Fembio Specials Exilantinnen (1933-1945) Else Meidner
Fembio Special: Exilantinnen (1933-1945)
Else Meidner
geboren am 2. September 1901 in Berlin
gestorben am 5. Mai 1987 in London
deutsche Grafikerin und Malerin
35. Todestag am 5. Mai 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Else Meidner stammte aus wohlhabender jüdischer Familie. Gegen den Widerstand ihrer Eltern erkämpfte sie sich die Erlaubnis zum Kunststudium, dazu suchte sie starke Verbündete - Käthe Kollwitz und Max Slevogt bestätigten ihr Talent.
Else Meidner war eine kesse Berlinerin, temperamentvoll und lebensfroh. Sie wollte “malen wie Michelangelo”. Als sie Ludwig Meidner begegnete, war sie Anfang 20, er Anfang 40. Er war ihr Zeichenlehrer und bereits ein anerkannter expressionistischer Künstler. 1927 heiratete sie ihn. In dieser Ehe trafen zwei sehr konträre Persönlichkeiten und unterschiedliche schöpferische Temperamente aufeinander: Ludwig Meidner war puritanisch, streng religiös und melancholisch bis depressiv. Schon bald mußte sie sich dagegen wehren, als sein “Anhängsel” zu gelten. Sie war eine eigenständige hervorragende Zeichnerin, Radiererin und später auch Malerin. Seinem Stil hat sie sich nie angepaßt. Ihr Nachlaß aber wird nun verwaltet vom Ludwig-Meidner-Archiv im Jüdischen Museum in Frankfurt/Main.
Ab 1933 durfte sie in Deutschland nicht mehr ausstellen. Auf der Flucht vor den Nazis schickte sie 1938 zunächst ihren kleinen Sohn David zu ihrer Schwester nach London, ein Jahr später folgte sie selbst, zuletzt auch ihr Mann. So entging die Familie dem Schicksal des Großvaters, der in Theresienstadt ermordet wurde. In der Notzeit des zweiten Weltkriegs entdeckte Else Meidner die Farbe wieder und malte lebenssprühende Bilder, die ihr Mann herabsetzend als “eine Art Bauernmalerei” bezeichnete.
Die finanzielle Lage der beiden war so hoffnungslos, daß sie sich zeitweise als Dienstmädchen verdingte und er Nachtwachen bei Sterbenden hielt. 1953 wurde die Ehe geschieden. Ludwig Meidner kehrte nach Deutschland zurück und erlebte dort eine Art Renaissance, sie wurde britische Staatsbürgerin, obwohl sie von sich sagte: “Es gibt Pflanzen, die überall gedeihen, wenn man sie verpflanzt, aber ich konnte nie neue Wurzeln schlagen. Meine Wurzeln sind in Berlin geblieben.” Wegen der Gicht in ihren Händen konnte sie nicht mehr malen und wurde mit zunehmendem Alter pessimistisch bis zur Menschenfeindlichkeit.
Einem Freund gegenüber nannte sie sich mit bitterer Ironie “die größte Sammlerin der Arbeiten von Else Meidner.” Hunderte von Bildern und Zeichnungen stapelten sich in ihrer kleinen Dachwohnung. Es gab noch einige Ausstellungen in Londoner Privatgalerien und 1969 in Deutschland, dann wurde es still um sie. Erst nach ihrem Tod wurde ihr Werk in Deutschland einem größeren Publikum vorgestellt, 1991 in der Kunsthalle Schirn, Frankfurt, und in der Kunsthalle Emden.
(Text von 2000)
Verfasserin: Renate Rochner
Zitate
Ich bin wie ein Schmetterling unter Ameisen hier, bei diesen Spießbürgern, die nichts von Kunst verstehen und auch Kunst gar nicht brauchen. Ich aber hätte nie ohne sie leben können.
(Else Meidner in London)
Literatur & Quellen
Dick, Jutta & Marina Sassenberg. Hg. 1993. Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert: Lexikon zu Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg. rororo Handbuch 6344.
Hodin, Josef Paul. 1979. Aus den Erinnerungen von Else Meidner: Eine Würdigung ihres Werkes. Mit einem Beitrag von Max Peter Maass und einem Nachwort von Heinz Winfried Sabais. Darmstadt. Liebig.
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