. August 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
„Pour créer, il faut d´abord remettre tout en question.“ –
„Um etwas zu schaffen, muss man zuerst alles in Frage stellen.“
Eileen Gray ist nicht nur modern für ihre Zeit, sie ist ihr auch immer ein paar Schritte voraus: Mit ihrer einzigartigen Kunst und ihrem abenteuerlichen und ungewöhnlichen Leben. Sie entwirft Möbel, die funktional und ästhetisch sind, aber ihre Möbel kommen zu ihrer Zeit nicht immer gut an:
„Die Leute wollten keine modernen Ideen. Sie waren schockiert. Die Kritiker waren mir gegenüber sehr hart. Niemand verstand. Es war wirklich sehr schwer … Alles, was ich wollte war Dinge entwerfen, die in unsere Zeit passen.“
Heute sind die von Ihr entwickelten Möbelstücke Klassiker der Innenarchitektur wie beispielsweise der berühmte Beistelltisch aus Stahlrohr und Glas, der Adjustable Table E.1027 – und werden als lizenzierte Designer-Möbel immer noch produziert. Gray plant und baut außerdem drei Häuser. Das bekannteste ist die weiße Villa an der Cote d´Azur - auch bezeichnet als E.1027. Es ist „... das einzige von einer Frau allein geplante und gebaute Projekt der klassischen Moderne…“ und ein faszinierendes Gesamtkunstwerk, das mittlerweile als eines der wichtigsten Privathäuser in der Architektur des 20. Jahrhunderts angesehen wird. Auch in ihrem Privatleben mag es Eileen Gray lieber unkonventionell: Sie liebt, wen sie will, ob Frau oder Mann, aber besonders Frauen. Die scheue, zurückhaltende Künstlerin mit wenig Talent zur Selbstdarstellung geht mutig ihren eigenen unangepassten Weg, bricht mit Konventionen, folgt ihrer Neugierde und Sehnsucht nach der Ferne und gilt heute als die bedeutendste Designerin des 20. Jahrhunderts.
Kindheit in Irland: wenig glücklich, eher einsam
Aber Eileen Gray ist dieser Weg nicht in die Wiege gelegt. Geboren wird sie unter dem Namen Eileen Kathleen Moray Smith am 9. August 1878 in Enniscorthy, einem kleinen Ort an der Südostküste Irlands als fünftes Kind. Ihre Mutter Eveleen Moray, die einem alten irisch-schottischen Adelsgeschlecht entstammt, brennt mit 21 Jahren aus Liebe mit dem Maler James McLaren Smith nach Italien durch und sorgt damit für einen handfesten Skandal. Ein Jahr später, 1863, heiratet das Paar und bekommt in den folgenden fünfzehn Jahren fünf Kinder. Die jüngste, Eileen, hat lediglich zu der nur drei Jahre älteren Thora engeren Kontakt – zu den anderen Geschwistern ist der Altersabstand einfach zu groß.
Eileen ist häufig sich selbst überlassen, spielt viel allein und fühlt sich innerhalb der Familie wie das fünfte Rad am Wagen. Eine besonders innige Zuneigung empfindet sie jedoch zu ihrem Vater, der ihr die Liebe zur Kunst und zum Reisen mitgibt. Die Eltern trennen sich, als Eileen ungefähr acht Jahre alt ist: Eine schwere Zeit für jedes Kind und sicher auch für Eileen. Der Vater lebt in Italien, Eileen wohnt bei der Mutter, im Winter im Stadthaus in London, im Sommer auf dem Landsitz Brownswood in Irland. Doch nicht nur die Zimmer und Flure auf dem Landsitz sind kalt und zugig, auch die Beziehung zwischen Eileen und ihrer Mutter ist unterkühlt:
„Wenn Eileen nachts vor Einsamkeit und Kälte nicht einschlafen kann, schiebt sie manchmal zwei Stühle vor die Schlafzimmertür der Mutter und rollt sich auf diesem unbequemen Nachtlager zusammen. Morgens, wenn die Dienstboten die Kleine finden, ist sie bis auf die Knochen durchgefroren. Eileens Mutter ist keine Frau, zu der ein Kind ins Bett kriechen darf, wenn es sich fürchtet.“
Diese Kindheitserfahrungen hinterlassen Spuren in Eileens weiterem Leben:
„Ich bin erfüllt von unbegründeten Ängsten, Ängsten vor Geistern und vor Menschen. Diese Furcht verlässt mich niemals ganz, oft habe ich vergeblich versucht, sie zu besiegen.“
Und später sagt sie:
„Ich bin schrecklich schüchtern“.
Eileen erhält die in wohlhabenden Verhältnissen für Mädchen übliche Erziehung durch Hauslehrerinnen: etwas Französisch und Deutsch, Malen und Zeichnen, Kunst, Musik und Literatur. Als Eileens Mutter den Titel „Baroness Gray“ von ihrem Onkel vererbt bekommt, ändert die Familie ihren Nachnamen in Moray Gray. Eileen nennt sich später ausschließlich Gray und lässt sich nie mit dem Adelstitel ansprechen. Sie sagt dazu einmal:
„Ich habe mir nie viel aus Titeln gemacht.“
Mit ihrem Vater bleibt Eileen weiterhin in Kontakt, sie reisen gemeinsam, oder sie besucht ihn an seinen wechselnden Wohnorten in Italien oder der Schweiz.
Eileen ist eine attraktive junge Frau. Versuche ihrer Familie, ihr junge heiratsfähige Männer vorzustellen und sie damit zu bewegen, den üblichen Weg einer höheren Tochter – die standesgemäße Heirat und Ehe – einzuschlagen, scheitern. Bereits zu diesem Zeitpunkt muss Eileen gespürt haben, dass sie sich besonders zu Frauen hingezogen fühlt.
Das Jahr 1900 ist ein schmerzliches und gleichzeitig entscheidendes Jahr in Eileens Leben: Ihr geliebter Vater erliegt einem Schlaganfall in der Schweiz, und ihr ältester Bruder Lonsdale stirbt im Burenkrieg. Eileen geht nach London und schreibt sich dort an der Slade School of Fine Arts ein, einer angesehenen und standesgemäßen Kunstakademie im Stadtteil Bloomsbury. Doch die Slade School scheint Eileen schon bald zu traditionell, bietet der jungen Frau zu wenig neue Inspiration. Eileen erscheint immer seltener zu den Kursen, durchstreift stattdessen die Londoner Kunstgalerien, wie beispielsweise das Victoria und Albert Museum, wo sie fasziniert ist von den asiatischen Lackarbeiten.
Zusammen mit ihrer Mutter besucht Eileen die Weltausstellung in Paris, eine Reise, die ihr Leben verändern wird. Eileens Interesse an den „dekorativen Künsten“, an den ausgestellten Möbeln und handwerklichen Inneneinrichtungen ist geweckt. Aber nicht nur das: Die Begeisterung für Paris, die aufregendste und kreativste Metropole ihrer Zeit, lässt Eileen nicht mehr los, sie gibt diese Sehnsucht „erfolgreich“ weiter an ihre Freundinnen von der Slade Kathleen Bruce und Jessie Gavin.
Erste Jahre in Paris: Aufblühen als Frau und Künstlerin
Paris wird die Stadt der Erweckung für Eileen. Anfangs wohnt sie noch mit ihren Freundinnen Kathleen und Jessie zusammen und besucht die üblichen Zeichenklassen erst der École Colarossi, später der Académie Julian. Doch davon hat sie bald genug, ist auf der Suche, liest Schopenhauer, Nietzsche und Colette, verfolgt die neuesten Kunstausstellungen, begeistert sich für Filme, besucht literarische Gesellschaften, tanzt die Nächte durch – und verliebt sich in Jessie. Das bisher vage, verwirrende Gefühl weicht Klarheit. In Paris leben die beiden Freundinnen ihre Liebe, verstecken sich aber noch: Da kann es schon mal vorkommen, dass Jessie, die sich auch Jacky oder Jack nennt, als Mann verkleidet mit Perücke, falschem Bart, Cordhosen und Jackett Eileen in Cafés und Bars ausführt, in die sich eine Frau sonst nur in Begleitung eines Mannes wagen kann.
Im Jahr 1905 reist Eileen noch einmal nach London, um ihre kränkelnde Mutter zu pflegen. Während ihres Aufenthaltes dort begegnet Eileen dem Kunsthandwerk, „das sie inspiriert und ihrem Wesen entspricht“: der Lackkunst.
„Soweit ich mich erinnere, entdeckte ich … an der Slade School den Hinweis, daß im Atelier Charles Lackwandschirme und andere Lackgegenstände repariert würden. Ich erinnere mich noch genau an die alten Lackwandschirme – sie hatten mich schon immer fasziniert.“
Als Eileen 1907 nach Frankreich zurückkehrt, hat sie zwei Jahre in der Lackwerkstatt im Londoner Soho gearbeitet und einen Plan: Sie möchte bei dem bekannten japanischen Lackkünstler Seizo Sugawara die japanische Lackkunst von Grund auf erlernen. Sugawara ist einverstanden und Eileen richtet in ihrer großen Wohnung in der Rue Bonaparte 21 im exklusiven Stadtteil Faubourg, in der sie allein lebt, ein gemeinsames Lack-Atelier ein. Dank der regelmäßigen monatlichen Geldzahlungen ihrer Mutter kann sie sich dieses unabhängige Leben leisten, ist nicht auf einen selbstfinanzierten Lebensunterhalt angewiesen. Eileen Gray möchte etwas Nützliches machen und beginnt Lack-Wandschirme zu entwerfen. Sie liebt die Lackarbeit, die sehr zeitaufwändig ist (22 Lackschichten!) und Beharrlichkeit und Disziplin verlangt, Eigenschaften, die eigentlich nicht unbedingt ihrem eigenen Wesen entsprechen. Die einsame Beschäftigung kommt ihrer einzelgängerischen Persönlichkeit dagegen sehr entgegen. Neben den tradierten Lackfarben (Brauntöne, Schwarz, tiefes Orangerot) beginnt Eileen Gray mit anderen Farbkomponenten, Rezepturen und Materialien zum Einlegen (wie Metallplättchen, Perlmutt, Sand oder silbrigem Zigarettenpapier) zu experimentieren und notiert ihre Erfahrungen akribisch in ihren Arbeitsbüchern. Sie ist „… eine der ersten Künstlerinnen, die diese alte östliche Lacktechnik erfolgreich mit westlichem modernem Geschmack verbinden und dadurch eine große Spannung erzeugen.“ Ihre Arbeiten in den frühen Jahren sind mystische, magische Kreationen, Eileen Grays Revolte gegen den vorherrschenden Jugendstil.
1910 eröffnet Gray mit Sugawara eine eigene Lackwerkstatt. Ihre bisherige Wohnung in der Rue Bonaparte kauft sie und bewohnt sie bis an ihr Lebensende und behält die Werkstatt dort als persönliches Atelier. Zu ihren ersten Bewunderinnen und Käuferinnen der exklusiven Lackmöbel gehören die Frauen vom Pariser linken Seine-Ufer, dem rive gauche. Dieser „Amazonenkreis“ von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen erhebt Anspruch auf die traditionellen Männerprivilegien wie beispielsweise das Recht zu wählen oder das Recht auf Selbstentfaltung und sprengt damit die Ketten ihres bisherigen angepassten Lebens. Eileen Gray bewegt sich im Umfeld dieses Frauenzirkels, hier fühlt sie sich zugehörig, erfährt Anerkennung, wird freier und mutiger.
Und Eileen hat mit dem Reisen begonnen, das sie inspiriert und ihr künstlerisches Werk beeinflusst: An die Cote d´ Azur, in die sie sich verliebt und wo später ihr Haus E.1027 entstehen wird, nach Tunesien, wo sie die weißen Häuser mit den flachen Dächern und die Wüste kennen und lieben lernt und erste Erfahrungen mit dem Haschisch-Rauchen macht. In Nordafrika lernen Gray und Freundin Evelyn Wyld bei den einheimischen Frauen das Weben und Färben von Wolle mit natürlichen Farben für ihre geplante Teppichproduktion. Eileen ist für das Künstlerische verantwortlich und entwirft die Muster, Evelyn für das Organisatorische. Die Frauen mieten drei kleine Räume für ihre Weberei an und firmieren als „Gray & Wyld“.
1912 unternimmt Eileen mit ihrer Schwester Thora eine Schiffsreise nach Amerika, ist begeistert von der Schönheit des Ozeandampfers und der New Yorker Wolkenkratzer. Studiert und skizziert während der Überfahrt Raumausnutzung und Aufteilung der Schiffskabinen. Und überhaupt: Bewegung und Geschwindigkeit faszinieren Eileen Gray. Im Frühjahr 1907 macht sie mit 28 Jahren ihren Führerschein, kauft ihr erstes eigenes Auto, begeistert sich neben Autos auch für Eisenbahnen, Luftschiffe und Flugzeuge, fliegt 1913 sogar in einem Doppeldecker mit und liebt alles Moderne und Mechanische.
Der Weg in die Öffentlichkeit als Lackkünstlerin und Innenarchitektin
Im Herbst 1913 tritt Eileen Gray mit dem Wandbild Le Magicien de la Nuit (Der Zauberer der Nacht) zum ersten Mal als Lackkünstlerin in die Öffentlichkeit, stellt auf Einladung der Société des Artistes Décorateurs mehrere Arbeiten aus. Hier wird Jacques Doucet, ein französischer Modeschöpfer, berühmter Kunstsammler und Mäzen, auf Gray aufmerksam. Er fördert ihre Karriere, für ihn entstehen einige ihrer wichtigsten frühen Arbeiten (unter anderem der Paravent Le Destin), doch Gray hasst die Verpflichtungen, die daraus für sie entstehen könnten, sie will unbedingt ihre Unabhängigkeit behalten.
Als der Erste Weltkrieg ausbricht, fährt Eileen Gray für sechs Monate einen Ambulanzwagen, möchte damit ihre pro-französische Einstellung zeigen. Dann reist sie noch einmal für ein kurzes Intermezzo nach England, kehrt aber zum Jahreswechsel 1916/17 für immer nach Paris zurück. 1919, mit 41 Jahren, erhält Eileen Gray ihren ersten Großauftrag: Die Modeschöpferin Madame Mathieu Lévy möchte sich von Gray ihre Wohnung in der Rue de Lota komplett neu einrichten lassen. Eileen Gray hat dabei weitgehend freie Hand. Es ist ihre erste Arbeit als Gestalterin ganzer Räume, eine Auftragsarbeit, bei der sie – Autodidaktin, die sie ist – als Innenarchitektin und Architektin zu denken und arbeiten beginnt. Nach fünf Jahren ist die Wohnung fertig und das Ergebnis ein großer Erfolg. Fotos und Artikel erscheinen, die Kritiken überschlagen sich, die Künstlerin habe „… Träume in Räume übersetzt …“.
Einige ihrer berühmtesten Werke gestaltet Eileen Gray für diese Wohnung: Den Drachensessel (Fauteuil aux Dragons) und das Pirogue-Sofa, ein luxuriöses Liegebett in der Form eines Kanus mit eindeutig ägyptischen Anklängen, war doch 1922 gerade die Grabkammer des Tutenchamun entdeckt worden und hatte eine neue Ägyptenbegeisterung ausgelöst. Diese Werke, die sie endlich als selbstständige Künstlerin bekannt machen, ermutigen Gray, eine eigene Galerie einzurichten, in der sie ihre Lackarbeiten und Teppiche ausstellen und verkaufen möchte.
Im Mai 1922, im Alter von 43 Jahren, wagt Eileen Gray den mutigen Schritt und eröffnet in Paris ihre Galerie unter dem Namen Jean Désert, finanziert durch eine Erbschaft nach dem Tod Ihrer Mutter im Jahr 1919. Hier vertreibt sie bis 1930 ihre exklusiven Möbel und Teppiche. Aber Gray ist keine Geschäftsfrau, und die Verkäufe der Galerie bleiben trotz herausragender Kritiken und überschwänglicher Zeitungsberichte eher mäßig. Eileen Gray beliefert adlige und berühmte Kunden in Europa und Amerika. Zu ihrem Kundenkreis gehören ein Premierminister, der Maharadscha von Indore, James Joyce und Damia, die berühmte französische Chanson-Sängerin und „Vorgängerin“ Edith Piafs.
Aber Damia ist nicht nur eine Kundin, sie ist Eileen Grays vermutlich größte Liebe. Damia, das genaue Gegenteil der zurückhaltenden, scheuen Eileen, liebt das Ungewöhnliche und große Auftritte als Sängerin wie auch im Privatleben. So werden die beiden Frauen gesehen, wie sie im offenen Sportwagen, zusammen mit Damias Haustier, einem Panther, über die Boulevards brausen. Wieder einmal lässt sich Eileen aus ihrer „selbst gewählten Einsamkeit reißen“, zieht zusammen mit Damia durch das nächtliche Paris, Bars und Revuen. Damia dagegen genießt Eileen als Ruhepol und die gemeinsamen Spaziergänge und Wochenenden in Eileens Haus in Samois-sur-Seine. Aus Angst vor Verletzungen hält Eileen Gray ihre Zuneigung zu Damia geheim. Aber auch diese Liebe geht viel zu schnell zu Ende, spätestens 1926, als Damias Name zum letzten Mal im Kassenbuch von Jean Désert auftaucht.
Entwicklung zur Architektin – E.1027 (ihr Meisterstück) wird geboren
1921 begegnet Gray dem 1893 in Rumänen geborenen Architekten Jean Badovici, der hauptsächlich Artikel für Architekturzeitschriften schreibt. Im Jahr 1924 ist eine Ausgabe der holländischen Zeitschrift Wendingen (Deutsch: Wendepunkt) allein Eileen Gray gewidmet. Es wird ein Überblick über Grays Werk gegeben und Jean Badovici würdigt „Die Kunst Eileen Grays“ ebenfalls in einem Aufsatz:
„Eileen Gray steht im Brennpunkt der Moderne. Ihre Richtung, ihre Visionen und ihre Ausdrucksweise sind modern … Sie weiß, daß unsere Zeit mit ihren Lebensgewohnheiten auch ein neues Lebensgefühl mit sich bringt. Der ungeheure Einfluß der Technik mußte unsere Sensibilität verändern. Ihr ganzes Werk spiegelt die lyrische Kraft, die starken Emotionen dieser neuen Gesellschaft und der neuen Menschen, die sie heranbildet…“.
Und Gray selbst verkörpert jetzt auch optisch diesen neuen Lebensstil: Sie hat sich einen modernen Bubikopf schneiden lassen und nichts mehr gemein mit der viktorianischen höheren Tochter der früheren Jahre, zeigt sich auf den berühmten Fotos von Berenice Abbott von 1926 frech und frei als Garçonne. Mittlerweile ist Eileen Gray eine bekannte und erfolgreiche selbstständige Künstlerin, die ihren eigen-sinnigen Weg gegangen und in der Mitte ihres Lebens endlich bei sich angekommen ist.
Während die Beziehung zu ihrer Freundin Damia kühler wird, scheinen sich Badovici und Gray auch persönlich näher zu kommen: Aus der Arbeitsbeziehung ist eine ganz besondere Liebesbeziehung zu dem 15 Jahre jüngeren Badovici geworden, der Eileen als Architektin unterstützt und inspiriert. Er ist ihre „Muse“ und damit verkehren sich hier die herkömmlichen Geschlechterrollen:
„In dieser Beziehung füllt Gray die Rolle aus, die normalerweise Männer haben: Sie ist die Ältere und sowohl Geldgeberin als auch das Genie.“
Spätestens 1930 schließt Eileen Gray die Galerie Jean Désert und auch ihre Lackwerkstatt: Die Zeit der „Dekorationen“ und der Lackkunst hat für sie ein Ende gefunden. Gray hat sich bereits mit Feuereifer in ein neues Projekt gestürzt, unterstützt und ermutigt von Jean Badovici: Sie möchte ein Haus planen und bauen, ihr erstes Architekturprojekt. Eileen Gray ist mal wieder Autodidaktin, hat bereits Mitte der 1920er Jahre mit eigenen Architekturstudien begonnen, mit Badovici Reisen zu den neuen und modernen Architektenhäusern in Holland und Deutschland unternommen, lernt die großen Namen der Architektur-Szene kennen. Gray orientiert sich vor allem an den Ideen Le Corbusiers, schon damals einer der einflussreichsten Architekten und „Meister seines Fachs“, dem Bauhaus und den Vorstellungen der De Stijl-Gruppe, die die Kombination einfachster, vor allem geometrischer Gestaltungselemente bei Formen und Farben bevorzugen.
Neue Baumaterialien wie Eisen und Beton, Stahl und Glas sind „en vogue“, ermöglichen neue revolutionäre Gedanken und Formen. Aber Gray wünscht sich vor allem „… die Architektur als eine Symphonie, in der alle Formen des inneren Lebens Ausdruck finden.“ Und plötzlich wird aus Theorie Realität:
„Badovici sagte: Warum baust Du kein Haus für Deine Möbel? Erst lachte ich ihm ins Gesicht. Schon immer hatte ich Architektur mehr geliebt als alles andere. Aber ich hatte nie daran gedacht, dass ich es selbst könnte.“
Aber sie kann: Im Süden Frankreichs, unterhalb des kleinen Städtchens Roquebrune direkt am Mittelmeer, findet Gray nach einjähriger Suche 1926 einen Bauplatz und kauft ihn. Als Eigentümer lässt sie Badovici eintragen – ein Fehler, wie sich später herausstellen wird. Drei Jahre dauert die Bauzeit für das einsam gelegene, uneinsehbare Haus an der steil abfallenden felsigen Mittelmeerküste, ohne Straßenanschluss und auf schwierigem Baugrund. 1929 ist das Maison en Bord de Mer fertig und trägt einen ungewöhnlichen Namen: E.1027. Dabei steht E. für Eileen, 10 für den zehnten Buchstaben im Alphabet „J“ (Jean), 2 für (den zweiten Buchstaben im Alphabet) „B“ (Badovici) und 7 für (den siebten Buchstaben im Alphabet) „G“ (Gray). Das zweigeschossige E.1027 wirkt wie ein weißes Schiff aus Beton. Die Terrasse mit segeltuchbespanntem Geländer samt Rettungsring mutet wie ein Schiffsdeck an und geht nach Süden mit Blick auf das Meer. Der Ausgang der Wendeltreppe, die auf das Dach hinaufführt, sieht wie ein Schiffsschornstein aus, daneben ragt ein Mast in den Himmel. Im Garten verzichtet Gray auf einen Swimming-Pool, kreiert stattdessen einen Sonnen-Pool.
E.1027 ist ein faszinierendes Gesamtkunstwerk: Farben, Formen und Materialien – alles ist aufeinander abgestimmt. Auch Lichteinfall und Lüftung lassen sich je nach Jahres- oder Tageszeit regeln. Die Räume und verschiedenen Lebensbereiche wie Schlafen und Arbeiten oder Ankleiden und Ruhen werden durch helle oder dunkle Bodenfliesen voneinander abgegrenzt. Ebenso sind die Wände entsprechend sorgfältig koloriert, mit Schriftzügen verziert oder bewusst weiß gelassen. Die Inneneinrichtung ist eine Mischung aus festen Einbauten, wie Einbauschränken und Ablagen sowie flexiblen, leicht tragbaren Möbelstücken, für Gray Ausdruck einer modernen freien Lebensweise.
Die Möbelstücke werden von Eileen Gray speziell für dieses Haus entworfen: Der Adjustable Table (angeblich für ihre Schwester Thora, die es liebte, im Bett zu Frühstücken), der Bibendum (in Anlehnung an das Michelin-Männchen Le Bib und Reminiszenz an ihre Autoleidenschaft) und der Transat (in Erinnerung an die Liegestühle, die chaises transatlantiques auf den Ozeandampfern). Eileen Grays Ziel: „Minimum an Raum, Maximum an Komfort.“ Ebenso wichtig für sie: Ein privater Rückzugsort.
„Selbst im kleinsten Haus muß sich jeder alleine fühlen, vollständig alleine.“
Badovici kümmert sich in dieser Zeit vor allem um die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts, widmet dem Maison en Bord de Mer 1929 eine ganze Ausgabe der von ihm herausgegebenen Architekturzeitschrift L´Architecture Vivante. Ungewöhnlich und vorausschauend für diese Zeit: Gray dokumentiert ihr Werk mit Fotografien, belebt dabei die Ansicht ihrer Innenräume mit vielen Details (wie eine Obstschale oder Teetassen), arrangiert kleinere Stillleben und „… nimmt die Bildlichkeit des 21. Jahrhunderts vorweg.“
Gray selbst hat das Haus „für einen Mann bestimmt…, der die Arbeit und den Sport liebt und gern Gesellschaft hat“. Zu dem Mann, dem E.1027 offiziell gehört, ist die Beziehung allerdings kurz nach der Haus-Fertigstellung zu Ende. Eileen zieht 1932 aus - mit nichts anderem als dem Adjustable Table.
„An Dinge heften sich Erinnerungen, so ist es besser, von vorne anzufangen.“
Und wendet sich ihrem neuen Bauprojekt zu: Tempe à Pailla (Redewendung für „Mit Zeit und Stroh reifen Feigen“), einem Haus für sie allein im Hinterland von Roquebrune, in Castellar. Es ähnelt wie E.1027 einem Schiff, und auch hier sind das Haus und die funktionalen, flexiblen Möbel komplett aufeinander abgestimmt.
„Tempe à Pailla ist bewusst für eine alleinstehende Frau entworfen, die abgeschieden lebt und deren größte Freude die Arbeit ist.“
Es wird ihr Zufluchtsort für die nächsten Jahre sein.
1938 kommt Le Corbusier zum ersten Mal in die Villa am Meer, um seinen Freund Badovici zu besuchen. Er ist begeistert von E.1027, schreibt einen anerkennenden Brief an Eileen Gray über das Haus und ist dort jetzt ein häufiger Gast. 1939 beginnt der berühmte Architekt jedoch in mehrmonatiger Arbeit die Wände in E.1027 zu bemalen. Ein „wenig respektvoller Umgang“ mit einem Werk, dass er doch zuvor in seinem Brief so gewürdigt hat. Es entstehen insgesamt neun grellbunte, erotische Fresken. Badovici hat gegen die Malereien offenbar keine Einwände erhoben. Eileen Gray ist niemals um Erlaubnis gefragt worden und wütend und empört als sie davon erfährt. Der Gray-Biograf Peter Adam vergleicht es mit einer Vergewaltigung, was Le Corbusier E.1027 und damit auch Eileen Gray antut:
„Ein Kollege, ein Mann, den sie bewunderte, hatte ohne ihre Zustimmung ihr Konzept verunstaltet.“
Wahrscheinlich handelt Le Corbusier aus verletzter Eitelkeit. In ihrer Beschreibung von E.1027 in L´Architecture Vivante diskutieren und kritisieren Badovici und Gray zwei Thesen aus Le Corbusiers berühmtem Standardwerk Verse une Architecture, benennen die Architektur der Avantgarde als „zu intellektuell“, sogar als „seelenlos“. Grays Ziel ist es, eine „Behausung für Menschen“ zu bauen, denn „das Leben wird zu gleichen Teilen von Geist und Herz bestimmt“. Sie grenzt sich damit von Le Corbusiers berühmter Formulierung „une machine á habiter“ („Wohnmaschine“) ab.
„Wahrscheinlich ahnt Gray nicht einmal, wie provozierend ihr Verhalten wirkt. Einer wie Le Corbusier lässt es sich nicht bieten, „seelenlos“ genannt zu werden und von einer Frau schon gar nicht! Die Architektin stellt die ungeschriebenen Gesetze der Geschlechterverhältnisse auf den Kopf. Ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihr Außenseiterdasein, das auf ihrer Bisexualität und irisch-englischen Herkunft gründet, machen diese Provokation erst möglich und verstärken sie gleichzeitig.“
Später (1950) kauft Le Corbusier sogar ein kleines Stück Land, das direkt neben E.1027 liegt und baut dort sein berühmtes hölzernes cabanon. Die bewusst isoliert gewählte und uneinsehbare Lage des Hauses ist damit ebenfalls zerstört. Zeit seines Lebens wird den Architekten eine Hass-Liebe mit E.1027 verbinden, bis er am 26. August 1965 mit 78 Jahren direkt in der Bucht vor Eileen Grays Haus einen Herzanfall erleidet und ertrinkt.
In Vergessenheit geraten
Während des Zweiten Weltkrieges hält sich Gray im französischen Hinterland auf, wohnt später wieder in ihrer Wohnung in der Rue Bonaparte in Paris.
„Alles was mir einmal viel bedeutet hatte war wertlos geworden.“
Das Haus E.1027 ist für Eileen verloren und Tempe á Pailla ausgeplündert. 1948 kann sich Eileen Gray doch noch einmal zu einem Wiederaufbau von Tempe á Pailla durchringen, aber als es nach sieben Jahren schließlich fertig ist, bedeutet es ihr nichts mehr, und sie verkauft das Haus an den amerikanischen Maler Graham Sutherland. In Paris widmet sich Gray weiterhin architektonischen Plänen – die Besessene kann ohne Arbeit nicht leben, auch wenn sie als Architektin mit 65 Jahren so gut wie keine Chance mehr hat, neue Aufträge zu bekommen. Sie entwirft jetzt Projekte mit mehr sozialer Ausrichtung: einen Arbeiterclub, eine Kindertagesstätte, ein Kulturzentrum. Es gelingt Eileen Gray jedoch nicht, an alte berufliche Kontakte anzuknüpfen, und es wird ruhig um sie. Die Welt hat Eileen Gray vergessen.
In den 1950er Jahren beginnt Eileen Gray mit 75 Jahren ihr letztes Bauprojekt: Lou Pérou, umgangssprachlich Eldorado genannt. Gray lässt das einfache Bauernhaus, das auf ihrem bereits viele Jahre früher erworbenen Grundstück in Chapelle-Sainte-Anne mit Blick auf die Bucht von Saint Tropez steht, renovieren und erweitern. Für dieses Haus entwirft sie keine Möbel mehr, nutzt ihre alten, noch erhaltenen Möbel und schlichte Stücke, die sie vor Ort kauft. Bei der späteren Fertigstellung von Lou Pérou ist Eileen Gray 85 Jahre alt. Alter, Gebrechlichkeit und nachlassende Sehkraft konnten sie nicht an der Umsetzung dieses Vorhabens hindern.
1956 stirbt Jean Badovici an Leberkrebs. Seine Erbin, eine Cousine in Bukarest, lässt das Maison en Bord de Mer versteigern, Gray bekommt keine Gelegenheit mehr, noch einige ihrer Möbel aus dem Haus zu holen. Die Käuferin von E.1027 hält Le Corbusier für den Erbauer des Hauses, diese Zuschreibung wird auch von Architekturzeitschriften übernommen, Le Corbusier widerspricht dem nicht. Eileen Gray selbst wehrt sich auch nicht gegen diese Falschzuordnung: Selbstdarstellung und große Gesten, aber auch das Kämpfen um ihr Recht waren ihr fremd. Vielleicht hat sie das Lebensmotto ihrer Mutter „Verfall niemals in Selbstmitleid“ zu sehr verinnerlicht.
Wiederentdeckung und späte Würdigung - noch zu Lebzeiten
Die Wiederentdeckung und Rechtfertigung Eileen Grays „noch zu ihren Lebzeiten“ wird ausgelöst durch einen Artikel des Architekten Joseph Rykwert in der italienischen Architekturzeitschrift DOMUS 1968:
„Es ist komisch, dass niemand seit dreißig Jahren Eileen Gray eine Würdigung zukommen ließ; insbesondere wenn man bedenkt, dass Corbusier die letzte Person war, die das getan hat.“
Der Architekt besucht 1971 die weiße Villa am Meer und berichtet in seinem Beitrag „Two Houses and an Interior 1926-1933“ über die wahre Entstehung von E.1027 und Tempe á Pailla. Das Interesse an Gray und ihren Werken erwacht. Während verschiedene Ausstellungen zu Ehren Eileen Grays vorbereitet werden, kommt 1972 der Nachlass Jacques Doucets, einem wichtigen Förderer Grays aus den frühen Pariser Jahren, zur Versteigerung. Darunter befindet sich auch ihr berühmter Wandschirm Le Destin. Er erzielt einen Rekordpreis von 18000 Pfund – so viel wurde bis zu diesem Zeitpunkt noch nie für ein Möbelstück der Art Deco-Ära bezahlt. Eileen Gray, mittlerweile 93 Jahre alt und mit einer gewissen Distanz zu ihren Entwürfen aus den 1920er Jahren, findet das „absurd“ und „… nun ja: Das ist die Mode“. Hatte sie doch bei der Schließung ihrer Galerie Jean Désert 1930 diese Möbel weit unter Wert verkaufen müssen.
Im selben Jahr wird ihr von der englischen Royal Society of Arts, der Gesellschaft der Schönen Künste, der Titel Royal Designer for Industry (Königliche Industriedesignerin) verliehen. Eileen Gray erscheint nicht zur feierlichen Verleihung, verweigert Informationen zu ihrer Person für die Pressemitteilung und wird auch niemals das imagefördernde Kürzel RDI hinter ihren Namen setzen. Selbstdarstellung und Titel bedeuten ihr nichts, da ist sie konsequent.
Aber sie kann nicht verhindern, dass nun unzählige Artikel über sie geschrieben werden und ihr Porträt mit dem Bubikopf von Berenice Abbott um die Welt geht. Am 8. Januar 1973 wird die erste große Ausstellung über Grays Werk in London eröffnet, die schlicht „Eileen Gray“ heißt. Sie findet im Gebäude des Royal Institute of British Architects statt und wird ein Riesenerfolg. Das Museum of Modern Art in New York übernimmt die Gray-Retrospektive, außerdem werden später verkleinerte Wanderausstellungen an verschiedenen Orten in Amerika gezeigt.
Durch diese Ausstellungen wird Zeev Aram, ein Londoner Unternehmer, der verschiedene Möbel-Klassiker nachbaut, auf Eileen Gray aufmerksam. Seine Firma Aram Designs Limited beginnt mit dem Nachbau von Grays Möbeln, nachdem sie ihm am 12. November 1973 handschriftlich die Rechte an zahlreichen ihrer Entwürfe übertragen hat und noch den einen oder anderen Nachbau selber absegnet. Der Adjustable Table E.1027 sollte ihr erfolgreichstes Möbelstück werden – und einer der meistkopierten Designklassiker des 20. Jahrhunderts. Der Beistelltisch wird 1978 in die ständige Sammlung des MOMA aufgenommen. Aber nicht nur für die Möbel, auch für das berühmte Haus E.1027 gibt es eine Art „Wiederauferstehung“: Es ist nach langer Leidensgeschichte, wirren Besitzverhältnisse, Plünderung, Verfall und dem Mord an einem zwischenzeitlichen Eigentümer mittlerweile restauriert worden und kann nun besichtigt werden (Stand August 2018). Die Zeichnungen von Le Corbusier sind allerdings geblieben.
Auf die Frage, was ihr lieber sei, Möbel oder Häuser entwerfen, antwortet Gray zögernd:
„Also, beides. Ich denke, ich mache beides sehr gerne… Aber vielleicht die Architektur, wenn ich zu wählen hätte. Ja, ich denke, die Architektur.“
Eileen Gray ist bis zum Lebensende an den aktuellen künstlerischen Entwicklungen interessiert, arbeitet mit modernen Materialien wie Plastik und Plexiglas. Kreativität ist für sie immer ein nach vorn gerichteter Prozess:
„Man muss immer mit der Gegenwart, in seiner Zeit, arbeiten…“
Eine letzte Anfrage für eine Raumgestaltung kommt kurz vor ihrem Tod vom Modeschöpfer Yves Saint Laurent, der bereits Grays Drachenstuhl besitzt. Eileen fühlt sich geschmeichelt, muss sich jedoch eingestehen:
„Aber wie soll ich es nur anstellen, meine Hände zittern so stark. Ich würde sehr gerne einen Teppich für Yves St. Laurent entwerfen, aber kann ich es überhaupt? Ich weiß nicht, welche Farbe, welche Formen, und wo er liegen soll. Es erscheint mir unmöglich.“
Eileen Gray stirbt am frühen Sonntagmorgen des 31. Oktober 1976 mit 98 Jahren ganz allein – so, wie sie es sich gewünscht hat. Sie ist eines der großen Ausnahmetalente des 20. Jahrhunderts, „… überragt … alle Designerinnen der Moderne, auch die Frauen vom Bauhaus, um Längen. Wie ein Leuchtturm ragt sie aus der Designgeschichte des 20. Jahrhunderts hervor. Ihr Mut, ihre Ideen in Architektur, Innenarchitektur und Fotografie professionell zu realisieren, ist außergewöhnlich.“
Zwei Jahre vor ihrem Tod vernichtet Gray leider einen Großteil ihrer persönlichen Briefe, Fotos und Unterlagen. Unzählige ihrer Dokumente, Fotos und Möbel wurden bereits durch die zwei Weltkriege zerstört und vernichtet. Sie ist der Überzeugung:
„L´oeuvre belle est plus vraie que l´artiste“ –
„Ein gelungenes Werk ist wahrhaftiger oder auch ehrlicher als der Künstler selbst.“
Ein Wunsch, der letztendlich in Erfüllung gegangen ist. 2009 wird ihr berühmter Drachenstuhl von 1918/19 für unglaubliche 21,9 Millionen Euro versteigert. „Absurd“ hätte Eileen Gray wahrscheinlich kopfschüttelnd gesagt und „… nun ja: Das ist die Mode“.
Verfasserin: Claudia Diekmann
Zitate
„Die Dinge müssen nicht nur gut aussehen, sie müssen sich auch gut anfühlen.“
„Man soll niemals nach dem Glück Ausschau halten. Es begegnet dir auf deinem Weg, aber immer in der entgegengesetzten Richtung. Manchmal erkannte ich es.“
„Die Zukunft wirft Licht, die Vergangenheit nur Schatten.“
“Auf- und abwärts, es ist der gleiche Weg und der einzige.“
„Ich setze gerne Dinge ins Werk, aber ich hasse den Besitz.“
Links
ARAM | Eileen Gray.
Online verfügbar unter http://www.eileengray.co.uk/, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
Villa E-1027 — Cap Moderne.
Online verfügbar unter https://capmoderne.com/en/lieu/la-villa-e-1027/, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
archINFORM: Eileen Gray. Lebensdaten, Kurzinfo, Texte, Projekte, Publikationen, Nachlass/Sammlung.
Online verfügbar unter https://deu.archinform.net/arch/3038.htm, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
ClassiCon DE: Eileen Gray. Lebenslauf und Werke.
Online verfügbar unter https://www.classicon.com/eileen-gray.html, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
filmportal.de (2023): Eileen Gray.
Online verfügbar unter https://www.filmportal.de/film/eileen-gray_cf1f04ad00a64bc98578e52433af9e2e, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
Hondl, Kathrin (2013): Meisterin der Designkunst. Eileen-Gray-Retrospektive im Centre Pompidou in Paris. FAZIT / ARCHIV | Beitrag vom 19.02.2013.
Online verfügbar unter https://www.deutschlandfunkkultur.de/meisterin-der-designkunst.1013.de.html?dram:article_id=238089, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Gray, Eileen. Veröffentlichungen.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118965360, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
MoMA: Eileen Gray. February 6–April 1, 1980.
Online verfügbar unter https://www.moma.org/calendar/exhibitions/1797?#installation-images, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
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Online verfügbar unter http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/villa-e-1027-auferstanden-aus-ruinen-14364796.html, zuletzt geprüft am 25.07.2023.
Literatur & Quellen
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