Fembio Specials Exilantinnen (1933-1945) Minna Lachs
Fembio Special: Exilantinnen (1933-1945)
Minna Lachs
(Hofrat Dr. Minna Lachs geb. Schiffmann)
geboren am 10. Juli 1907 in Trembowla, Ostgalizien, österreichisch-ungarische Monarchie
gestorben am 22. Juni 1993 in Wien
Vizepräsidentin und Vorsitzende des Fachausschusses für Erziehung der österreichischen Unesco-Kommission; Hofrätin
30. Todestag am 22. Juni 2018
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Minna Lachs war eine große Pädagogin. Als Vizepräsidentin der österreichischen Unesco-Kommission förderte sie den internationalen Jugendaustausch in der Hoffnung, dass Abbau von Barrieren und Fremdheit Vorurteile, Hass und Rassismus verringern würden. Sie glaubte an die völkerverbindende und aufklärerische Kraft von Bildung und Wissen und arbeitete selbst daran, sei es als Gymnasiallehrerin oder als Mitarbeiterin in politischen Gremien, der Jugend Bildung und Wissen zu vermitteln.
Ihr eigenes Leben war geprägt von der Erfahrung der Niedertracht des Antisemitismus. Schon die Siebenjährige, aufgewachsen in einer selbstverständlichen alten jüdischen Tradition, floh 1914 mit ihrer Familie vor den Kosaken von Ostgalizien nach Wien.
Minna Lachs war von hoher Intellektualität; Dummheit und Unverstand konnten sie bis zur Gereiztheit ungeduldig machen, gleichzeitig war sie außerordentlich humorvoll und sehr warmherzig. Sie strahlte große Würde und Autorität aus, die Menschen in ihrer Umgebung hatten großen Respekt vor ihr.
Lachs studierte in Wien Germanistik und Romanistik und promovierte mit einer Arbeit zur deutschen Ghettogeschichte. In einer sozialistischen StudentInnengruppe lernte sie ihren späteren Mann, den Juristen und Sozialdemokraten Dr. Ernst Lachs, kennen. Beide hatten sie Kontakte zum österreichischen Widerstand. 1938 mussten sie mit dem gerade geborenen Sohn Österreich fluchtartig verlassen. Nach längerem Aufenthalt in Zürich ging die Flucht über Port Bou nach Cadiz und Lissabon und von dort ins endgültige Exil nach New York.
1947 kehrte Minna Lachs mit ihrer Familie nach Wien zurück. Sie glaubte noch an das „andere Österreich“. Sie nahm ihre Lehrtätigkeit wieder auf und organisierte eine Ausstellung über Kinder in Konzentrationslagern. Sie gab eine Lyrikanthologie heraus, in der sie Gedichte von Ruth Klüger abdrucken ließ, die diese als 13-Jährige in Auschwitz geschrieben hatte.
1954 wurde Lachs Direktorin eines Mädchengymnasiums und arbeitete für die Unesco. Als anerkannte Persönlichkeit des Wiener politischen und intellektuellen Lebens erhielt sie den Ehrentitel „Hofrätin“.
Verfasserin: Sibylle Duda
Zitate
Man darf die Vergangenheit nicht vergessen, damit sie nicht wieder Zukunft wird.
(Minna Lachs)
Minna Lachs war meine Direktorin im Gymnasium: sie prägte meine politischen Anschauungen nachhaltig, förderte Diskussionen, Theateraufführungen, sprachliche Ausdrucksfähigkeit sowie zeitgenössische Literatur: eine beeindruckende Persönlichkeit, der ich und viele andere Schülerinnen des Mädchengymnasium Haizingergasse in 1180 Wien viel verdanken.
(Melitta Matousek)
Links
Gottlieb, Monica: Lachs, Minna – Zwischen zwei Welten – Lachs' Biographie, Interpretationen des Werkes (inhaltlich bis formal, geschichtlicher Hintergrund). Referat / Schulaufsatz, Note 1. (Enthält neben der Interpretation: Kurzbiografie, Auszeichnungen, Veröffentlichungen, Literaturangaben). Hausarbeiten.de.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Minna Lachs.
Wien Geschichte Wiki: Minna Lachs.
Links geprüft und korrigiert am 26. Mai 2023 (AN)
Literatur & Quellen
Quellen
Lachs, Minna (1986): Warum schaust du zurück. Erinnerungen 1907 – 1941. Wien: Europaverl.
Lachs, Minna (1992): Zwischen zwei Welten. Erinnerungen 1941 – 1946. Wien: Löcker.
Weiterführende Literatur
Hahn, Hans Henning; Stüben, Jens (2000): Jüdische Autoren Ostmitteleuropas im 20. Jahrhundert. Enthält: Maria Kłańska: Zwei galizisch-jüdische Schicksale in Wien. Die Autobiographien von Manès Sperber „All das Vergangene“ und Minna Lachs „Warum schaust du zurück“. Frankfurt am Main: Lang (Mitteleuropa - Osteuropa, Bd. 1).
Hüchtker, Dietlind (1999): Subjekt in der Geschichte? Emanzipation und Selbstbehauptung, Flucht und Verfolgung in der Autobiographie von Minna Lachs (1907-1993). In: Normsetzung und -überschreitung. Bochum (1999), S.151-167.
Keintzel, Brigitta; Korotin, Ilse (2002): Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Wien: Böhlau.
Lachs, Minna (Hg.) (1963): Und senden ihr Lied aus. Lyrik österreichischer Dichterinnen vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Gesammelt, ausgewählt und mit einem Nachwort von Minna Lachs. Unter Mitarbeit von Käthe Braun-Prager. Wien und München: Jugend und Volk.
Lachs, Minna (1948): Open Doors to English. A book of songs, poems and stories. Ausgewählt und zusammengestellt von Minna Lachs. Illustrationen von E. Stern. Wien: Jugend und Volk.
Lachs, Minna (1953): Anfangsunterricht in den lebenden Fremdsprachen. Ein organischer Lehrgang. Wien: Jugend und Volk.
Lachs, Minna (1970): Was Andy seiner Mutter zum Geburtstag schenkte. Frei nach einer amerikanischen Geschichte erzählt von Minna Lachs, Bilder von Rosi Bednarik-Gaigg. Wien und München: Jugend und Volk.
Lachs, Minna (1973): Was raschelt da im Bauernhof. Nach einem alten Motiv. Bilder von Angelika Kaufmann. Wien und München: Jugend und Volk.
Lachs, Minna (1974?): Die Unesco-Modellschulen. Ihre Ziele und Probleme. Wien: Hötzenberger.
Vansant, Jacqueline (2001): Reclaiming Heimat. Trauma and mourning in memoirs by Jewish Austrian reémigrés. Detroit: Wayne State Univ. Press.
Willroider, Barbara (2003): Minna Lachs – Facetten einer Persönlichkeit. Diplomarbeit. Salzburg. Universität.
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